• Luther spricht
  • Liedpredigt über »Nun freut euch, lieben Christen g’mein«




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    Liedpredigt über »Nun freut euch, lieben Christen g’mein«

    Wolfgang Max

    Strophe 1–3 singen

    Das Lied »Nun freut euch, lieben Christen g’mein« ist das zweite von Martin Luthers Liedern. Erschienen ist es im Jahr 1523 auf einem Flugblatt. Flugblätter waren wichtig für die Verbreitung der Reformation. Rasch gelangten sie von Wittenberg nach Straßburg und auf einem der Wege von da lag Pforzheim. Durch Pforzheim ging die wichtige Handelsstraße Nürnberg – Straßburg. Man weiß, dass 1522 in Pforzheim ein Franziskanermönch evangelisch gepredigt hat. So kann man sich gut vorstellen, dass man hier bereits 1523 Flugblätter mit unserem Lied in Händen hielt.

    Das erste Lutherlied war ein Märtyrerlied, gedichtet in Reaktion auf den Tod zweier junger Augustinermönche. Sie wurden am 1. Juli 1523 wegen ihres Bekenntnisses zu Luthers Lehre auf dem Brüsseler Marktplatz öffentlich verbrannt.

    Das Lied »Nun freut euch, lieben Christen g’mein« ist auch als Reaktion auf den Tod der ersten Märtyrer der Reformation entstanden. Luther befasst sich mit deren Schicksal, er geht um mit der Frage, ob sie etwa von Christus verlassen worden seien. Ihr Tod könnte ja eine Strafe Gottes sein für ihre reformatorischen Gedanken. Aber er hört für sie und für sich selbst und für alle anderen, die in Not und Tod sind, wie Christus spricht: »Denn ich bin dein und du bist mein, und wo ich bleib, da sollst du sein.«

    Völlig fern sind ihm alle Rache- und Vergeltungsgedanken: »Nun freut euch lieben Christen g’mein.« Luther macht zum Thema, was tröstet, was aufrichtet, was fröhlich springen, was mit Lust und Liebe singen lässt, was zum Leben und auch zum Sterben hilft. »Das laß ich Dir zur Letze.« So lautet der letzte Satz. »Letze« kann sowohl Abschied als auch Labung heißen.

    »Denn ich bin dein und du bist mein, und wo ich bleib, da sollst du sein.«

    Christi Zusage ist Trost im Sterben und Ermutigung zum Leben. Er sagt: »Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten, damit ihr seid, wo ich bin.« Er sagt auch: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage.«

    Der Liederdichter ist auch der Schöpfer der Melodie. Sie entsteht in Anlehnung an die Melodie eines Liebesliedes und hat den Rhythmus eines Tanzes. Was lässt Luther dieses Stilmittel wählen? Manche sagen, er bediene sich der Liebes- und Tanzmelodie um der Popularisierung seiner Gedanken willen. Über die ›Pop-Melodie‹ erreicht er die Leute. Aber hinter der Melodie steckt mehr: Es ist ihm in seinem Inneren zum Springen und Tanzen und Lieben.

    Es gab etwas, was Luther aus tiefer innerer Not half. Luther hat für diese Not die Namen Teufel, Sünde, Tod. Ich will versuchen, das in unsere Zeit zu übersetzen:

    Teufel ist, was sich zwischen den Menschen und Gott schiebt, was den Menschen so sehr gefangen, so sehr in Beschlag nimmt, dass er Gottes Güte nicht glauben kann. Teufel ist, was das Denken und Empfinden verwirrt, was zu teuflischen Taten verleitet. Terrorismus ist ein Extrembeispiel für diese Sache. Es kann jedoch auch mein und dein Problem sein: dass wir Gottes Güte nicht sehen können, und nicht gütig sein können.

    Sünde steht für Isolation, für Einsamkeit, für Trennung zwischen Gott und Mensch und von Mensch und Mitmensch. Sie hat eine aktive und eine passive Seite. Die aktive Seite: trotziges Nein Gott gegenüber. Die passive: dass wir nicht vertrauen können.

    Der Tod ist letzter Ausdruck der Isolation, der Vereinzelung des Menschen. Tod steht für absolute Kälte.

    Teufel, Sünde, Tod. Luther fasst das in dem Ausdruck »Elend« zusammen. »Elend« meint in der damaligen Sprache Ausland, Fremde. Martin Luther wollte nicht für sich bleiben. Nicht im Leben und nicht im Tod. Er wollte Gott finden. Den gnädigen Gott, den Gott, der Gemeinschaft gewährt. Er wurde zu einem Suchenden. Er wurde zu einem – wie man heute sagen würde – spirituellen Menschen.

    Aber die Methoden, die man ihm damals anbot – sie halfen nichts. »Mein guten Werk, die galten nicht.« Kloster, Fasten, Wachen, Schriftstudium, Übungen zur Gottesliebe – es half nicht weiter.

    Spirituelle Suche als Bemühung, das Elend, die Isolation zu überwinden – es half alles nichts. Es verstärkte die Verzweiflung.

    Die Veränderung kam von außen. Und das ist es, was ihn in seinem Inneren anrührt zum Springen und Tanzen und Lieben.

    »Da jammert Gott in Ewigkeit mein Elend übermaßen …«

    Strophe 4–9 singen

    »Gott wandt zu mir das Vaterherz«. Gott tritt in Christus aus der Verborgenheit heraus, »er kommt ins Elend her zu mir« und macht sich mir solidarisch in Christus. In Christus gelingt die Integration in die Gottesgemeinschaft.

    In zwei starken Bildern drückt ML die Gemeinschaft mit Christus aus: im Bild des Bruders. »Er sollt mein Bruder werden.« Christus legt die Hand auf deine Schulter und sagt dir: Ich, Christus, dein Bruder, stehe dir bei.

    Das andere Bild von der Gemeinschaft mit Christus ist das von Braut und Bräutigam: »Ich bin dein. Und du bist mein. Und wo ich bleib, da sollst du sein«

    Was sind das für Worte? Es ist die Sprache Liebender. Sie versprechen sich: Wir gehören zusammen, wir bleiben beieinander. Wir gehen miteinander durch dick und dünn. Und mehr noch: Wenn ich meine gute Bleibe gefunden habe, dann soll es auch deine Bleibe sein.

    Stellen Sie sich ein großes, gemaltes Herz vor, in dem diese Worte stehen: »Ich bin dein …«

    Der ewige, geheimnisvolle Gott tritt in Christus aus der Verborgenheit heraus in eine geschwisterliche Güter- und eine partnerschaftliche Schicksalsgemeinschaft mit mir. Meine Schmerzen werden seine Schmerzen. Meine Angst wird seine Angst. Meine Schuld wird seine Schuld, mein Tod sein Tod. Christi Gemeinschaft mit Gott wird meine Gemeinschaft mit Gott und sein Leben mein Leben.

    »Da bist du selig worden.« Die beglückende Seligkeit gewinnt Raum und findet Ausdruck, wird angeeignet und eingeübt im Singen und Springen.

    Das Wort Christi: »Du bist mein und ich bin dein« eröffnet den Brautreigen. Und wir sind eingeladen, uns einzureihen »zu Gottes Lob und Ehren.«

    Luther spricht


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