• 11. Ein anderes Synodalschreiben desselben Bischofs Damasus gegen verschiedene Irrlehren
  • 12. Tod des Gratian und Gewaltherrschaft des Maximus
  • 13. Justina, die Gemahlin Valentinians, und die Nachstellungen gegen Ambrosius
  • 14. Botschaft des Usurpators Maximus an Valentinian den Jüngeren
  • 15. Schreiben des Kaisers Theodosius über dieselbe Angelegenheit
  • 16. Amphilochius, Bischof von Ikonium
  • 17. Das Blutbad in Thessalonich
  • 18. Der Freimut des Bischofs Ambrosius und die Frömmigkeit des Kaisers
  • Synodalschreiben des Bischofs Damasus von Rom gegen Apollinaris und Timotheus




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    10. Synodalschreiben des Bischofs Damasus von Rom gegen Apollinaris und Timotheus4
    „Wenn Euere Liebe dem apostolischen Stuhle die gebührende Achtung erweist, so bereitet Ihr, verehrteste Söhne, Euch selbst damit den größten Vorteil. Denn wenn auch der heilige Apostel in der heiligen Kirche, in der er seinen Sitz aufgeschlagen, am meisten gelehrt hat, wie wir die übernommene Regierung führen sollen, so müssen wir doch bekennen, daß wir unserem Amte nicht gewachsen sind. Aber gerade deshalb geben wir uns in jeglicher Weise Mühe, ob wir vielleicht dem Ruhm seiner Heiligkeit nahekommen könnten.
    So vernehmet denn, daß wir schon vor einiger Zeit den unheiligen Timotheus, den Schüler des Irrlehrers Apollinaris, mitsamt seiner gottlosen Lehre verurteilt haben, und daß wir gar nicht glauben können, daß die von ihm hinterlassene Sache auf irgendeine Weise noch einmal Bedeutung erlangen werde. Wenn aber doch jene alte Schlange, obschon wiederholt tödlich getroffen, zur eigenen Bestrafung wieder aufleben sollte, so vermeidet wie eine Art Pest jeden, der außerhalb der Kirche steht und mit seinen todbringenden Giften gewisse Ungläubige beständig zum Falle zu bringen sucht. Ihr aber seid vielmehr eingedenk des apostolischen Glaubens, besonders dessen, der zu Nizäa von den Vätern schriftlich festgesetzt worden ist, verharret festen Schrittes, entschieden und unentwegt im Glauben und duldet es nicht, daß Euere Geistlichen oder Laien törichtem Gerede gegen denselben und längst erledigten Untersuchungen Gehör schenken. Denn wir haben schon einmal als Regel aufgestellt, daß wer sich als Christ bekennt, das festhalten muß, was von den Aposteln überliefert worden ist, wie der heilige Paulus sagt: 'Wenn euch jemand ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, der sei verflucht1!' Denn Christus, der Sohn Gottes, unser Herr, hat dem Menschengeschlechte durch sein Leiden die Erlösung im vollsten Maße gebracht, um den ganzen in Sünden verstrickten Menschen von jeglicher Sünde zu befreien. Wenn nun jemand sagt, daß derselbe in der Menschheit oder in der Gottheit zu wenig gehabt habe, so ist er mit dem Geist des Teufels erfüllt und erweist sich als einen Sohn der Hölle.
    Warum also verlangt Ihr von mir noch einmal die Verurteilung des Timotheus? Wurde er doch auch hier durch das Urteil des apostolischen Stuhles, sogar in Gegenwart des Bischofs Petrus von Alexandrien, zugleich mit seinem Lehrer Apollinaris verurteilt und wird er auch am Tage des Gerichtes die ihm gebührende Strafe und Züchtigung zu erwarten haben. Wenn aber dieser Mensch einige allzu leichtfertige Seelen für sich einzunehmen weiß, als ob er noch irgendwelche Hoffnung hätte, da er doch die wahre Hoffnung, nämlich die Hoffnung auf Christus, zugleich mit dem Bekenntnis gewechselt hat, so wird mit ihm in gleicher Weise zugrunde gehen, wer immer gegen die Glaubensregel der Kirche ankämpfen will. Gott möge Euch, geehrteste Söhne, in Gesundheit erhalten!”
    Die im großen Rom versammelten Bischöfe haben auch noch mehrere andere Bestimmungen gegen verschiedene Irrlehren getroffen, die ich glaube in meine Darstellung aufnehmen zu sollen.

    11. Ein anderes Synodalschreiben desselben Bischofs Damasus gegen verschiedene Irrlehren
    Bekenntnis des katholischen Glaubens, welches der Papst Damasus an den Bischof Paulinus in Mazedonien schickte, der in Thessalonich war2.
    „Da nach der Synode zu Nizäa dieser Irrtum aufgetaucht ist, daß einige sich unterfangen, mit unheiligem Munde zu behaupten, der Heilige Geist sei durch den Sohn geworden, so belegen wir mit dem Banne, die nicht mit aller Freimütigkeit bekennen, daß der Heilige Geist mit dem Vater und dem Sohne eine und dieselbe Wesenheit und Macht besitze.
    Ebenso belegen wir mit dem Banne diejenigen, welche dem Irrtum des Sabellius anhangen und sagen, Vater und Sohn sei ein und derselbe.
    Wir belegen mit dem Banne den Arius und Eunomius, welche mit gleicher Gottlosigkeit, wenn auch mit verschiedenen Worten behaupten, daß der Sohn und der Heilige Geist Geschöpfe seien.
    Wir belegen mit dem Banne die Mazedonianer, die, hervorgegangen aus der Wurzel des Arius, nicht die Gottlosigkeit, sondern nur den Namen geändert haben.
    Wir belegen mit dem Banne den Photinus, welcher, die Irrlehre des Ebion1 erneuernd, unsern Herrn Jesus Christus nur aus Maria geboren sein läßt.
    Wir bannen auch diejenigen, welche behaupten, es seien zwei Söhne, einer vor der Zeit und ein zweiter nach der Annahme des Fleisches aus Maria.
    Wir bannen jene, welche behaupten, an Stelle der vernünftigen Seele sei der Logos Gottes im menschlichen Fleische gewandelt. Denn eben der Sohn, der Logos Gottes, ist nicht an Stelle der vernünftigen und denkenden Seele in seinem Körper gewesen, sondern er hat unsere, das ist eine vernünftige und denkende Seele, jedoch ohne die Sünde, angenommen und erlöst.
    Wir bannen auch diejenigen, welche sagen, der Logos Gottes sei durch Ausdehnung und Zusammenziehung vom Vater geschieden worden, und die die gotteslästerliche Behauptung aufstellen, derselbe sei ohne eigene Hypostase oder werde ein Ende nehmen,
    Diejenigen aber, die von einer Kirche zur anderen übergehen, betrachten wir so lange als von unserer Gemeinschaft getrennt, bis sie zu eben den Städten zurückkehren, in welchen sie zuerst geweiht worden sind. Wenn jemand daraufhin, daß ein anderer (Bischof) von einer Stelle auf eine andere gegangen ist, an dessen Stelle und bei dessen Lebzeiten geweiht worden ist, so soll derjenige, der seine Stadt verlassen hat, auf so lange des bischöflichen Amtes verlustig sein, bis sein Nachfolger im Herrn entschläft.
    Wenn jemand nicht bekennt, daß immer der Vater und immer der Sohn und immer der Heilige Geist ist, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß der Sohn aus dem Vater, das heißt aus der göttlichen Wesenheit desselben gezeugt worden ist, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß der Sohn Gottes wahrer Gott ist, wie sein Vater wahrer Gott ist, und daß er alles kann und alles weiß und dem Vater gleich ist, der sei im Banne!
    Wenn jemand sagt, daß der Sohn Gottes zur Zeit, wo er auf Erden war und im Fleische wandelte, nicht zugleich im Himmel und mit dem Vater war, der sei im Banne!
    Wenn jemand sagt, daß bei dem Kreuzesleiden den Schmerz der Sohn Gottes als Gott erduldet hat und nicht das Fleisch mit der Seele, mit dem er sich umkleidet hat als der Knechtsgestalt, die er angenommen, wie die Heilige Schrift sagt2, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß er im Fleische, das er angenommen, sitzet zur Rechten des Vaters, in welchem er auch kommen wird zu richten Lebendige und Tote, der sei im Banne!
    Wem jemand nicht bekennt, daß der Heilige Geist wahrhaft und eigentlich aus dem Vater ist, wie auch der Sohn aus dem göttlichen Wesen und Gott und Gottes Logos ist, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß der Heilige Geist alles kann und alles weiß und überall gegenwärtig ist, wie auch der Sohn und der Vater, der sei im Banne!
    Wenn jemand sagt, der Heilige Geist sei ein Geschöpf oder durch den Sohn geworden, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß der Vater alles, das ist das Sichtbare und Unsichtbare, durch den Sohn und den Heiligen Geist gemacht hat, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt eine Gottheit, Macht, Göttlichkeit, Gewalt, eine Herrlichkeit und Herrschaft, ein Reich, einen Willen und eine Wahrheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt drei wahre Personen, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, die einander gleich, immer leben, alles beherrschen, das Sichtbare wie das Unsichtbare, alles vermögen, alles richten, alles beleben, alles schaffen, alles erhalten, der sei im Banne!
    Wenn jemand nicht bekennt, daß der Heilige Geist von der ganzen Schöpfung angebetet werden müsse, wie auch der Sohn und der Vater, der sei im Banne!
    Wenn jemand vom Vater und Sohn richtig denkt, vom Heiligen Geist aber nicht das Rechte glaubt, der ist ein Häretiker; denn alle Häretiker, die über den Sohn Gottes und über den Heiligen Geist schlecht urteilen, befinden sich nachweislich im Unglauben der Juden und Heiden.
    Wenn jemand eine Teilung vornimmt und den Vater Gott und den Sohn Gott und den Heiligen Geist Gott nennt und darauf besteht, daß sie Götter genannt werden und nicht Gott wegen der einen Gottheit und Macht, die wir glauben und wissen, die des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, die ein Gott ist, oder wenn er den Sohn und den Heiligen Geist ausnimmt, so daß er meint, der Vater allein sei Gott zu nennen oder als ein Gott zu glauben, der sei im Banne!
    Denn der Name 'Götter' ist von Gott aus Gnade auch den Engeln und allen Heiligen gegeben worden; für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist aber wird wegen der einen und gleichen Gottheit nicht der Name 'Götter', sondern die Bezeichnung 'unser Gott' gelehrt und geboten, damit wir glauben, daß wir nur auf den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist getauft werden und nicht auf die Namen der Erzengel und Engel, wie Häretiker oder wie Juden oder Heiden irrtümlich wähnen. Das also ist das Heil der Christen, daß wir glauben der Dreifaltigkeit, nämlich dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, und uns taufen lassen auf sie, die eine Gottheit, Macht und göttliche Wesenheit, und an Gott glauben.”

    12. Tod des Gratian und Gewaltherrschaft des Maximus
    Vorstehendes geschah zu Lebzeiten des Gratian. Als derselbe nach siegreich geführten Kriegen und einer klugen und gerechten Verwaltung der Städte einem hinterlistigen Anschlag zum Opfer fiel und keine Kinder als Erben des Reiches hinterließ, sondern nur einen noch sehr jungen Bruder, der den gleichen Namen führte wie sein Vater, da riß ein gewisser Maximus unter Mißachtung der Jugend Valentinians die Herrschaft im Abendlande an sich1.

    13. Justina, die Gemahlin Valentinians, und die Nachstellungen gegen Ambrosius
    Um jene Zeit offenbarte Justina, die Gattin des großen und Mutter des jüngeren Valentinian, ihrem Kinde die Samenkörner der arianischen Lehre, welche sie selbst schon vor längerer Zeit in sich aufgenommen hatte2. Da sie den Glaubenseifer ihres Gatten wohl kannte, war sie die ganze Zeit hindurch sorgfältig darauf bedacht gewesen, dieselben zu verbergen, jetzt aber, angesichts des weichen und biegsamen Sinnes ihres Sohnes, wagte sie mit der Verführung hervorzutreten. Dieser hielt die Vorschläge der Mutter für nützlich — denn er sah nur auf die Lockspeise der Natur und merkte nicht den todbringenden Angelhaken —, sprach aber doch zuerst mit Ambrosius darüber, in der Meinung, wenn er diesen gewonnen hätte, würde er die anderen leicht auf seine Seite bringen und so niemand mehr zum Gegner haben. Dieser aber erinnerte ihn an die fromme Rechtgläubigkeit seines Vaters und ermahnte ihn, das überkommene Erbe unversehrt zu bewahren. Er machte ihn auch auf die Verschiedenheit der Glaubenssätze aufmerksam, wie die einen mit der Lehre des Herrn und mit der Predigt der Apostel übereinstimmten, die anderen aber derselben geradezu entgegengesetzt und mit dem geistigen Gesetze im Widerstreit seien. Allein der Jüngling, der eben ein Jüngling war und von seiner irregeleiteten Mutter aufgehetzt wurde, nahm sich nicht nur die Worte nicht zu Herzen, sondern wurde auch voll des Zornes und ließ die Mauern der Kirche mit einer Schar von leicht und schwer bewaffneten Soldaten umzingeln. Da aber jenen wahrhaft großen und einzigartigen Mann nichts von dem, was auf Befehl des Kaisers geschah, erschreckte — er hielt nämlich dasselbe nur für einen Popanz, wie er von gewissen Leuten kleinen Kindern vorgemacht wird —, da geriet der Kaiser in gewaltigen Zorn und befahl ihm offen, vor das Tor der Kirche herauszukommen. Dieser aber erwiderte: „Das werde ich freiwillig nicht tun; ich werde den Schafstall nicht den Wölfen preisgeben und den Tempel Gottes nicht den Lästerern ausliefern. Wenn es dir aber beliebt, zu morden, so durchbohre mich hier im Innern mit dem Schwert oder der Lanze; ich werde bereitwillig einen solchen Tod entgegennehmen.”


    14. Botschaft des Usurpators Maximus an Valentinian den Jüngeren
    Erst nach Verlauf längerer Zeit erfuhr Maximus, was man sich gegen den stimmgewaltigen Herold der Wahrheit erlaubt hatte. Da schickte er ein Schreiben an Valentinian mit der Aufforderung, den Kampf gegen den wahren Glauben aufzugeben, und mit der Mahnung, von der frommen Rechtgläubigkeit des Vaters nicht abzulassen. Er fügte auch die Drohung mit dem Kriege hinzu, wenn jener nicht hören wollte. Und wirklich ließ er den Worten die Tat folgen. Er sammelte ein Heer und rückte gegen Mailand, wo jener sich aufhielt1. Als derselbe Kunde erhielt von dem Anmarsch, floh er eiligst nach Illyrien, durch die Erfahrung belehrt, was ihm der mütterliche Rat genützt hatte.

    15. Schreiben des Kaisers Theodosius über dieselbe Angelegenheit
    Als der preiswürdige Kaiser Theodosius von der Handlungsweise des Kaisers Valentinian Kenntnis erhielt, schrieb er an den flüchtigen Jüngling, es sei nicht zu verwundern, wenn dem Kaiser Furcht, dem Tyrannen dagegen Macht zuteil geworden sei; denn der Kaiser habe gegen den wahren Glauben gekämpft, der Tyrann dagegen sei ihm zu Hilfe gekommen; jener, der ihn preisgegeben, müsse einsam und verlassen die Flucht ergreifen, dieser hingegen trage, mit dem wahren Glauben ausgerüstet, über den Verlassenen den Sieg davon; denn der frommen Rechtgläubigkeit stehe auch ihr Gesetzgeber hilfreich zur Seite. Solches schrieb er, während er noch ferne war. Als er aber auf die Nachricht von dessen Flucht ihm zu Hilfe eilte und sah, wie derselbe das eigene Reich verließ und in das seinige kam, da brachte er zuerst der Seele desselben Heilung, befreite sie von der über sie gekommenen Krankheit der Gottlosigkeit und führte sie wieder zur väterlichen Rechtgläubigkeit zurück; dann redete er ihm zu, guten Mutes zu sein, zog gegen den Tyrannen zu Felde und stellte ohne Blutvergießen dem Jüngling das Reich zurück, den Tyrannen aber ließ er hinrichten2. Er hätte es nämlich für ein Unrecht gehalten und für eine Verletzung der mit Gratian geschlossenen Verträge, wenn er nicht für dessen Ermordung an den Mördern Rache genommen hätte.

    16. Amphilochius, Bischof von Ikonium
    Nach der Rückkehr des Kaisers von dort kam der bewunderungswürdige Amphilochius, den ich schon öfter erwähnte1, zu ihm und bat ihn, die Konventikel der Arianer aus den Städten vertreiben zu lassen. Der Kaiser hielt jedoch diese Forderung für zu rücksichtslos und ging nicht darauf ein. Der weise Amphilochius schwieg für den Augenblick, ersann aber eine merkwürdige List. Als er nämlich wieder in den Palast kam und bei dem Kaiser dessen Sohn Arkadius stehen sah, der vor kurzem zum Mitkaiser ernannt worden war, grüßte er nur den Kaiser in der gewohnten Weise, den Sohn aber ließ er ohne alle Ehrenbezeigung. Der Kaiser glaubte, Amphilochius habe dieses nur aus Versehen getan, und befahl ihm, näher zu kommen und den Sohn zu küssen. Doch derselbe erwiderte, es genüge die Ehre, die er ihm (dem Kaiser) selbst erwiesen habe: Da wurde der Kaiser unwillig und bezeichnete die Mißachtung seines Sohnes als eine ihm selbst zugefügte Beleidigung. Nun endlich enthüllte der weise Amphilochius den Zweck seines Benehmens und sprach mit erhobener Stimme: „Du siehst, o Kaiser, wie du die Mißachtung deines Sohnes nicht ertragen kannst, sondern denen, die sich gegen ihn unanständig betragen, heftig zürnest. So glaube denn, daß auch der Gott des Weltalls diejenigen verabscheut, welche seinen eingeborenen Sohn lästern, und daß er sie haßt als Undankbare gegen ihren Erlöser und Wohltäter.” So kam der Kaiser zur Einsicht, bewunderte die Tat und die Worte des Bischofs und erließ sofort ein Gesetz, das die Zusammenkünfte der Häretiker verbot.

    17. Das Blutbad in Thessalonich2
    Indessen ist es nicht leicht, allen Fallstricken des gemeinsamen Feindes der Menschen zu entgehen. Häufig wird, wer der Neigung zur Ausschweifung entrinnt, von der Schlinge der Habsucht erfaßt; wenn er auch diese überwindet, so gähnt von der anderen Seite der Abgrund des Neides; und wenn er auch diesen wieder überspringt, findet er das Netz des Zornes vor seinen Füßen; diese und tausend andere Fußangeln legt der böse Feind den Menschen, um sie ins Verderben zu stürzen. Dazu findet er in den körperlichen Leidenschaften Gehilfinnen für die Nachstellungen, die er der Seele bereitet. Einzig und allein der wachsame Geist behält die Oberhand, indem er durch das Streben nach dem Göttlichen den Andrang der trügerischen Versuchungen bricht. Diese menschliche Natur besaß nun auch der Kaiser, und er hatte auch teil an den Leidenschaften, und so führte die zu dem gerechten Zorne sich gesellende Maßlosigkeit zu einem grausamen, ungerechten und schmerzlichen Ereignis. Ich will des Nutzens der Leser wegen auch diesen Vorfall berichten, da derselbe nicht nur eine Anklage gegen den vielbewunderten Kaiser, sondern auch ein der Erinnerung höchst würdiges Lob in sich schließt.
    Thessalonich ist eine sehr große und volkreiche Stadt, die zur Provinz Mazedonien gehört, zugleich aber auch die Hauptstadt ist von Thessalien, Achaia und sehr vielen anderen Provinzen, die dem Statthalter von Illyrien unterstehen. Hier waren bei Gelegenheit eines Aufstandes einige Beamte gesteinigt und mißhandelt worden. Der Kaiser geriet auf die Nachricht hievon in flammende Entrüstung, konnte die heftige Aufwallung seines Zornes nicht bändigen und das ungestüme Drängen desselben auch mit den Zügeln der Vernunft nicht aufhalten, sondern überließ es demselben, das Strafurteil zu fällen. Nachdem aber der Zorn einmal im Besitze der Macht war, zerriß er, willkürlich und gewalttätig wie der Zorn eben ist, alle Bande, schüttelte das Joch der Vernunft ab, zückte das ungerechte Schwert gegen alle und tötete mit den Schuldigen auch die Unschuldigen. So wurden, wie man sagt, siebentausend Menschen niedergemacht, ohne daß eine gerichtliche Untersuchung vorausgegangen wäre und ohne daß eine Verurteilung der Urheber jener Frevel stattgefunden hätte, sondern sie wurden, wie bei einer Ernte die Ähren, alle zumal hinweggemäht.

    18. Der Freimut des Bischofs Ambrosius und die Frömmigkeit des Kaisers
    Von diesem jammervollen Vorgang erfuhr auch Ambrosius, jener berühmte Mann, den ich schon öfter erwähnt habe1. Als nun der Kaiser nach Mailand kam und seiner Gewohnheit gemäß das Haus Gottes besuchen wollte, trat ihm Ambrosius vor der Türe entgegen und verwehrte ihm den Eintritt in die Vorhalle mit den Worten: „Du scheinst, o Kaiser, die Größe der Blutschuld, die du auf dich geladen, nicht einzusehen und selbst nachdem der Zorn verraucht ist, hat die Vernunft den begangenen Frevel noch nicht erkannt. Die kaiserliche Gewalt läßt ja wohl die Erkenntnis der Sündhaftigkeit nicht aufkommen, im Gegenteil, die Macht steht der vernünftigen Überlegung im Wege. Man muß deshalb auf die Natur sehen, auf ihre Sterblichkeit und Vergänglichkeit und auf den Staub der Vorfahren, aus dem wir geworden sind und zu dem wir zurückkehren, und darf sich nicht vom Glanz des Purpurs blenden lassen und die Schwäche des darunter verborgenen Körpers vergessen. Du herrschest, o Kaiser, über Menschen von gleicher Natur, ja über deine Mitknechte; denn einer ist der Herr und Kaiser über alle, der Schöpfer aller Dinge. Mit welchen Augen wirst du nun den Tempel des gemeinsamen Herrn ansehen? Mit welchen Füßen jenen heiligen Boden betreten? Wie wirst du deine Hände ausstrecken, die noch träufeln von dem ungerecht vergossenen Blute? Wie wirst du mit solchen Händen den allerheiligsten Leib des Herrn empfangen? Wie wirst du das kostbare Blut deinem Munde zuführen, der mit seinem zornmütigen Befehl so viel unschuldiges Blut vergossen hat? Kehre also um und versuche nicht durch weitere Sünden die erste zu vergrößern, sondern übernimm das Band (der Buße), mit dem auch Gott, der Herr aller Dinge, von oben her dich gebunden wissen will. Dieses Band ist heilsam und verschafft dir wieder die Gesundheit2.”
    Diesen Worten fügte sich der Kaiser — denn auferzogen in den göttlichen Lehren wußte er genau, was den Priestern und was den Königen zusteht — und kehrte seufzend und weinend in seinen Palast zurück. Nach längerer Zeit, es waren acht Monate verflossen, kehrte das Fest der Geburt unseres Erlösers wieder. Der Kaiser aber saß jammernd in seinem Palast und vergoß Ströme von Tränen. Als dieses Rufinus sah, der damals Hausminister war und als vertrautester Günstling freier reden durfte, näherte er sich dem Kaiser und fragte ihn um die Ursache seiner Tränen. Da seufzte dieser in bitterem Schmerze auf, brach in noch heftigere Tränen aus und sprach: „Du scherzest, Rufinus, denn du empfindest mein Leid nicht. Ich aber seufze und jammere über mein Unglück, wenn ich bedenke, daß den Sklaven und Bettlern der Tempel Gottes offen steht, daß sie frei und ungehindert eintreten und zu ihrem Herrn beten können, mir aber ist derselbe unzugänglich und dazu ist mir auch noch der Himmel verschlossen. Ich gedenke nämlich der Worte des Herrn, die ganz deutlich sprechen: 'Wen ihr auf Erden binden werdet, der wird auch im Himmel gebunden sein'.” Da entgegnete dieser: „Wenn es dir gut scheint, will ich eilends hingehen und den Bischof mit inständigen Bitten bewegen, deine Bande zu lösen.” „Er wird sich nicht bereden lassen,” erwiderte der Kaiser, „ich kenne die Unbestechlichkeit des Urteils des Ambrosius; aus Rücksicht auf die kaiserliche Macht wird er niemals das göttliche Gesetz übertreten.”
    Als aber Rufinus noch weiter in den Kaiser drang und ihm versprach, den Ambrosius zu überreden, befahl ihm derselbe, ehestens hinzugehen. Ja er selbst folgte, von trügerischen Hoffnungen getragen und auf die Versprechungen des Rufinus vertrauend, in Bälde nach. Kaum aber hatte der heilige Ambrosius den Rufinus erblickt, als er ihm zurief: „Du wetteiferst an Unverschämtheit mit den Hunden, o Rufinus. Denn obschon du als Ratgeber ein so entsetzliches Blutbad angerichtet und so grausam gegen das Ebenbild Gottes gewütet hast, hast du doch alle Scham von deiner Stirne verscheucht und zeigst weder Erröten noch Furcht.” Als darauf Rufinus zu bitten anfing und erklärte, daß auch der Kaiser kommen werde, da ward der heilige Ambrosius von den Flammen des göttlichen Eifers erfaßt und entgegnete: „Ich sage es dir im voraus, o Rufinus, daß ich ihn hindern werde, die heiligen Schwellen zu betreten. Wenn er dann seine Herrschaft in Tyrannei verwandelt, werde auch ich mit Freuden den Todesstreich entgegennehmen.” Als Rufinus solche Sprache vernahm, ließ er dem Kaiser durch einen Boten die Absicht des Bischofs melden und empfahl ihm, zu Hause zu bleiben.
    Der Kaiser befand sich mitten auf dem Markte, als ihm diese Nachricht zukam. Er sprach: „Ich will doch hingehen und die gebührende Behandlung auf mich nehmen.” Als er aber zum heiligen Gebäude kam, wagte er es nicht, in den Tempel Gottes einzutreten, sondern begab sich zum Bischof, der im Begrüßungsraum1 saß, und bat ihn flehentlich, seine Bande zu lösen. Dieser nannte jedoch sein Hieherkommen widerrechtlich und erklärte, Theodosius frevle gegen Gott und trete seine Gesetze mit Füßen. Darauf erwiderte der Kaiser: „Ich will mich nicht über die bestehenden Gesetze hinwegsetzen und verlange nicht, gesetzwidrig das Heiligtum zu betreten, sondern ich bitte dich, meine Fesseln zu lösen, der Barmherzigkeit unseres gemeinsamen Herrn zu gedenken und mir die Türe nicht zu verschließen, welche der Herr allen reuigen Büßern geöffnet hat.” Der Bischof entgegnete: „Welche Reue hast du denn schon gezeigt nach so großer Missetat? Welche Heilmittel hast du angewendet bei so schwer zu heilenden Wunden?” Darauf antwortete der Kaiser: „Deine Sache ist es, die Heilmittel anzugeben und zu bereiten, meine Aufgabe wird es sein, die dargebotenen Heilmittel entgegenzunehmen.” Da sprach der heilige Ambrosius: „Da du dem Zorn das Gericht überlässest und da nicht die Vernunft, sondern der Zorn das Urteil fällt, so erlasse ein Gesetz, welches die Urteile des Zornes für kraftlos und ungültig erklärt. Dreißig Tage lang sollen die auf Tod oder Ächtung mit Vermögenseinziehung lautenden Erkenntnisse auf dem Papiere bleiben und die Prüfung der Vernunft abwarten. Nach Ablauf dieser Tage sollen diejenigen, welche das Urteil aufgesetzt haben, den Strafbefehl wieder vorzeigen, und erst dann, nachdem inzwischen der Zorn sich gelegt hat, soll die Vernunft für sich allein richten und das Urteil prüfen und sehen, ob es gerecht oder ungerecht ist. Wenn sie es ungerecht findet, wird sie das Schriftstück selbstverständlich zerreißen, wenn aber gerecht, wird sie es bestätigen, und die Zahl der Tage wird den richtigen Urteilen nicht schaden.” Der Kaiser nahm diesen Vorschlag an, hielt ihn für sehr gut und gab den Befehl, das Gesetz sogleich abzufassen, und bestätigte es durch eigenhändige Unterschrift. Hierauf löste der heilige Ambrosius das Band.
    Erst jetzt wagte der überaus gläubige Kaiser den heiligen Tempel zu betreten, und er flehte nicht etwa stehend zum Herrn, auch nicht kniend, sondern hingestreckt auf dem Boden liegend brach er in die Worte Davids aus: „Es klebet meine Seele am Boden, gib mir Leben nach deinem Worte1!” Er raufte sich mit seinen Händen die Haare aus, schlug an seine Stirne, benetzte den Boden mit seinen Tränen und bat um Verzeihung. Als der Augenblick gekommen war, die Opfergaben zum heiligen Tisch zu bringen, erhob er sich und begab sich unter gleichen Tränen in das Presbyterium. Nach der Opferung blieb er, wie er gewohnt war, drinnen in der Nähe der Schranken. Allein der große Ambrosius schwieg auch hier wieder nicht, sondern belehrte ihn über den Unterschied der Räumlichkeiten. Zuerst fragte er ihn, ob er etwas wünsche; und als der Kaiser antwortete, er erwarte die Teilnahme an den heiligen Geheimnissen, ließ er ihm durch den Archidiakon sagen: „Der innere Raum, o Kaiser, ist nur für die Priester zugänglich, für alle anderen aber unzugänglich und unberührbar. Gehe also hinaus und bleibe draußen stehen wie die übrigen; der Purpur macht Kaiser, aber keine Priester.” Auch diese Belehrung nahm der überaus gläubige Kaiser wohlwollend auf und ließ ihm zurücksagen, daß er nicht aus Anmaßung innerhalb der Schranken geblieben sei, sondern weil er diese Sitte in Konstantinopel so gelernt habe, „Übrigens”, sagte er, „schulde ich auch für diese Zurechtweisung meinen Dank.” In einem so großen und herrlichen Tugendglanze strahlte der Bischof wie auch der Kaiser. Ich bewundere beide, den einen wegen seines Freimutes, den anderen wegen seiner Nachgiebigkeit; den einen wegen der Glut seines Eifers, den anderen wegen der Reinheit seines Glaubens.
    Der Kaiser aber beobachtete die Gesetze der Frömmigkeit, die er von dem großen Bischof gelernt hatte, auch nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel. Als ihn nämlich wieder ein Fest des Herrn in den Tempel Gottes führte, ging er, nachdem er die Opfergaben zum heiligen Tische gebracht hatte, sofort wieder aus dem Presbyterium heraus. Da ihn nun der Vorsteher der Kirche — es war dieses damals Nektarius — fragte: „Warum bist du nicht herinnen geblieben?”, da antwortete er verdrießlich: „Nur mit Mühe habe ich den Unterschied zwischen einem Kaiser und einem Priester kennen gelernt, denn nur mit Mühe fand ich einen Lehrer der Wahrheit. Ich kenne nur einen Bischof, der es verdient, so zu heißen, Ambrosius.” — So viel Nutzen bringt die Zurechtweisung, wenn sie von einem durch Tugend ausgezeichneten Manne erteilt wird.

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