Törichte Annahmen über den Leser
Zu Anfang meiner Schreibkurse frage ich immer die Teilnehmer, was
sie herführt und was sie erreichen wollen. Von daher kenne ich viele
gute
Gründe,
warum
Menschen
sich
entschließen,
ihre
Schreibkompetenz zu verbessern.
Ich kann mir vorstellen, dass der
eine oder andere Grund auch bei Ihnen zutrifft.
Sie geraten jedes Mal in Stress, wenn Sie einen aufwändigeren Text
zu schreiben haben. Dieser Stress ist eine unnötige Belastung, die
Sie nicht länger ertragen möchten.
Sie sind sich so unsicher beim Schreiben,
dass Sie sich kaum trauen,
Ihren Standpunkt zu vertreten, und lieber nachgeben. Das ärgert Sie
— besonders dann, wenn Ihnen etwas wichtig ist. Deshalb möchten
Sie die Unsicherheit loswerden.
Sie sind oft mit Ihren Texten unzufrieden, weil sie von der Qualität
her nicht dem entsprechen, was Sie ansonsten leisten. Sie möchten
ein besseres Bild von sich abgeben.
Sie
haben den Eindruck, dass Sie sich durch Ihre Schwächen beim
Schreiben Möglichkeiten verschließen: neue Aufgaben im Betrieb,
eine Fortbildung oder eine ganz andere Tätigkeit. Diese
Möglichkeiten möchten Sie sich eröffnen.
Sie haben eine größere Arbeit vor sich und möchten von vornherein
wissen, wie Sie das Projekt am besten angehen.
Sie haben lange genug am Trauma einer schlechten Deutschnote
gelitten und möchten es endlich können: frei und sicher und
unbefangen schreiben — ohne Ängste und ohne Hemmungen.
Was auch immer Ihr ganz persönlicher
Grund sein mag, so sehe ich
doch eine große und wesentliche Gemeinsamkeit bei allen: die
Einsicht, dass Schreibkompetenz nicht vom Himmel fällt, sondern eine
Fähigkeit ist, die man sich erarbeitet.