Arbeitshilfen für die Gestaltung von Gottesdiensten zu Kasualien, Feierragen und besonderen Anlässen




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Sana10.04.2017
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2. Szene: Zuhause bei Familie Unruh in Wittenberg

Erzähler/in 2:

Wow! Wir sind im Jahr 1517!



Erzähler/in 1:

Nun komm schon, man darf uns hier nicht sehen. Wir sind nur Zuschauer! (beide ab auf die Bank vor der Sakristeitür)



Mutter Anna deckt den Tisch (streng).

Anna:

Magdalena, hilf mir den Tisch zu decken. Mein Gott, siehst du nicht, dass ich alle Hände voll zu tun habe?!



Magdalena hat verträumt an den Kräutern gerochen, summt, und erschrickt jetzt.

Magdalena:

Ja, natürlich, Frau Mutter (lässt eine Tasse fallen, die zerbricht). O nein, Frau Mutter, das wollte ich nicht!



Anna:

(schreit) Du ungeschicktes Kind! Sieh dir das an! Woraus willst du jetzt trinken? Wir haben doch nur fünf Tassen. Und du weißt genau, dass wir kein Geld haben, eine neue zu kaufen. Warte, bis der Vater heimkommt!

Magdalena:

(weint) Es tut mir doch so leid, Frau Mutter! Ich wollte Ihnen keinen Kummer machen!

Anna:

So wirst du nie einen Mann bekommen! Träumst den ganzen Tag durch die Gegend und bist zu nichts zu gebrauchen! Sag: Was hast du eben gemacht?



Magdalena:

Nichts Verbotenes, Frau Mutter! Ich habe nur mein kleines Kräuterbeet bewundert. Hier, Frau Mutter! (zeigt Rosmarin) Wissen Sie was? Ich glaube, Rosmarin hilft, wenn man zitternde Hände hat (macht es vor). Ich habe es dem Großvater gegeben, und er sagt, das Zittern ist schon viel weniger geworden (lächelt). Und, Frau Mutter, ich habe das Rosmarin auch der Lise gegeben. Sie wollte es unbedingt haben, weil ich ihr gesagt habe, dass Rosmarin auch hilft bei untreuen Männern. Und ihr Johannes …



Anna:

Nichts da! Nichts wirst du mehr tun! Und du wirst dein Beet zerstören, ist das klar?! Weißt du denn nicht, in was für eine Gefahr du dich begibst? Wenn Großvater das weitererzählt und die Lise, dann kann es passieren und irgendjemand klagt dich als Hexe an …



Magdalena:

Frau Mutter, ich bin doch keine Hexe. Das wisst Ihr!



Anna:

Was weiß ich, Magdalena? Ich weiß nur, dass die Zeiten hart sind, und die Menschen nach Schuldigen suchen für ihr Unglück. Annegret, unsere Nachbarin, hat gehört, dass die Pest wieder näher kommt. In Bernau sind an dieser furchtbaren Krankheit schon über 1000 Menschen gestorben. Das ist fast die Hälfte der Menschen, die dort wohnen. Wenn die Pest zu uns kommt – was Gott verhüten möge – dann werden sie auch hier nach Schuldigen suchen …



Magdalena:

Aber Mutter, bin ich denn schuld, wenn die Pest kommt?! Bin ich schuld, dass wir so arm sind? Bin ich schuld, wenn unsere Nachbarn ihren ganzen Hof, ihr Hab und Gut, dem Grafen von Wittenberg geben müssen, weil sie ihm die Miete nicht mehr bezahlen können?! Aber wenn es nach Ihnen, Frau Mutter, geht, dann bin ich noch selber schuld, dass ich nicht zur Schule gehen kann …



Anna:

Schweig jetzt, Magdalena, und versündige dich nicht! Niemand weiß, ob nicht der Teufel in der Nähe ist und nach uns greift. Bete, Magdalena, bete zur Jungfrau Maria und allen Heiligen, bete, dass sie dir deine ungehörigen Gedanken vergeben. Bete, dass der Teufel ablässt von dir. Bete, mein Kind!



Magdalena:

Frau Mutter!



Anna:

(schreit) Bete, mein Kind! Und geh endlich!

Magdalena geht schnell ab.

Erzähler/in 2 und Erzähler/in 1 kommen durch den Gang nach vorne.

Erzähler/in 2:

Mann, bin ich froh, dass ich die nicht als Mutter habe. »Frau Mutter!« und »Sie!«



Erzähler/in 1:

Das war ganz normal. Die Kinder hatten viel Respekt vor ihren Eltern … damals. Sie haben – fast – immer getan, was die Eltern wollten. Ohne Widerrede!



Erzähler/in 2:

Aber die Mutter ist ja völlig durchgedreht! So streng!



Erzähler/in 1:

Ja, streng ist sie. Aber durchgedreht, das glaube ich nicht. Ich glaube, die Mutter hat einfach selbst Angst. Angst um ihre Familie. Angst um Magdalena. Angst vor dieser schrecklichen Krankheit. Wie hieß die noch mal? Pest! Du schreist ja vielleicht auch, wenn du Angst hast, oder?



Erzähler/in 2:

Hm.


(Beide gehen nach vorne rechts zur Sakristeitür, setzen sich da.) Sag mal, gibt es die Pest heute auch noch?

Erzähler/in 1:

Es gibt sie noch, aber ganz selten und nicht bei uns. Und man kann sie mit Medikamenten ganz gut bekämpfen.



Heinrich kommt mit Jakob heim.

Heinrich:

Mahlzeit, meine liebe Frau.



Jakob:

(aufgeregt) Mahlzeit, Frau Mutter. Haben Sie schon gehört?

Anna:

Was, Jakob, mein Sohn, soll ich gehört haben?



Jakob:

Jetzt sagt auch der Thomas von nebenan: Die Sonne dreht sich gar nicht um die Erde. Die Erde soll sich um die Sonne drehen. Wir sind gar nicht der Mittelpunkt des Universums!



Erzähler/in 2:

(laut) Gott sei Dank!

Anna:

Schweig, Jakob! Was du redest, ist Teufelszeug. Die Heilige Kirche verbietet es, so etwas zu sagen! Und du weißt, dass wir über allem der Kirche gehorchen müssen … Und du, Heinrich, mach mir nicht auch noch mein zweites Kind rebellisch. Wir werden das alles büßen müssen!



Jakob:

Aber, Frau Mutter, vielleicht irrt sich ja die Kirche!



Anna:

Die Heilige Kirche kann sich nicht irren!



Jakob:

Aber Frau Mutter, die Priester und der Papst – das sind doch auch Menschen!



Anna:

Aber, aber … sie sind nicht wie wir. Sie sind anders! Sie sind Gott näher!



Heinrich:

Jakob, geh nach draußen und lass uns allein! (Jakob geht)

Anna, ich bitte dich!

Anna:

Du machst es dir leicht, Heinrich!



Heinrich:

Und du machst es dir auch leicht, Anna!



Anna:

Ich mache es mir leicht?! Ich habe im letzten Jahr ein Kind verloren, die Schafe sind uns ausgerissen, die Rüben sind auf dem Feld verfault – und du sagst, ich mache es mir leicht? Weißt du, was ich denke: Der Priester hatte Recht, als er gesagt hat: Gott will uns wahrscheinlich strafen für irgendetwas Böses, das wir getan haben. Gott ist böse auf uns.



Heinrich:

Aber warum sollte Gott böse auf uns sein? Natürlich: Wir sind keine Engel …



Anna:

Du hast doch einen Sack Korn versteckt; den hast du dem Grafen nicht gegeben.



Publikum und Sprecher/innen:

7. Gebot: Du sollst nicht stehlen!



Heinrich:

Soll ich meine Familie verhungern lassen?



Anna:

Aber es war Unrecht! Es ist Sünde! Und glaubst du, ich hätte nicht gesehen, wie du der Annegret hinterherschaust?



Publikum und Sprecher/innen:

6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen!

Außerdem: 10. Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist.

Anna:

Und du hast über Nachbar Philipp gelästert.



Heinrich:

Er hat auch über mich gelästert.



Publikum und Sprecher/innen:

8. Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten.



Anna:

(verzweifelt) Jeden Tag verstößt du gegen die Gebote! Und dann Magdalena mit ihren geheimnisvollen Kräutern, und jetzt kommt auch noch Jakob und will mir erzählen, dass alles falsch ist, was die Kirche uns lehrt? – Heinrich, der Teufel greift nach uns, er reißt schon seinen Rachen auf, ich spüre das …. wir müssen etwas dagegen tun!

Heinrich:

Ist ja gut, Anna! Ist ja schon gut! Du hast ja Recht: Wir schaffen es einfach nicht, Gottes Gebote zu halten … wir Menschen sind zu schwach … (Pause)

Aber ich habe eine Idee!

Lied


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