|
Konsequenzen des Demokratisierungsprozeßes. Das Politische als Störfaktor
|
bet | 177/221 | Sana | 26.06.2021 | Hajmi | 0,9 Mb. | | #15184 |
Konsequenzen des Demokratisierungsprozeßes. Das Politische als Störfaktor
Der Kampf um die Einführung des allgemeinen Wahlrechts sprengt aber das eigentumsorientierte Verhältnis zwischen Politik und Ökonomie. Er verwandelt schrittweise die Politik zum entscheidenden Störfaktor des liberalen Paradigmas, da er den Kreis der Entscheidungsträger ununterbrochen erweitert. Diese Erweiterung bedeutet, daß die Eigentümer nicht mehr unter sich entscheiden, daß das Ziel der Politik nicht mehr die Bestätigung und die Intensivierung der Effizienz der Profitmaximierung des Eigentums bleiben konnte. Im Rahmen der Aufrechterhaltung der liberal- demokratisch- kapitalistischen Ordnung bedeutet die erweiterte politische Teilnahme, daß das Kapitalverhältnis mit neuen Realitäten konfrontiert wird, die seinen ungleichen Charakter relativieren müssen , damit seine Reproduktion gesichert wird. Die Protektion des Eigentums muß um die Protektion der Arbeit erweitert werden. Das bedeutet, daß die Abwendung des Zusammenbruchs des Kapitalverhältnisses konkrete Umverteilungsprozesse fordert. Die Präsenz von Nichteigentümern, im politischen Entscheidungsprozeß erweist sich als der größte Störfaktor des Paradigmas des effizienten Marktes. Die Anpassung der Ordnungsstrukturen bzw. die Integration des Störfaktors ist der einzige Ausweg aus der Sackgasse, die der oligarchische Charakter des Marktes und die demokratische Dynamik der Politik, als widersprüchliche, also das Gleichgewicht störende Faktoren, erzeugt haben. Schlimmer noch: Die Entscheidungsgewalt über die Form dieser Anpassung bzw. Integration droht den Händen der Kapitaleignern zu entgleiten und das Verhältnis zwischen Ökonomie und Politik umzupolen.
Die Herrschaft des Finanzkapitals schien zuerst dieser Entwicklung Einhalt geboten zu haben. Durch Kreditvergabe und daraus resultierenden Massenkonsumption schien der Umverteilungszwang abgewehrt zu sein. Die Kreditvergabe produzierte eine virtuelle Umverteilung, deren Folge die weitere Aufrechterhaltung der Logik des effizienten Marktes war. Sie ermöglichte soziale Allianzen, die das Explosionspotenzial der ökonomischen Ungleichheit in Zaun halten konnten. So sah das zumindest aus bis zum “schwarzen Freitag“ von 1929. Der Zusammenbruch der Wall Street und bald die Verbreitung der Krise in der ganzen kapitalistischen Welt widerlegte plötzlich und auf äußerst dramatische Weise die Idee der Effizienz des Marktes. Der Versuch die Logik des Marktparadigmas aufrechtzuerhalten,(Spar- und Einschränkungsmaßnahmen) als erste Reaktion auf die Krise, führte zu der Depression und zu der klaren Herausstellung der Auswegslosigkeit in die dieses Paradigma geführt hatte. Der Störfaktor Politik wurde plötzlich zur einzigen Lösung aus dem ökonomischen und gesellschaftlichen Schlamassel, in den die angebettete Effizienz des Marktes und das durch den Markt angeblich erzeugte Gleichgewicht geführt hatten.
|
| |