|
Schreiben des Arius an den Bischof Eusebius von Nikomedien
|
bet | 2/173 | Sana | 07.04.2017 | Hajmi | 1,24 Mb. | | #3396 |
5. Schreiben des Arius an den Bischof Eusebius von Nikomedien
„Dem geliebtesten Herrn, dem Manne Gottes, dem gläubigen und rechtgläubigen Eusebius entbietet Gruß im Herrn Arius, der von dem Vater Alexander wegen der über alles siegreichen Wahrheit, deren Beschützer auch Du bist, ungerecht Verfolgte.
Da mein Vater Ammonius nach Nikomedien reist, so schien es passend und geziemend, Dich durch ihn zu grüßen und zugleich Deine angeborene Liebe und Gewohnheit, welche Du um Gottes und seines Christus willen gegen die Brüder hegst, daran zu erinnern, wie gewaltig uns der Bischof bedrängt und verfolgt und wie er alle Mittel gegen uns in Bewegung setzt, so daß er uns sogar wie Gottesleugner aus der Stadt vertrieben hat, und dieses darum, weil wir ihm nicht zustimmen, wenn er öffentlich lehrt: „Immer ist Gott, immer der Sohn, zugleich der Vater und zugleich der Sohn; der Sohn existiert mit Gott nach Art des Ungezeugten; er ist immer gezeugt, gezeugt von dem Ungezeugten; weder dem Gedanken noch der geringsten Zeit nach ist Gott früher als der Sohn; immer ist Gott, immer der Sohn, aus Gott selbst ist der Sohn.“ — Da nun Eusebius von Cäsarea, Dein Bruder, und Theodotus, Paulinus, Athanasius, Gregorius, Aëtius und alle aus dem Morgenlande sagen, daß Gott ein anfangsloses Dasein vor dem Sohne besitzt, so wurden sie mit dem Banne belegt, ausgenommen allein Philogonius und Hellanikus und Makarius, irrgläubige und ungebildete Menschen, von denen die einen den Sohn als etwas (aus Gott) Hervorgesprudeltes1, andere als etwas Hervorgewachsenes2, andere als mitungezeugt3 bezeichnen. Derartige Gottlosigkeiten können wir nicht einmal anhören, und wenn uns diese Ketzer auch tausendmal mit dem Tode drohen. Was aber sagen und denken denn wir, was haben wir immer gelehrt und lehren wir noch jetzt? Daß der Sohn nicht ungezeugt ist noch auch in irgendeiner Weise ein Teil eines Ungezeugten, noch aus irgendeiner vorliegenden Substanz geworden, sondern daß er nach Gottes Willen und Ratschluß vor der Zeit und vor allen Zeiträumen entstand als vollkommener Gott, als der Eingeborne und Unveränderliche, und daß er nicht war, bevor er gezeugt oder geschaffen oder bestimmt oder gegründet wurde; denn er war nicht ungezeugt. Wir werden also verfolgt, weil wir sagen, der Sohn habe einen Anfang, Gott dagegen sei anfangslos; darum werden wir verfolgt und dann, weil wir sagen, er sei aus nicht Seiendem. So aber drücken wir uns deshalb aus, weil er ja weder ein Teil Gottes noch aus irgendeiner vorliegenden Substanz geworden ist. Darum werden wir verfolgt; das übrige weißt Du. — Lebe wohl im Herrn und gedenke unserer Trübsal, Du getreuer Genosse aus der Schule Luzians, in Wahrheit ein Eusebius!“
Von den oben Angeführten war Eusebius Bischof von Cäsarea, Theodotus von Laodicea, Paulinus von Tyrus, Athanasius von Anazarbus, Gregorius von Berytus, Aëtius von Lydda; dieses Lydda heißt jetzt Diospolis. Diese nun rühmte sich Arius als Gesinnungsgenossen zu besitzen. Als seine Gegner aber nannte er den Bischof Philogonius von Antiochien, den Hellanikus von Tripolis und Makarius von Jerusalem. Gegen diese erhebt er falsche Anklagen, weil sie den Sohn ewig und vorzeitlich, dem Vater gleichwürdig und gleichwesentlich nannten. — Nachdem nun Eusebius diesen Brief erhalten hatte, ließ auch er seine eigene gottlose Gesinnung zu Tage treten. Er richtete nämlich an den Bischof Paulinus von Tyrus folgendes Schreiben.
6. Schreiben des Bischofs Eusebius von Nikomedien an den Bischof Paulinus von Tyrus
„Meinem Gebieter Paulinus entbiete ich, Eusebius, Gruß im Herrn.
Gleichwie der Eifer meines Herrn Eusebius1 für die wahre Lehre nicht verschwiegen und verborgen geblieben, sondern die Kunde hiervon rasch auch bis zu uns gedrungen ist, so gilt das gleiche auch von Deinem diesbezüglichen Schweigen, o Herr; und wie es nicht anders sein konnte, sind wir durch das Verhalten meines Herrn Eusebius mit Freude, durch Deine Zurückhaltung aber mit Betrübnis erfüllt worden, da wir nämlich schon das Schweigen eines solchen Mannes als einen Nachteil für unsere Sache betrachten. Daher ersuche ich Dich, der Du ja weißt, wie wenig es einem verständigen Manne geziemt, bei abweichender Überzeugung mit der Wahrheit zurückzuhalten, Dich aufzuraffen und zur schriftstellerischen Tätigkeit über diesen Gegenstand zu entschließen, die Dir selbst nützen wird und denen, die auf Dich hören, besonders wenn Du Dich bei Deinen Ausführungen an die Heilige Schrift anschließen und den Spuren ihrer Worte und Gedanken folgen willst. Haben wir ja doch, mein Herr, niemals von zwei ungezeugten Wesen gehört, und auch niemals gelernt und geglaubt, daß ein ungezeugtes Wesen in zwei Wesen geteilt worden sei oder nach Art der Körper eine Entwicklung erfahren habe; sondern eines ist das Ungezeugte, eines das von ihm in Wahrheit, aber nicht aus seiner Substanz Gewordene, das in keiner Weise an der ungezeugten Natur teil hat, noch aus der Substanz des Ungezeugten ist, das vielmehr, seiner Natur und Macht nach ganz und gar ein Anderes, nur nach Anlage und Kraft seinem Urheber vollkommen ähnlich gestaltet ist. Was aber den Ursprung desselben betrifft, so glauben wir, daß derselbe weder mit Worten erklärt noch auch mit dem Verstande nicht nur der Menschen, sondern selbst der über den Menschen stehenden höheren Wesen erfaßt werden kann.
Indem wir dieses behaupten, stellen wir keineswegs unsere eigenen Gedanken auf, sondern nur das, was wir von der Heiligen Schrift gelernt haben. Wir haben nämlich gelernt, daß der Sohn seiner Wesenheit und unveränderlichen und unaussprechlichen Natur nach und in seiner Ähnlichkeit mit seinem Urheber geschaffen und gegründet und gezeugt ist, wie der Herr selbst sagt: „Gott schuf mich als Erstling seiner Wege, und vor der Zeit gründete er mich, vor allen Hügeln zeugte er mich2.“ Wenn er (der Sohn) dagegen aus ihm (Gott), das ist von ihm wäre, etwa wie ein Teil von ihm oder aus einem Erguß seines Wesens, so würde er nicht mehr als geschaffen oder gegründet bezeichnet werden. Dieses kannst Du, o Herr, fürwahr auch selbst nicht verkennen. Denn was aus dem Ungezeugten sein Dasein hätte, das könnte nicht mehr von einem anderen oder von dem Ungezeugten geschaffen oder gegründet sein, da es seinem Ursprunge nach ein Ungezeugtes wäre. Will man aber in dem Umstande, daß der Sohn als gezeugt bezeichnet wird, eine Andeutung finden, als wenn er aus dem väterlichen Wesen entstanden wäre und daher auch dieselbe Natur wie der Vater hätte, so wissen wir, daß die Schrift das Gezeugtsein nicht nur von ihm allein aussagt, sondern auch von den Wesen, die ihm von Natur aus in allem unähnlich sind. So sagt sie auch von Menschen: „Söhne habe ich erzeugt und erhöht; sie aber haben mich verachtet1.“ Und wiederum: „Gott, der dich gezeugt, hast du verlassen2.“ Und mit Bezug auf andere Dinge sagt sie: „Wer zeugte des Taues Tropfen3?“ Mit solchen Ausdrücken will sie nicht eine Natur aus einer anderen herleiten, sondern nur für jegliches der geschaffenen Dinge den Ursprung aus dem Willen Gottes bezeichnen. Denn nichts ist aus seinem Wesen, sondern alles ist durch seinen Willen geworden, und jedes ist so, wie es geworden ist. Denn jener ist Gott; die Dinge aber sollten, um Gott ähnlich zu werden, dem Worte (Logos) ähnlich sein; diese sind nach seinem freien Willen geworden. Diese sind alle von Gott durch das Wort gemacht worden, alles aber ist aus Gott.
Diese Gedanken mögest Du aufnehmen und gemäß der von Gott Dir verliehenen Geistesgabe in eine entsprechende Form bringen und alsbald meinem Herrn Alexander übermitteln. Ich hege nämlich die zuversichtliche Hoffnung, Du werdest ihn durch Dein Schreiben zu anderen Ansichten bringen. Grüße alle Brüder im Herrn! Die göttliche Gnade erhalte Dich, o Herr, gesund und betend für uns!“
Derartige Schreiben sandten sich nun auch diese (die Gesinnungsgenossen des Arius) einander zu und rüsteten sich so zum Kampf gegen die Wahrheit.
Als nun infolgedessen die gotteslästerliche Neuerung in den ägyptischen und morgenländischen Kirchen sich ausbreitete, entstanden in jeder Stadt und in jedem Dorfe Zerwürfnisse und Streitigkeiten über die göttlichen Lehren. Das übrige Volk aber spielte den Zuschauer gegenüber den Ereignissen und den Richter bei den Wortkämpfen, und die einen gaben dieser Partei recht, die anderen der Gegenpartei; und die Vorgänge hätten einen trefflichen Stoff gegeben zu einem Trauerspiel und zu Klageliedern. Denn es waren jetzt nicht, wie in früheren Zeiten, Fremde und Feinde, welche die Kirche bedrängten, sondern die eigenen Stammes- und Haus- und Tischgenossen setzten jetzt statt der Speere ihre Zungen gegeneinander in Bewegung; ja noch mehr, diejenigen, welche als Glieder zusammen und zu einem Leibe gehörten, führten gegeneinander die Waffen.
7. Die Verhandlungen auf der großen Synode zu Nizäa (325)
Sobald der Kaiser, dieser weise Fürst, von den geschilderten Vorgängen Kunde erhielt, trachtete er zuerst die Quelle der Übel selbst zu verstopfen und sandte zu diesem Zwecke einen durch seine Geschäftsgewandtheit berühmten Mann4 mit einem Schreiben nach Alexandrien, indem er so den Streit zu schlichten versuchte und die aufgeregten Gemüter zur Ruhe und Eintracht zurückzuführen hoffte. Als er sich jedoch in seiner Hoffnung getäuscht sah, berief er jene hochberühmte Synode nach Nizäa und ermächtigte die Bischöfe und ihre Begleiter, sich zur Reise dahin der dem Staate gehörigen Esel, Maulesel, Maultiere und Pferde zu bedienen. Nachdem dann alle sich eingefunden, so viele ihrer die Beschwerden der Reise ertragen konnten, kam er auch selbst nach Nizäa, teils getrieben von dem Verlangen, eine solch große Versammlung von Hohenpriestern zu sehen, teils in der Absicht, die Einigkeit unter ihnen wieder herzustellen. Sofort gab er auch Auftrag, sie mit allem reichlich zu versehen.
Es hatten sich dreihundertachtzehn Bischöfe eingefunden. Der von Rom fehlte wegen seines hohen Alters; indessen hatte er zwei Priester gesandt und sie bevollmächtigt, den Verhandlungen zuzustimmen.
Es gab aber in jener Zeit viele Bischöfe, welche durch apostolische Gnadengaben hervorleuchteten, und viele, die, um mit dem heiligen Apostel zu sprechen, die Wundmale unseres Herrn Jesu an ihrem Leibe trugen. Jakobus zum Beispiel, der Bischof von Antiochia Mygdonia, einer Stadt, die von den Syrern und Assyriern Nisibis genannt wird, hatte sogar Tote erweckt und dem Leben zurückgegeben und andere zahllose Wunder gewirkt, die ich nach meinem Dafürhalten hier in diesem Werke nicht neuerdings anzuführen brauche, da ich sie in meiner Mönchsgeschichte1 bereits erzählt habe. Paulus von Neocäsarea, einer kleinen Festung am Ufer des Euphrat, hatte in der Verfolgung des Licinius gelitten; er war nämlich an beiden Händen gelähmt, da man ihm glühendes Eisen darangehalten und damit die der Bewegung dienenden Sehnen zusammengezogen und getötet hatte. Anderen war das rechte Auge ausgestochen worden; wieder anderen war die rechte Kniekehle durchschnitten; einer von diesen war Paphnutius aus Ägypten; mit einem Worte, man konnte dort an einem Orte versammelt eine ganze Schar von Martyrern sehen.
Doch fehlte es in dieser heiligen und ehrwürdigen Versammlung auch nicht an Widersachern; es gab auch einige, die zwar leicht zu zählen waren, aber voll heimlicher Tücke gleich Untiefen im Wasser ihre böse Gesinnung verbargen und die Lästerungen des Arius nur insgeheim verteidigten.
Nachdem alle zusammengekommen waren, ließ der Kaiser einen sehr großen Saal in seinem Palaste herrichten und befahl, möglichst viele Bänke und Stühle in demselben aufzustellen, so daß sie für die Zahl der Bischöfe hinreichten. Als er so die ihrer Würde entsprechenden Vorbereitungen getroffen, hieß er sie eintreten und über die vorliegenden Gegenstände verhandeln. Er ging auch selbst hinein, jedoch als der letzte und mit geringem Gefolge, hervorragend durch körperliche Größe, ausgezeichnet durch männliche Schönheit, noch bewunderungswürdiger aber durch den Ausdruck der Ehrfurcht, der auf seinem Antlitz ruhte. Er ließ sich auf einem kleinen Sessel nieder, der in der Mitte für ihn aufgestellt worden war, nachdem er vorher die Bischöfe ersucht hatte, ihm solches zu gestatten. Zugleich mit ihm setzte sich die ganze heilige Versammlung.
Sofort begann nun als erster Redner der große Eustathius, der vor kurzem den Bischofsstuhl der Antiochenischen Kirche eingenommen hatte — der oben2 erwähnte Philogonius war nämlich zu einem besseren Leben hinübergegangen, worauf Eustathius gegen seinen Willen von Bischöfen, Priestern und dem gesamten Christus liebenden Volke einstimmig genötigt wurde, die Leitung jener Kirche als Nachfolger des Philogonius zu übernehmen —, dieser Eusthatius flocht also einen Kranz von Lobsprüchen wie von Blumen um das Haupt des Kaisers und vergalt dessen Eifer für die religiösen Angelegenheiten mit Lobeserhebungen. Als er geendet, hielt der gepriesene Kaiser selbst eine Rede über die Eintracht und die Einmütigkeit der Gesinnungen, wobei er der Grausamkeit der früheren tyrannischen Kaiser und des unter seiner Regierung von Gott verliehenen hochschätzbaren Friedens gedachte und hervorhob, wie schrecklich, ja nur zu schrecklich es wäre, wenn sie jetzt nach Vernichtung der Feinde, da niemand mehr zu widerstehen wage, einander selbst bekämpften und den Böswilligen Anlaß zur Freude und zum Lachen böten, zumal da sie über heilige Dinge stritten und doch die Lehre des Heiligen Geistes in der Schrift besäßen. „Denn“, sagte er, „die Bücher der Evangelien, die Schriften der Apostel und die göttlichen Aussprüche der alten Propheten lehren uns deutlich, wie man in Betreff des göttlichen Wesens zu denken hat. Laßt uns daher die Streit erzeugende Zwietracht beiseite setzen und aus der göttlichen Offenbarung die Lösung der fraglichen Schwierigkeiten entnehmen!“
Dieses und Ähnliches gab er wie ein Sohn, der seinen Vater liebt, den Bischöfen als Vätern zu erwägen, emsig bemüht, die Einheit der apostolischen Lehre zu erhalten. Die Mehrzahl der versammelten Väter leistete denn auch seinen Worten Folge und ließ sich die Erhaltung der Eintracht untereinander und die Bewahrung der gesunden Lehre angelegen sein. Einige wenige aber, die ich schon vorhin erwähnte, und außer diesen Menophantus von Ephesus, Patrophilus von Scythopolis, Theogonius, der Bischof von Nizäa selbst, und Narcissus von Neronias, einer Stadt im östlichen Zilizien, die jetzt Irenopolis heißt, ferner Theonas von Marmarika und Sekundus von Ptolemais in Ägypten: diese widersprachen der apostolischen Lehre und erklärten sich für Arius. Ja sie entwarfen sogar eine Glaubensformel und legten sie der Versammlung vor. Als sie aber zur Verlesung kam, wurde sie sofort von allen verworfen und als unecht und gefälscht bezeichnet. Es entstand ein sehr großer Lärm und Unwille gegen jene, und alle bezichtigten sie des Verrats am Glauben. Da gerieten sie in Furcht, erhoben sich und sagten sich als die ersten von Arius los, ausgenommen Sekundus und Theonas. Nachdem so dieser Gottlose preisgegeben war, entwarfen alle einmütig das noch bis heute in den Kirchen anerkannte und gebrauchte Glaubensbekenntnis, bestätigten es durch ihre Unterschrift und hoben alsdann die Versammlung auf.
8. Widerlegung der Anhänger des Arius aus den Schriften des großen Eustathius und des Athanasius
Indessen hatten die vorhin genannten Bischöfe diesem Glaubensbekenntnisse nur äußerlich, nicht mit innerer Überzeugung zugestimmt. Das beweisen sowohl ihre späteren Umtriebe gegen die Verteidiger des wahren Glaubens wie auch die von diesen gegen sie gerichteten Schriften.
Der berühmte Bischof Eustathius von Antiochien, den ich schon oben1 erwähnte, schreibt da, wo er diese Geschichte erzählt, ihre gotteslästerliche Lehre widerlegt und die Stelle aus den Sprichwörtern erklärt, die da lautet: „Der Herr schuf mich als Erstling seiner Wege zu seinen Werken2, folgendes über sie:
„Ich komme nach diesem Punkt nunmehr auch auf die Konzilsverhandlungen. Was geschah nun? Nachdem aus diesem Anlaß eine sehr große Synode in Nizäa sich versammelte und wenigstens zweihundertsiebzig an der Zahl sich dort zusammenfanden — die genaue Zahl vermag ich nämlich bei der großen Menge der Männer nicht anzugeben, zumal ich auch keineswegs mit besonderem Eifer darnach geforscht habe —, da wurde, als man nach dem richtigen Ausdruck des Glaubens suchte, als klare und bündige Bezeugung desselben das von Eusebius verfaßte gotteslästerliche Bekenntnis vorgelegt. Als dieses aber öffentlich verlesen wurde, bereitete es sofort durch seine Verkehrtheit den Zuhörern unermeßlichen Schmerz, seinem Urheber aber unauslöschliche Schande. Da also das Treiben der Partei des Eusebius vollständig aufgedeckt und das glaubensfeindliche Bekenntnis vor aller Augen zerrissen war, bestimmten einige auf Verabredung hin, angeblich um des Friedens willen, alle, die sonst sehr gut zu reden gewohnt waren, zum Schweigen. Die arianisch Gesinnten aber traten aus Furcht, von einer so großen Versammlung und Synode ausgeschlossen zu werden, eilends vor, verwarfen und verdammten die verurteilte Lehre und unterzeichneten eigenhändig die gemeinsamen Beschlüsse. Nachdem sie aber auf den bischöflichen Stühlen durch alle möglichen Umtriebe sich behauptet haben, während sie doch eigentlich hätten Buße tun sollen, so predigen sie jetzt wieder bald im geheimen, bald auch offen die verworfenen Lehren, wobei sie verschiedene hinterlistige Kniffe gebrauchen. Weil sie das von ihnen gepflanzte Unkraut dauernd erhalten möchten, hegen sie Furcht vor den Einsichtigen, meiden die Aufseher und bekämpfen so die Verkündiger der wahren Lehre. Indessen glauben wir nicht, daß gottlose Menschen auf solche Weise die Gottheit je besiegen werden. Denn wenn sie auch wieder zu Kräften kommen, so werden sie doch wieder bezwungen werden, nach den Worten des erhabenen Propheten Isaias1.“
Soweit der große Eustathius. Sein Kampfgenosse, der Verteidiger der Wahrheit, Athanasius, der dem berühmten Alexander auf dem bischöflichen Stuhle gefolgt war, berichtet in seinem Briefe an die Afrikaner2 unter anderem auch folgendes:
„Da die Bischöfe, die zusammengekommen waren, beabsichtigten, die von den Arianern neu erfundenen gottlosen Formeln zu beseitigen, nämlich jenes „aus nicht Seiendem“, und die Behauptung, der Sohn sei ein Geschöpf und Werk, und „es gab eine Zeit, wo er nicht war“, sowie daß er wandelbarer Natur sei, dafür aber die allgemein anerkannten Ausdrücke der Heiligen Schrift aufzustellen, nämlich daß der Sohn seiner Natur nach der Eingeborne aus Gott sei, das Wort, die Macht und die einzige Weisheit des Vaters3, daß er wahrer Gott sei, wie Johannes sagt4, und wie Paulus schreibt, der Abglanz der Herrlichkeit und das Ebenbild des Wesens des Vaters5: da sagten die Eusebianer, ganz beherrscht von ihrem falschen Glauben: „Laßt uns dem zustimmen; denn auch wir sind ja aus Gott; denn es ist nur ein Gott, aus dem Alles ist6”, und „das Alte ist vergangen, sieh, alles ist neu geworden, alles aber ist aus Gott7“. Sie erwogen ferner auch, was im Hirten geschrieben steht: „Vor allem glaube, daß ein Gott ist, der alles geschaffen und geordnet und aus dem Nichtsein in das Dasein gesetzt hat1.“ Allein die Bischöfe durchschauten ihre Arglist und ihr gottloses Ränkespiel und erklärten den Ausdruck „aus Gott“ noch genauer und schrieben dafür, daß der Sohn aus dem Wesen Gottes sei, damit so von den Geschöpfen, weil sie nicht aus sich selbst und nicht ohne äußere Ursache sind, sondern einen Anfang des Seins haben, gesagt werde, sie seien „aus Gott“, dagegen einzig und allein vom Sohne als besondere Eigentümlichkeit gelehrt werde, er sei „aus dem Wesen des Vaters“. Hierin besteht nämlich der ausschließliche Vorzug des eingebornen und wahrhaften Wortes des Vaters. Dieses war also der Grund, weshalb man schrieb „aus dem Wesen“.
Als dann die Bischöfe jene, die anscheinend nur wenige waren, neuerdings fragten, ob sie den Sohn nicht als ein Geschöpf, sondern als die Kraft und einzige Weisheit des Vaters2, als sein ewiges, in allem getreues Abbild3 und als wahren Gott4 anerkennten, da bemerkte man, wie die Eusebianer einander zuwinkten und zu verstehen gaben: „Auch dieses paßt noch auf uns; denn auch wir werden Gottes Bild und Abglanz genannt5, auch von uns heißt es: „Immerdar werden wir, die wir leben . . .6”, und es gibt gar viele Kräfte. „Es zog aus“, so steht geschrieben, „die ganze Kraft Gottes aus dem Lande Ägypten7.“ Die Raupe und die Heuschrecke werden eine große Kraft genannt8, und wieder heißt es: „Der Herr der Kräfte ist mit uns, unser Retter ist der Gott Jakobs9.“ Aber auch das können wir sagen, daß wir Gottes Angehörige sind, zwar nicht schlechthin, sondern insofern als er uns sogar Brüder genannt hat10. Wenn man ferner den Sohn als wahren Gott bezeichnet, so bringt uns auch das nicht in Verlegenheit; denn er ist ein wahrer gewordener Gott.“
So dachten die Arianer in ihrem verkehrten Sinn. Aber auch hier durchschauten die Bischöfe ihre List und sammelten aus der Schrift Ausdrücke und Stellen wie „Abglanz“, „Quelle und Fluß“ und „Ebenbild seines Wesens11”, ferner: „In deinem Lichte werden wir das Licht schauen12” und: „Ich und der Vater sind eins13”, und schrieben endlich noch deutlicher und kurz, der Sohn sei dem Vater gleichwesentlich; denn alle die eben genannten Ausdrücke haben diese Bedeutung.
Auch ihr Murren darüber, daß die Bezeichnungen (der Bischöfe) nicht in der Hl. Schrift enthalten seien, wird durch sie selbst als grundlos erwiesen. Denn nachdem sie selbst von nicht schriftgemäßen Ausdrücken einen schlechten Gebrauch gemacht haben — die Formeln: „aus Nichtseiendem“ und „es war eine Zeit, wo er nicht war“, finden sich ja auch nicht in der Schrift —, klagen sie jetzt darüber, daß sie durch nicht der Schrift entnommene, aber gut erdachte Ausdrücke verurteilt worden sind. Sie selbst haben nämlich ihre Ausdrücke sozusagen auf dem Misthaufen gefunden und jedenfalls von der Erde genommen; die Bischöfe aber haben ihre Bezeichnungen nicht für sich selbst erfunden, sondern was sie bei den Vätern bezeugt fanden, das haben sie niedergeschrieben. Denn schon in alter Zeit, vor ungefähr hundertdreißig Jahren, haben Bischöfe sowohl in dem großen Rom als auch in unserer Stadt diejenigen des Irrtums beschuldigt, welche behaupteten, daß der Sohn ein Geschöpf und dem Vater nicht gleichwesentlich sei1. Das wußte auch Eusebius, der Bischof von Cäsarea, der zuerst der arianischen Häresie zugetan war, später aber die Beschlüsse der nizänischen Synode unterzeichnete. Er richtete auch an die Seinigen ein Schreiben, worin er versichert, daß er auch unter den Alten einige gelehrte und berühmte Bischöfe und Schriftsteller kenne, die von der Gottheit des Vaters und Sohnes den Ausdruck „gleichwesentlich“ gebraucht hätten.“
Die arianisch Gesinnten verheimlichten also ihre geistige Krankheit aus Furcht vor der großen Zahl der Bischöfe und stimmten den Beschlüssen bei, zogen sich aber dadurch jenen Tadel zu, den der Gott des Weltalls durch den Propheten auch über sie ausspricht: „Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir2.“ Theonas jedoch und Sekundus wollten dieses nicht tun und wurden daher von allen einstimmig ausgeschlossen, weil sie die Gotteslästerungen des Arius der evangelischen Lehre vorgezogen hätten. Darauf traten die Bischöfe nochmals zu einer Sitzung zusammen und erließen noch zwanzig Dekrete über die kirchliche Verwaltung.
9. Verhandlungen über Melitius aus Ägypten, von dem die schismatischen Melitianer stammen, die sich bis heute erhalten haben. Synodalschreiben über ihn
Nicht lange vor Ausbruch der arianischen Wirren war Melitius zur bischöflichen Würde erhoben, dann aber, auf mehreren Gesetzwidrigkeiten3 betroffen, durch den heiligmäßigen Bischof Petrus von Alexandrien, der später die Krone des Martertums erlangte, wieder abgesetzt worden. Indessen gab er sich mit dem Absetzungsurteil nicht zufrieden, sondern brachte die Thebais und die angrenzenden Teile von Ägypten vollständig in Aufruhr und Verwirrung, indem er dem Vorrang des Bischofs Alexander von Alexandrien seine eigene angemaßte Herrschaft entgegenstellte. Daher schrieben die Bischöfe an die Kirche von Alexandrien, was sie in bezug auf diese Neuerung beschlossen hatten, nämlich folgendes :
Synodalschreiben
„Der durch die Gnade Gottes heiligen und großen Kirche von Alexandrien und den geliebten Brüdern in Ägypten, Libyen und der Pentapolis entbieten die in Nizäa versammelten und die große und heilige Synode feiernden Bischöfe Gruß im Herrn.
Nachdem uns die Gnade Gottes und der Ruf unseres gottgeliebtesten Kaisers Konstantin aus den verschiedenen Provinzen und Städten zur großen und heiligen Synode in Nizäa zusammengeführt hat, erschien es notwendig, im Namen der ganzen heiligen Synode auch an Euch einen Bericht zu senden damit Ihr sehen könnt, was in Vorschlag gebracht und Untersuchung gezogen und was für gut befunden und beschlossen wurde. Zuerst nun ward in Gegenwart unseres gottgeliebtesten Kaisers Konstantin eine Untersuchung gepflogen in Betreff der unseligen Lehre des Arius und einstimmig beschlossen, seine gottlose Lehre und die sakrilegischen Aussprüche und Behauptungen, mit denen er den Sohn Gottes lästerte, zu verwerfen, da er nämlich behauptete, daß der Sohn Gottes aus nichts sei und daß er nicht gewesen, bevor er gezeugt wurde, daß es eine Zeit gegeben, wo er nicht war, und daß er, der Sohn Gottes, vermöge seiner Willensfreiheit der Schlechtigkeit wie der Tugend fähig gewesen sei. Alle diese Behauptungen belegte die heilige Synode mit dem Anathem, indem sie eine so gottlose Lehre, solchen Unsinn und so gotteslästerliche Aussprüche nicht einmal anzuhören vermochte. Welches Urteil aber schließlich über Arius selbst gefällt wurde, das habt Ihr entweder schon gehört oder werdet es bald vernehmen; wir wollen das hier übergehen, damit wir nicht den Schein erregen, als wollten wir einem Menschen, der für seine Verirrungen bereits die verdiente Strafe empfangen, noch Spott und Hohn zufügen. So sehr aber hatte seine Ketzerei schon um sich gegriffen, daß auch Theonas von Marmarika und Sekundus von Ptolemais mit in das Verderben hineingezogen wurden. Denn auch diese hat dasselbe Schicksal ereilt wie jenen.
Nachdem also die Gnade Gottes Ägypten von dieser verkehrten und gotteslästerlichen Lehre und von den Menschen, die es gewagt hatten, Zwiespalt unter dem früher so friedlichen Volke zu erregen, befreit hatte, erübrigte noch die Verhandlung über das verwegene Vorgehen des Melitius und der von ihm Geweihten. Was die Synode nun in dieser Angelegenheit bestimmt hat, das wollen wir Euch, geliebte Brüder, kund und zu wissen machen. Es wurde, da die Synode zu einer gar großen Milde geneigt war — denn nach strengem Recht hätte er gar keine Nachsicht verdient —, es wurde also beschlossen, daß Melitius in seiner Stadt bleiben dürfe, aber keinerlei Befugnis haben solle, weder zu wählen noch zu weihen noch auch auf dem Lande oder in irgendeiner Stadt in dieser Absicht zu verweilen, daß er vielmehr von seiner Würde nur den Titel behalten solle. Die von ihm bestellten Kleriker aber sollen durch eine heiligere Handauflegung bestätigt und unter folgenden Bedingungen zur Kirchengemeinschaft zugelassen werden: Daß sie nämlich zwar die heiligen Handlungen verrichten dürfen, jedoch in jeder Diözese und Kirche den zweiten Rang einnehmen sollen nach allen denjenigen, die in Unterordnung unter unseren hochverehrten Amtsgenossen Alexander befunden werden und früher geweiht worden sind, so daß ihnen also keine Vollmacht zusteht, (bei Wahlen zu kirchlichen Ämtern) die ihnen gefälligen Personen zu wählen oder in Vorschlag zu bringen oder überhaupt etwas zu tun ohne Genehmigung des Bischofs der katholischen und apostolischen Kirche, der dem Alexander untergeordnet ist. Diejenigen aber, die mit Hilfe der göttlichen Gnade und um Euerer Gebete willen in keinem Schisma befunden werden, sondern untadelig in der katholischen und apostolischen Kirche geblieben sind, diese sollen das Recht haben, zu den geistlichen Ämtern die Würdigen zu wählen und vorzuschlagen und überhaupt alles zu tun, was ihnen nach den kirchlichen Gesetzen und Vorschriften zusteht. Wenn aber einer von denen, welche immer in der Kirchengemeinschaft geblieben sind, mit Tod abgehen sollte, dann mögen die nun Aufgenommenen an ihre Stelle treten, vorausgesetzt, daß sie würdig erscheinen und das Volk sie wählt und der Bischof der katholischen Kirche von Alexandrien seine Zustimmung und Bestätigung hierzu gewährt. Dieses wurde nun allen anderen zugestanden; hinsichtlich der Person des Melitius wurde jedoch keineswegs das gleiche für gut befunden, und zwar mit Rücksicht auf seine frühere Verletzung der kirchlichen Ordnung und wegen seiner Neigung zu voreiligen und unüberlegten Handlungen, damit keinerlei selbständige Befugnis einem Manne verliehen würde, der wieder dieselben Unordnungen hervorrufen könnte. —
Wir verkünden Euch aber auch noch eine frohe Botschaft bezüglich der Einigung in der Feier unseres hochheiligen Osterfestes, daß nämlich auf Eure Gebete hin auch diese Angelegenheit glücklich geordnet wurde, und zwar in der Weise, daß alle morgenländischen Brüder, die früher mit den Römern und Euch und allen denen, welche von Anfang an die Osterfeier genau beobachteten, nicht übereinstimmten, von jetzt an es mit Euch begehen werden. Freut Euch daher über dieses glückliche Ergebnis der Verhandlungen und über den gemeinsamen Frieden und die allseitige Eintracht und die Ausrottung jeglicher Häresie und nehmet mit noch größerer Verehrung und mit noch innigerer Liebe unseren Amtsgenossen, Eueren Bischof Alexander, auf, der uns mit seiner Gegenwart erfreut und in seinem hohen Alter sich noch so großen Mühen unterzogen hat, um Euere Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Betet aber auch für uns alle, damit das, was wir für gut gehalten und beschlossen haben, auch dauernden Bestand habe durch unsern Herrn Jesus Christus, dasjenige, was, wie wir glauben, zustande gekommen ist nach dem Willen Gottes des Vaters im Heiligen Geiste, dem Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Auf diese Weise suchte also jene heilige Versammlung der Bischöfe das Melitianische Übel zu heilen. Gleichwohl haben sich noch bis auf den heutigen Tag Spuren jener geistigen Krankheit erhalten. Es gibt nämlich in jenen Gegenden einige Mönchsverbindungen, welche sich nicht an die gesunde Lehre halten und in ihrer Lebensweise gewissen eitlen Gebräuchen huldigen und so an den Torheiten der Samaritaner und Juden teilnehmen1.
Es richtete aber der große Kaiser auch ein Schreiben an die Bischöfe, welche zur Synode nicht hatten kommen können, worin er sie von den Verhandlungen in Kenntnis setzt. Ich halte es für zweckdienlich, auch dieses Schreiben in mein Werk aufzunehmen, da es die fromme Gesinnung des Verfassers deutlich erkennen läßt.
|
| |