Kompatibilitätsfixes
Wie bereits weiter oben erwähnt, ermittelt das Betriebssystem anhand von Zuordnungsinformationen, wie mit Anwendungen umzugehen ist, insbesondere welche Fixes oder Meldungen für eine bestimmte Anwendung erforderlich sind. Die in SysMain.sdb enthaltenen Kompatibilitätsfixes (auch als "Shims" oder "Shim-Technologie" bezeichnet) adressieren allgemeine Anwendungskompatibilitätsprobleme, die bei der Installation einer ursprünglich für Windows 95, Windows 98, Windows NT 4.0 oder Windows 2000 geschriebenen Anwendungen auftreten können. Fixes können einfache Lösungen für die häufigsten Kompatibilitätsprobleme bereitstellen: Ein Fix kann z. B. das ordnungsgemäße Funktionieren einer älteren Anwendung durch Übergeben der Anmeldeinformationen einer älteren Betriebssystemversion ermöglichen. Fixes können auf bestimmte Probleme mit bestimmten Anwendungen abgezielt sein (solche Fixes können dem Betriebssystem z. B. erlauben, bestimmte Warnungen oder Heapverzögerungs- und Speicherfreigabeaufrufe zu ignorieren).
Die SysMain-Datenbankdatei wird bei Einführung von Windows XP ungefähr 200 Kompatibilitätsfixes enthalten. Diese behandeln die meisten der Kompatibilitätsprobleme, die während der Entwicklung von Windows XP aufgetreten sind. Softwarehersteller, leitende IT-Angestellte und Entwickler dürfen die vorhandenen Fixes verwenden, jedoch keine neuen Fixes erstellen. Diese Einschränkung wurde ausdrücklich festgelegt, um das Risiko einer Sicherheitsgefährdung für das System auszuschließen, das entstehen könnte, wenn Drittanbieter u. U. schädlichen Code in den Ladeprozess hineintragen.
Kompatibilitätsmodi
Kompatibilitätsmodi (auch als "Schichten" bezeichnet) sind im Grunde Sammlungen von Kompatibilitätsfixes, die für eine Anwendung eine bestimmte Betriebssystemumgebung emulieren. Der Windows 95-Kompatibilitätsmodus enthält z. B. ungefähr 50 der am häufigsten für ältere Windows 95-Anwendungen erforderlichen Fixes, die das einwandfreie Funktionieren dieser Anwendungen unter Windows XP ermöglichen. Einige dieser Fixes enthalten: die Rückgabe von Windows 95-Anmeldeinformationen, eine exakte Emulation des Windows 95/Windows 98/Windows ME-Heap-Managers, Dateipfadfixes, um Windows 95/Windows 98/Windows ME-Desktop- und Startmenüordner in die entsprechenden Windows XP-Ordner (Dokumente und Einstellungen) umzuleiten sowie Registrierungsvirtualisierung zum Emulieren von Windows 95/Windows 98/Windows ME-Registrierungsdaten.
Es gibt drei unterschiedliche Arten von Modi:
Endbenutzermodi, die in den unterschiedlichen Shellfunktionen von Windows XP angezeigt werden, z. B. die Registerkarte Kompatibilität oder der Programmkompatibilitäts-Assistent (weitere Informationen hierzu folgen weiter unten). Der Benutzer kann über die Benutzeroberfläche auf fünf Basismodi zugreifen: Windows 95, Windows 98/Windows ME, Windows NT 4.0, Windows 2000, 256 Farben und 640 x 480 Bildschirmauflösung.
Systemmodi, die alle oben genannten Endbenutzermodi und einige weitere Optionen enthalten, anhand derer unabhängige Softwareanbieter, Systemadministratoren und andere IT-Mitarbeiter das Verhalten ihrer Anwendungen steuern können. Dazu gehören der Sicherheitsmodus Eingeschränktes Benutzerkonto und der Modus Profile. Der Modus Eingeschränktes Benutzerkonto wird verwendet, wenn eine Anwendung für einen bestimmten Benutzer in einem eingeschränkten Sicherheitskontext ausgeführt werden muss. Der Modus Profile kann eine Anwendung darin unterstützen, zu ermitteln, wie mit Windows XP-Benutzerprofilen umzugehen ist. Für den Zugriff und zum Festlegen verwenden Sie eines der Tools QFixApp oder CompatAdmin. Eine detaillierte Beschreibung dieser Tools folgt im nachfolgenden Abschnitt dieses Artikels.
Benutzerdefinierte Modi, die ein Systemadministrator oder andere IT-Mitarbeiter für eine bestimmte Anwendung oder eine Gruppe von Anwendungen unter Verwendung des Tools CompatAdmin erstellen können (siehe nachstehende Erläuterung). Benutzerdefinierte Modi können immer nur für die spezielle Anwendung, die der Benutzer installiert, und für die sie geschrieben wurden, verwendet werden und jeden in diesem Paket enthaltenen Fix verwenden.
Auch wenn Windows XP bereits einzelne Kompatibilitätsfixes aus SysMain implementiert hat, kann der Benutzer zusätzlich einen der Kompatibilitätsmodi wählen. Wenn ein Kompatibilitätsmodus angewendet wird, werden alle enthaltenen Fixes verknüpft und bei Ausführung der Anwendung auf diese angewendet. Dies kann hilfreich bei der Behandlung von Kompatibilitätsproblemen sein, für die es in der SysMain-Datenbank oder online von Microsoft (oder von einem Softwarehersteller) keine Fixes gibt.
Anwendungshilfe
Wenn beim Zuordnen von Informationen ermittelt wird, dass die Anwendung, die der Benutzer auszuführen versucht, nicht kompatibel ist, kann Windows XP entweder einen Kompatibilitätsfix aufrufen oder in der Benutzeroberfläche eine Hilfemeldung anzeigen.
Die Anwendungshilfe, die strengste der Kompatibilitätstechnologien, ist für Situationen reserviert, in denen für ein Kompatibilitätsproblem ein Fix ungeeignet oder nicht verfügbar ist. Der dieser Technologie zugrundeliegende Mechanismus ist einfach: Das Betriebssystem verwendet die Zuordnungsinformationen aus SysMain, um zu ermitteln, welche Meldungen aus der AppHelp-Datenbank das Ausführen von Anwendungen mit bekannten Kompatibilitätsproblemen blockieren und/oder den Benutzer darüber informieren sollen.
Genauer gesagt generiert die Anwendungshilfe eine lokalisierte Meldung, die dem Benutzer angezeigt wird, bevor ein problematischer Prozess initiiert wird. Dazu wird ein Dialogfeld mit einer kurzen Meldung über das Problem und einer Kennzeichnung des Schwierigkeitsgrades in Form eines Symbols angezeigt. Wenn es sich bei dem Symbol um ein gelbes Dreieck mit einem Ausrufezeichen handelt, ist die Anwendung nicht blockiert, d. h., der Benutzer kann das Programm dennoch ausführen.
Abbildung 1: Meldung der Anwendungshilfe für ein mit Windows XP inkompatibles Programm.
Wenn ein rotes Stoppschild (wie in Abbildung 1 dargestellt) angezeigt wird, ist die Anwendung blockiert, d. h., der Benutzer kann das Programm nicht ausführen. Zum Anzeigen weiterer Informationen kann der Benutzer auf die Schaltfläche Details klicken. Diese Zusatzinformationen werden im Windows XP-Hilfe- und Supportcenter (siehe Abbildung 2 weiter unten) angezeigt. Der angezeigte Hilfetext stammt entweder von Microsoft.com (wenn der Computer online ist) oder aus einer lokalen HTML-Hilfedatei (%Windir%\help\apps.chm).
Abbildung 2: Zusatzinformationen zu Problemen, die zur Blockierung einer Anwendung führen, werden im Hilfe- und Supportcenter angezeigt.
Die Anwendungshilfe wird in der Regel zum Blockieren von Anwendungen auf Systemebene (z. B. Virenschutzprogramme oder Dienstprogramme für den Zugriff auf Festplatten) verwendet, die nicht ausdrücklich für Windows XP geschrieben oder bestimmt sind. Durch das Blockieren der Installation dieser Anwendungen trägt diese Technologie dazu bei, ernste Probleme zu vermeiden, die die Systemintegrität gefährden könnten. Dies führt zu einer verbesserten Systemstabilität und erhöht die Benutzerfreundlichkeit.
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