Internet im Klassenzimmer Irrtum oder Notwendigkeit?




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Sana20.09.2020
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Internet im Klassenzimmer – Irrtum oder Notwendigkeit?
In einem bereits 2015 in der FAZ erschienenen Streitgespräch diskutieren die beiden Redakteure Jasper von Altenbockum und Mathias Müller von Blumencron über den Umgang mit dem Internet im Unterricht. Ersterer vertritt die Ansicht, dass es besser wäre, die virtuelle Welt aus den Klassenzimmern zu verbannen und die Kinder zunächst vollkommen „netzfrei“ in die Lage zu versetzen, ihren Verstand zu benutzen. Erst wenn Denken und Wissen gesichert seien, solle man sich der digitalen Welt widmen.

Einen pragmatischeren Umgang mit dem Internet empfiehlt Mathias Müller von Blumencron: Er betont, dass die virtuelle Welt Teil unserer Realität ist, ob wir wollen oder nicht. Seiner Ansicht nach sei es deshalb unbedingt vonnöten, Kindern von Anfang an den richtigen Umgang mit dieser Kulturtechnik zu vermitteln.


In der Tat gehört das Internet zu unserem Leben. Wir alle verwenden es tagein, tagaus – nicht nur, aber auch, um im schulischen Kontext weiterzukommen. Egal, ob man für ein Referat Inhalte recherchieren muss, einen bereits vor einigen Monaten erschienenen Zeitungsartikel braucht, Informationen zur Reifeprüfung nachlesen oder mit Schülern und Lehrern außerhalb des Unterrichts kommunizieren will. Ohne Internet ist vieles von dem, was mittlerweile als selbstverständlich gilt, schlichtweg unmöglich.

Gleichzeitig lässt sich nicht bestreiten, dass die ständige Verfügbarkeit der digitalen Welt Unkonzentriertheit fördert und zu dem Zeitfresser schlechthin geworden ist. Hinzu kommt, dass das Internet tatsächlich immer öfter das eigene Denken ersetzt. Bevor man selbst nachdenkt, „googelt“ oder „chattet“ man, ehe man Zeitung liest, überfliegt man Überschriften oder Kurznachrichten in sozialen Medien, bevor man sich selbst Gedanken darum macht, wie man etwas ausdrücken kann, verwendet man Textbausteine oder kopiert Inhalte und fügt sie ein. Vieles geht einfach schneller und bequemer, wenn man auf das World Wide Web zurückgreift. Selbst denken, lesen und formulieren ist dagegen anstrengend und erfordert Zeit.

Wobei das mit der Zeit so eine Sache ist: Häufig verliert man ganz einfach den Überblick, wenn man sich im Internet herumtreibt, und braucht im Endeffekt länger für die Zusammenstellung eines Referats, als wenn man es gleich selbstständig versucht hätte. Von der permanenten Versuchung, daneben auch noch „schnell“ seinen Facebookaccount zu überprüfen oder eingehende Whatsapp-Nachrichten zu kommentieren, einmal ganz abgesehen.

Des Weiteren ist der Lerneffekt natürlich weitaus geringer ist, wenn man Inhalte einfach übernimmt, anstatt selbst welche zu generieren. Insofern ist Jasper von Altenbockum schon zuzustimmen, wenn er den Einsatz des Internets in den Schulen kritisch hinterfragt: Um sich Wissen anzueignen und darüber nachzudenken, um den eigenen Verstand auszubilden und zu benutzen, braucht man keine digitalen Tools.


Dennoch erscheint die Forderung, das Internet gänzlich aus den Schulen zu verbannen, als weltfremd und überzogen. Es sollte tatsächlich vielmehr darum gehen, in der Schule den sinnvollen und kritischen Umgang mit der virtuellen Welt zu erlernen. Kinder haben heute mitunter bereits ein eigenes Tablet oder Smartphone, noch bevor sie eingeschult werden. Darauf hat die Schule keinen Einfluss. Worauf die Schule aber Einfluss hat, ist die Art und Weise, wie Kinder diese und andere Geräte für schulische Belange einsetzen. Angesichts der vielen Zeit, die Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit in der digitalen Welt verbringen, sollte die Schule vielleicht wirklich danach trachten, das Internet so sparsam wie möglich im Unterricht einzusetzen. Andererseits müssen gerade der kritische und sinnvolle Umgang eben auch vermittelt und geübt werden.
Die Schule kann und soll sich der Realität nicht verschließen. Die Schule sollte aber die Definition und Reflexion dessen, was die Wirklichkeit ist und ausmacht, auch nicht einfach den Internetkonzernen überlassen. Wissen zu vermitteln und darüber nachzudenken bleibt die zentrale Aufgabe der Schule. Dafür bedarf es häufig nicht mehr als einer Tafel und eines Stifts. Dazu zählt mittlerweile aber auch das Wissen und Nachdenken über die virtuelle Welt – ob wir wollen oder nicht.

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