Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers und mit Einl und Anmerkungen versehen von Andreas Seider.




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20. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Nikomedier gegen Eusebius und Theogonius
“Wer ist es, der dem arglosen Volke solches beigebracht hat? Offenbar Eusebius, der Parteigänger tyrannischer Grausamkeit. Denn daß er in jeder Beziehung Anhänger des Tyrannen gewesen, kann man aus vielen Tatsachen ersehen. Es bezeugen dieses die Niedermetzelungen der Bischöfe, das heißt derjenigen, die wahrhaft Bischöfe waren, und es verkündet dieses laut die so schwer drückende Verfolgung der Christen. Ich will nichts sagen von seinem übermütigen Verhalten gegen mich, indem er zu der Zeit, wo die Gegenpartei in Zusammenkünften besonders rührig und tätig war, mich mit Späheraugen verfolgte und dem Tyrannen beinahe auch noch bewaffnete Hilfe geleistet hätte. Möge niemand glauben, daß ich etwa nicht imstande bin, dieses zu beweisen! Ein deutlicher Beweis hierfür ist die offenkundige Tatsache, daß die dem Eusebius anhängenden Priester und Diakonen öffentlich von mir überführt worden sind. Doch davon will ich nicht weiter reden. Ich habe dies auch jetzt nicht aus Ärger, sondern nur zu ihrer Beschämung vorgebracht. Das allein fürchte ich, das macht mir Sorge, daß ich sehen muß, wie Ihr zu Mitschuldigen des Verbrechens gemacht werdet. Denn durch die Verführung und das Ränkespiel des Eusebius ist Euer Inneres der Wahrheit entfremdet worden. Jedoch ist die Heilung nicht schwer, wenn Ihr wenigstens jetzt einen gläubigen und unbescholtenen Bischof erhaltet und Euere Augen auf Gott richtet, was gegenwärtig in Euerer Gewalt steht und auch schon früher von Euerer Entscheidung hätte abhängen sollen, wenn nicht der genannte Eusebius unter dem ränkevollen Schutz seiner Gesinnungsgenossen dorthin (zu Euch) gekommen wäre und die rechte Ordnung in unverschämter Weise gestört hätte.
Nachdem ich nun über eben diesen Eusebius Euerer Liebe einiges mitteilen mußte, so möge Euere Geduld sich erinnern, daß in der Stadt Nizäa eine Synode gehalten wurde, der ich auch selbst, der Stimme meines Gewissens folgend, beiwohnte, in keiner anderen Absicht, als alle zur Eintracht zu führen und vor allen Dingen jene Angelegenheit zu untersuchen und zu erledigen, die da ihren Anfang genommen hat mit dem unsinnigen Vorgehen des Arius von Alexandrien, die dann aber sofort an Kraft zugenommen hat durch den übel angebrachten und verderblichen Eifer des Eusebius. Was aber diesen Eusebius selbst betrifft, Geliebteste und Verehrteste, mit welcher Unruhe glaubt ihr wohl daß er dagestanden ist, als er von seinem eigenen Gewissen verurteilt wurde, mit welcher Beschämung, als seine falsche Lehre von allen Seiten zurückgewiesen wurde? Da schickte er zuerst verschiedene Mittelspersonen, welche für ihn Fürsprache einlegen sollten, dann begehrte er von mir selbst sozusagen Beistand, damit er nicht, auf einem so schweren Fehltritt betroffen, seines Amtes entsetzt würde. Zeuge dessen ist mir Gott selbst, der mir und Euch gewogen bleiben möge! Denn jener hat auch mich betrogen und schändlich hinter's Licht geführt, wie auch Ihr einsehen werdet. Denn alles nahm damals genau den Verlauf, wie er ihn wünschte, da er alle und jegliche Bosheit in seinem Herzen verborgen trug.
Um jedoch seine sonstigen verkehrten Handlungen zu übergehen, so vernehmet vor allem, bitte ich, was er da neulich wieder geleistet hat in Verbindung mit Theogonius, dem Mitgehilfen seiner unsinnigen Bestrebungen! Einige Alexandriner, die von unserem Glauben abgefallen waren, hatte ich hierherzuschicken befohlen, weil durch deren Wirken die Flamme der Zwietracht angefacht wurde. Aber diese braven und guten Bischöfe, welche der Wahrspruch der Synode ein für allemal zur Buße bestimmt hatte, nahmen nicht nur jene auf und brachten sie bei sich in Sicherheit, sondern eigneten sich auch deren schlechte Gesinnung an. Daher beschloß ich, in folgender Weise gegen diese Undankbaren vorzugehen: ich befahl nämlich, sie zu ergreifen und so weit fort als nur möglich in die Verbannung zu schicken. Jetzt ist es Euere Pflicht, zu Gott aufzuschauen mit jenem Glauben, der anerkanntermaßen immer geherrscht hat und gebührenderweise auch jetzt herrschen soll, und sich so aufzuführen, wie zu unserer Freude sittenreine, rechtgläubige und menschenfreundliche Bischöfe sich verhalten. Wenn aber jemand es unklugerweise wagen sollte, sich zur Auffrischung des Andenkens oder zum Lobe jener verderblichen Menschen verleiten zu lassen, so wird er sofort durch das Eingreifen des Dieners Gottes, das ist durch mich, von seiner Verwegenheit zurückgeführt werden. Gott möge Euch, geliebte Brüder, in seinen Schutz nehmen!“
Damals wurden also diese Bischöfe abgesetzt und aus ihren Städten vertrieben; und Nikomedien wurde dem Amphion, Nizäa dem Chrestos anvertraut. Jene bedienten sich aber dann wieder ihrer gewohnten listigen Kunstgriffe, und als sie das menschenfreundliche Wesen des Kaisers der Täuschung zugänglich fanden, nahmen sie den Kampf von neuem auf und erlangten auch wieder den früheren Einfluß.


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