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Ausbildung: Europawettbewerb von Schülerfirmen Hohes unternehmerisches Know-how
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Sana | 21.09.2020 | Hajmi | 1,62 Mb. | | #11532 |
Ausbildung: Europawettbewerb
von Schülerfirmen
Hohes unternehmerisches Know-how
Die unternehmerische Selbstständigkeit als Berufsziel ist bei Jugendlichen nicht besonders populär. Mit JUNIOR hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln ein Projekt initiiert, das hier Abhilfe leisten und Schülerinnen und Schüler an unternehmerisches Handeln und Denken heranführen soll. In Berlin kam es kürzlich zu einem europäischen Vergleich.
Berlin. Laura Strunz war überglücklich. „Wir haben eine Menge Arbeit in unser Produkt investiert“, so die Schülerin des Mädchengymnasiums Essen-Borbeck, „aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Zusammen mit sechs Mitschülerinnen betreibt sie die Schülerfirma "KulTourIng", die an dem Projekt JUNIOR im Schuljahr 2006/2007 teilnahm. KulTourIng hat einen Kulturhauptstadtführer 2010 der Stadt Essen für die Generation 60plus entwickelt und produziert sowie eine Kulturkontaktbörse im Internet. Marketing, Vertrieb und Finanzen werden dabei von den Schülerinnen selbstständig organisiert.
Im handlichen Taschenformat ging der Kulturführer Anfang des Jahres in den Verkauf. Doch zuvor gab es für die jungen Frauen eine Menge zu tun, aber auch zu lernen. „Wir mussten uns in die Köpfe älterer Leute hineindenken“, so Friederike Küster. „Wir waren auch erstaunt, wie aktiv Senioren gerne wären“, sagt Mandy Herche, „sie interessieren sich nicht nur für klassische Angebote wie Oper und Theater, sondern auch für Fitness-Studios und Wellness.“ All das wurde schließlich im Kulturhauptstadtführer berücksichtigt. Im nationalen Vergleich konnten sich die Essener Schülerinnen durchsetzen und repräsentierten damit stellvertretend für 350 JUNIOR-Firmen Deutschland beim Europawettbewerb „Junior Achievement Young Enterprise Europe 18th Company of the Year Competition“.
Rund 500 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren aus fast allen europäischen Ländern waren vor wenigen Wochen in Berlin zusammen gekommen, um ihre innovativen Ideen vor einer breiten Öffentlichkeit sowie namhaften Vertretern aus Politik und Wirtschaft unter Beweis zu stellen. Der gesamte Wettbewerb wurde in englischer Sprache ausgetragen. Hierfür hatten die jungen Unternehmer aller teilnehmenden Länder zuvor ihre Geschäftsberichte ins Englische übersetzt und für den internationalen Wettbewerb zugeschnitten. Bereits zu Beginn des Wettbewerbs waren alle Teilnehmer Gewinner – schließlich hatten sie zuvor die nationale Jury in ihrem jeweiligen Heimatland überzeugt. So sahen das auch die Jungunternehmerinnen aus Essen, die nicht unter die ausgezeichneten ersten Drei kamen.
In einem spannenden Wettkampf siegte das irische Unternehmen "Deutsch macht Spaß". Das Team setzte sich gegenüber 29 weiteren Teilnehmern durch und trägt nun den Titel Bestes JUNIOR-Unternehmen Europas. Die Jungunternehmer von der grünen Insel überzeugten die Jury mit einem ausgefeilten Konzept, um Grundschülern in ihrer Heimat auf spielerische Weise die deutsche Sprache näher zu bringen.
Prof. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), der Vorsitzende des insgesamt zehnköpfigen, internationalen Juryteams betonte: "Die innovativen Ideen und das gezeigte unternehmerische Know-how der Teams beweisen, dass die jungen Menschen etwas leisten wollen und können." Und genau das soll bei JUNIOR bewusst gefördert werden.
Das IW hatte sich Anfang der neunziger Jahre zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler an unternehmerisches Handeln und Denken heranzuführen. Im Jahr 1994 gründete das IW daher das Projekt JUNIOR, in dem Schüler ein eigens Unternehmen gründen und ihre Geschäftsidee vermarkten. JUNIOR steht für „Junge Unternehmen initiieren - organisieren – realisieren“. Die Bilanz bis heute ist mehr als positiv: Über 35.000 Schülerinnen und Schüler in mehr als 2.600 JUNIOR-Unternehmen haben in dieser Zeit Wirtschaft nach dem learning by doing-Prinzip erlebt und erlernt. Im Rahmen der Think.Ing. Initiative wird das JUNIOR-Projekt auch vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall im Zusammenhang mit der aktiven Nachwuchs-Förderung unterstützt.
JUNIOR ist von den Kultusministerien als schulische Maßnahme anerkannt und wird dementsprechend von Lehrern betreut. Die JUNIOR-Geschäftsstelle des IW bietet Lehrern und jungen Unternehmen dabei eine umfassende Unterstützung. "Im Unterschied zu Planspielen", so Marion Hüchtermann, Projektleiterin beim IW, "erleben die Schülerinnen und Schüler bei JUNIOR die Wirtschaft live." Nicht zuletzt auch durch die Präsentation auf speziellen Verkaufsmessen oder Wettbewerben von der Landes- bis zur Europaebene. Und das mit Erfolg: Bereits viermal konnten sich deutsche JUNIOR-Unternehmen beim Europawettbewerb unter den ersten drei Siegern platzieren.
Die europäische Vereinigung Junior Achievement Young Enterprise Europe besteht aus 35 europäischen Mitgliedsorganisationen von Spanien bis Russland und ist somit die größte europäische Organisation, die Schülern das Thema Wirtschaft näher bringt und sich mit der Thematik Existenzgründung an Schulen beschäftigt. JUNIOR ist darüber hinaus auch Mitglied bei Junior Achievement Worldwide, einer weltweit operierenden Organisation mit Hauptsitz in den USA.
Jeweils 10 bis 15 Schülerinnen und Schüler ab der Klasse 9 jeder Schulform gründen im Rahmen von JUNIOR ein auf ein Schuljahr befristetes JUNIOR-Unternehmen. Die Bedingungen sind wie im realen Geschäftsleben. Am Anfang steht die Geschäftsidee, für die sich die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer begeistern müssen. Dabei geht es in der Regel um Produkte, die auch real verkauft werden sollen. Ein solches Miniunternehmen dann erfolgreich zu führen, ist sicherlich keine einfache Sache.
Die Jugendlichen sollen dabei frühzeitig für das Thema Wirtschaft sensibilisiert werden. Sie sollen unternehmerisches Denken und Handeln lernen, wirtschaftliche Zusammenhänge besser begreifen und mögliche Orientierungen für das spätere Berufsleben bekommen. „Schließlich lernen sie die Aspekte der Existenzgründung kennen“, so Hüchtermann, „und können so in ihrem zukünftigen Berufsleben ein eigenes Unternehmen eventuell als Berufswahlalternative in Betracht ziehen.“ Über all dem aber steht die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen wie Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten.
Für die Jungunternehmerinnen von KulTouring des Mädchengymnasiums Essen-Borbeck steht jedenfalls fest: „Ohne Disziplin, Teamarbeit und Kommunikation ist kein unternehmerischer Erfolg möglich – auch wenn die Geschäftsidee sehr gut ist.“
Peter Blum
150 Zeilen à 47
Ansprechpartner:
IW Köln / Projekt JUNIOR
Marion Hüchtermann
Tel. 0221 - 4981 707
e-mail: junior@iwkoeln.de
internet: wwww.juniorprojekt.de
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