Die Implosion des kreditgestützten Wohlstandsbooms
Dieser Wohlstand auf Pump brach 2006/2007 zusammen. Über 12 Millionen Menschen konnten ihre Hypothekendarlehen(aber auch Kreditkartendarlehen und Autoleasingverträge) nicht mehr bezahlen. Die Realität der sozialen Ungleichheit und der Rückgang der Produktion machten ihre Präsenz brutal geltend. Die Blase des Immobilien- und Hypothekenmarktes platzte und zog das gesamte System der auf Verbriefung von Hypotheken und Immobilienkrediten gestützten Derivate mit sich. Das globale Bankensystem drohte zu kollabieren, da die Banken auf einer Unmenge von faulen Krediten saßen, die ihre Investitions- und Spekulationsgeschäfte stützten.
Die Politik der Ungleichheit hat, über 30 Jahre mit Erfolg, den Rahmen für die virtuelle Realität des fehlerfreien Marktes und somit die Realität der Konzentration des Reichtums zu sichern versucht. Bis 2007/2008 schien die gesellschaftsabgehobene Autopoiese des Marktes zu funktionieren. Die mathematisierte unsichtbare Hand funktionierte, weil die sichtbare Hand der Politik die Reproduktion der Ungleichheit sicherte, bis sie unkontrollierbar wurde. Jetzt mußte der Staat, also die Politik die Ökonomie retten. Die Banken mußten gerettet werden, weil sonst die gesamte Wirtschaft zusammenbrechen würde. So mußte der Staat agieren. Er mußte agieren, aber nicht durch die Aktivierung seiner sozialstaatlichen Regulierungs-Dimension, also nicht durch Maßnahmen, die die Ungleichheit relativieren würden, um die Quelle der Krise zu bekämpfen. Er mußte nicht als Sozialstaat sondern als Bankenrettungsstaat agieren. Er mußte die Verluste sozialisieren aber keine Bedingungen stellen. Der Steuerzahler, eigentlich die Gesamtgesellschaft, mußte die Kosten übernehmen. Dadurch sollte aber keine gesellschaftliche Verhandlungsposition entstehen. Staatsinterventionismus war plötzlich verlangt, um die Banken und das Finanzsystem zu retten, aber daraus sollte keine Domestizierung der Gewalt des Marktes folgen. Dies mußte mit allen Mitteln verhindert werden. Schließlich, nach der Vergesellschaftung der Verluste, würde das Paradigma des effizienten Marktes erneut wunderbar funktionieren. Diesmal sogar effektiver als vorher, da man jetzt wußte, daß unvorhergesehene Verluste durch dem Paradigma äußeren Faktoren (Gesellschaft) eliminiert werden konnten, wodurch seine Reinheit noch klarer herausgestellt werden könnte.
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