Liedpredigt über »Nun freut euch, lieben Christen g’mein«




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Sana10.04.2017
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Fünf Plädoyers zu Kirche und Reformation

Arno Schmitt

Die Beiträge erschienen über mehrere Jahre hinweg als 80-Zeilen-Kolumnen in der regionalen Tagespresse.

Und lass sie nicht liegen!

Nicht Querulant, nicht Besserwisser. Martin Luther war einer ihrer eifrigsten und gründlichsten. Er liebte seine Kirche und litt an ihr. »Den aller Weltkreis nie beschloss«: Sie haben sich seiner bemächtigt, zu einer Marionette gemacht, zum Deckmantel uralter Machtansprüche und nimmermüder Lust, die Seelen und die Welt zu beherrschen. Nein, so Martin Luther: Gott müsse sich selbst befreien, anders gelänge es nicht, Gott Gott sein und den Menschen Mensch werden zu lassen. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen.

Also her mit dem Hammer: 95 Sätze aufs Pergament und ran an die Tür. Öffentliche Einladung: Hallo, da draußen! Wir haben ein Problem! Die Liederlichkeit des Ablasshandels! Aber das nicht allein! Der Skandal reicht tiefer! Ans Fundament der Kirche! Auf wen ist die Kirche gepolt, so die Frage: auf Gott oder den Mammon? Schauplatz und Zeitpunkt der Demonstration: Schlosskirche zu Wittenberg, 31. Oktober 1517, Tag vor Allerheiligen. Die Thesen gingen wie ein Lauffeuer durchs Land!

Längst ist es still geworden um die Kirche der Reformation. Die Gemüter haben sich beruhigt. Mit protestantisch hatte sie es (von Ausnahmen abgesehen) ohnehin nie so recht. Dem Streit geht sie aus dem Weg, bleibt lieber auf den Fersen als aufzustehen, weicht lieber aus als sich zu stellen. Ob Luther seine Kirche wiedererkennen würde? Manchmal stelle ich mir vor (wünsche es mir geradezu), er würde seinen Sockel verlassen und nach uns Ausschau halten. Zu Papier und Feder, Nagel und Hammer würde er greifen und an die Türen kleistern: »Also doch, ihr habt es tatsächlich getan? Gott ins Abseits gedrängt? Ihm geraten, sich davon zu machen, und was euch ein Kreuz war, mitzunehmen? Seine Klarheit, seine Hoffnung, seine fassungslose Milde, seine Träume, seine Heiterkeit, seine Liebe, seine Vergebungsbereitschaft, die Anarchie seines Herzens? Mein Gott, nichts hat sich geändert! Der euch gesucht hat, sucht, alles mit euch teilen will: fortgeschickt habt ihr ihn, unter Arrest gestellt! ›Ein feste Burg ist unser Gott‹! Ja, ich hab es mir aus dem Herzen geschrieben. Aber singt es lieber nicht! Denn Gott nicht kaserniert habe ich gemeint, versteckt, hinter Mauern, sondern lebendig, in Sicht- und Rufweite! Gott und Mensch unterwegs! Auf Zukunftskurs: in Kenntnis der Gefahren, der Untiefen, der Grenzen, der eigenen auch, doch ohne Angst und in getrostem Vertrauen!«

Gott mag dich! Wie du bist, so bist du ihm recht! Nicht weil du es dir verdient hättest oder irgendwie irgendwann durch irgendetwas noch verdienen könntest! Umsonst, allein aus Gnade! Reformatorische Schlüsselerkenntnis. Ja, Kirche: Gott mag dich! Mit allem, was du bist und in den Jahrhunderten geworden bist! Da ist einiges zusammengekommen, du weißt es. Eine ganze Menge Gutes. Eine ganze Menge Schräges und Miserables aber auch. Meine nicht, Gott mit Ausreden kommen zu können. Du kennst seinen Kurs. Ins Freie will er dich führen. Das Leben soll wissen, worauf es sich verlassen kann. Aber noch einmal sich hinhalten, noch einmal mit sich spielen zu lassen, das wohl nicht mehr. Er würde sich seine Bündnispartner/innen anderswo suchen, seinen Plan mit anderen vollenden. Also, Gemeinschaft der Heiligen. Es ist dir mit der Gnade das Teuerste überhaupt gegeben. »Nimm sie und lass sie nicht liegen!« (Dietrich Bonhoeffer)


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