Wie ein Porträt Verbandsmitglieder verbindet
Das Porträt über Karin Huber Hurni in der März-Ausgabe 2019 hat bemerkenswerte Reaktionen ausgelöst: Mehrere Leserinnen und Leser mit einer weitgehend identischen Krankheitsgeschichte haben sich an die Redaktion gewandt, um mit der von einer Netzhautdegeneration betroffenen Juristin in Kontakt zu treten. Nachfolgend ihr Erfahrungsbericht.
«Es sei eingestanden: Als ich nach dem Erstgespräch in der SBV-Beratungsstelle Zürich angefragt wurde, ob ich mich für ein Porträt im Mitgliedermagazin zur Verfügung stellen würde, habe ich zunächst gezögert, schliesslich aber doch zugesagt. Einem rund einstündigen Interview gegen Jahresende 2018 folgte ein weiteres Beratungsgespräch gleichenorts mit Low-Vision-Experte Christoph Galli, das auch fotografisch festgehalten wurde. Als ich den Text wenig später zum Gegenlesen erhielt, war ich erleichtert, denn ich fand das Porträt sehr gut und vor allem treffend. Da der Porträt-Text überdies als Grundlage für ein Spendenmailing dienen sollte, war die Reichweite letztlich um einiges grösser als ursprünglich angenommen – inklusive Resonanz.
Als Erste rief mich eine gute Freundin an, die das Porträt auf der SBV-Webseite gefunden hatte. Obwohl wir uns gut kennen, hat sie der Text sehr berührt. Bald schon erkundigte sich zudem ein Anrufer nach meinen Erfahrungen mit der Zürcher Beratungsstelle, weil er sich versichern wollte, dass seine Spende richtig eingesetzt würde. Schliesslich kontaktierte mich auch die Redaktion – mit der Bitte, mich bei Leserinnen und Lesern zu melden, die auf das Porträt reagiert hatten. So führte ich einige Telefongespräche mit mir zuvor unbekannten Menschen, mit denen mich aber ähnliche Erfahrungen verbinden. In diesen Gesprächen wurde mir bewusst, dass ich keineswegs die Einzige bin, für die der Sehverlust eine grosse Herausforderung darstellt. Ein SBV-Mitglied schilderte mir die schwierige Situation, als seine Partnerin dement und pflegebedürftig wurde. Das Beispiel zeigt, dass eine Sehbeeinträchtigung eine auch so schon schwierige Situation in eine Grenzerfahrung verwandeln kann. Zum Glück meldete sich auch eine fast gleichaltrige Betroffene, die mir bei einem persönlichen Treffen von sich und ihren Erfahrungen erzählte. Mit ihr habe ich eine blinde Frau getroffen, die – wie ich – ihren Weg unabhängig und selbstbewusst geht. Vor allem aber ist es wichtig, sichtbar zu machen, dass Autonomie und Selbstbestimmung trotz Sehbehinderung möglich sind. Zögern Sie deshalb nicht, falls Sie dereinst für ein Porträt angefragt werden sollten!»
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