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Verbannung der durch Tugend ausgezeichneten Bischöfe
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bet | 15/173 | Sana | 07.04.2017 | Hajmi | 1,24 Mb. | | #3396 |
13. Verbannung der durch Tugend ausgezeichneten Bischöfe2
So verließ der Kaiser die apostolische Lehre und ging zur Gegenpartei über, und kurze Zeit nachher erfüllte er das Übrige, was er eidlich versprochen hatte. Er vertrieb aus Antiochien den großen Meletius, aus Samosata den heiligen Eusebius, Laodicea beraubte er seines bewunderungswürdigen Hirten Pelagius. Dieser hatte in seiner Jugend das Joch der Ehe auf sich genommen, aber eben im Brautgemach am ersten Tage der Ehe seine Braut bewogen, die jungfräuliche Keuschheit der ehelichen Gemeinschaft vorzuziehen, und sie angeleitet, statt der ehelichen Vereinigung die geschwisterliche Liebe zu pflegen. So übte er die Enthaltsamkeit in der vollkommensten Weise. Aber auch die mit ihr verschwisterten Tugenden, verbunden mit ihr zum fröhlichen Reigen, vereinigte er in seiner Person. Deshalb hatte er auch die bischöfliche Würde durch einstimmige Wahl erhalten. Allein selbst der Glanz seines tugendhaften Wandels vermochte dem Feind der Wahrheit keine Achtung einzuflößen; er verbannte vielmehr diesen Mann nach Arabien, wie den heiligen Meletius nach Armenien und den Eusebius, der in apostolischer Tätigkeit so viel Schweiß vergossen, nach Thrazien.
14. Eusebius, Bischof von Samosata
Dieser Eusebius hatte nämlich, da er sah, daß viele Kirchen ihrer Hirten beraubt seien, sich in Soldatenkleidung gehüllt und eine Tiara auf das Haupt gesetzt und so Syrien, Phönizien und Palästina durchwandert und Priester und Diakonen geweiht und die anderen kirchlichen Ämter wieder besetzt; und wenn er irgendwo gleichgesinnte Bischöfe getroffen, hatte er sie den verwaisten Kirchen als Bischöfe vorgesetzt.
Welche Seelengröße aber und welche Weisheit er an den Tag legte, als er das kaiserliche Edikt empfing, das ihn anwies, nach Thrazien zu gehen, das sollte, meine ich, jeder erfahren, der es noch nicht weiß. Der Überbringer dieses Ediktes langte gegen Abend an. Der Bischof legte ihm nahe, von der Sache nichts zu sagen und den Grund seiner Ankunft geheim zu halten. „Denn”, sagte er, „wenn das Volk, das im Eifer für den göttlichen Dienst auferzogen ist, davon erfährt, wird es dich umbringen, ich aber werde für deine Ermordung zu büßen haben.” Nach diesen Worten hielt er wie gewöhnlich den Abendgottesdienst; dann bei Anbruch der nächtlichen Ruhezeit ging der greise Mann, nachdem er die Sache noch einem seiner Hausgenossen anvertraut hatte, ganz allein und zu Fuß von dannen. Es folgte ihm sein Diener nur mit einem Kopfkissen und einem Buche. So gelangte er an das Ufer des Flusses — unmittelbar an der Stadtmauer fließt nämlich der Euphrat vorbei —, bestieg ein Schiff und gab den Ruderern den Auftrag, auf Zeugma loszusteuern. Bei Tagesanbruch hatte er Zeugma erreicht, Samosata aber war voll Jammer und Wehklagen. Jener Hausgenosse hatte nämlich seinen Bekannten mitgeteilt, was ihm aufgetragen worden, wer mit dem Bischof in die Verbannung gehen und welche Bücher sie mitnehmen sollten; da jammerten alle über den Verlust ihres Hirten, und die ganze Fläche des Flusses füllte sich mit den Leuten, die dem Bischof nachfuhren. Als sie nach Zeugma kamen und ihren ersehnten Hirten wieder sahen, da weheklagten und seufzten sie und vergossen Ströme von Tränen und versuchten ihn zu bewegen, daß er bleibe und die Schafe nicht den Wölfen preisgebe. Da sie ihn aber nicht überreden konnten, vielmehr hören mußten, wie er sie an das Gebot des Apostels erinnerte, der deutlich befiehlt, den Obrigkeiten und Gewalten zu gehorchen1, da brachten ihm die einen Gold, andere Silber, andere Kleider und wieder andere Sklaven, wie einem Manne, der in ein fremdes und weit entlegenes Land reist. Er nahm aber nur einiges wenige von seinen näheren Freunden an, stärkte alle mit Belehrung und Gebet und ermahnte sie, für die apostolische Lehre immer entschieden einzutreten. Dann brach er nach der Donau auf. Die anderen aber kehrten in ihre Stadt zurück, sprachen sich gegenseitig Mut zu und erwarteten gefaßt den Angriff der Wölfe.
15. Eifer der Samosatener
Ich will nun auch erzählen von dem warmen und unverfälschten Glauben dieser Leute, da ich meine, ich würde ein Unrecht begehen, wenn demselben nicht in dieser Geschichte ein dauerndes Andenken gesichert würde. Nachdem die Arianer der Herde ihren allerbesten Hirten genommen, setzten sie an dessen Stelle einen anderen Vorsteher. Da war nun keiner von allen Bewohnern jener Stadt, keiner, der in Armut lebte, keiner, der im Reichtum schwelgte, kein Sklave, kein Handwerker, kein Landmann, kein Gärtner, kein Mann, kein Weib, kein Jüngling, kein Greis, der wie sonst in die kirchliche Versammlung gekommen wäre. Jener blieb ganz allein, da niemand ihn sehen noch mit ihm reden wollte. Doch soll er sehr menschenfreundlich gewesen sein. Ich will auch hierfür ein Beispiel anführen.
Als er einmal baden wollte, schlossen die Badediener die Türe, um andere, die etwa auch eintreten wollten, zurückzuhalten. Da er aber das draußen harrende Volk bemerkt hatte, befahl er, die Türe zu öffnen, und forderte alle auf, ohne Scheu an dem Bade teilzunehmen. Ganz dasselbe tat er auch drinnen in dem Badehause. Als er sah, daß, während er badete, einige zur Seite standen, lud er sie ein, gemeinsam mit ihm das warme Wasser zu gebrauchen. Doch diese blieben schweigend stehen. Da er dieses Stehenbleiben für ehrfurchtsvolle Scheu hielt, stieg er rascher als sonst aus dem Wasser und entfernte sich. Jene aber, in dem Glauben, auch das Wasser habe von dem Greuel der Häresie etwas an sich genommen, gossen es in die Abflußkanäle und ließen sich dafür neues mischen. Als er dieses erfuhr, verließ er eilends die Stadt, da er es für töricht und ganz unvernünftig erachtete, eine Stadt zu bewohnen, die Haß und allgemeine Abneigung gegen ihn hegte.
Nachdem Eunomius — so hieß er nämlich — Samosata verlassen hatte, stellten die Arianer anstatt seiner den Lucius als Bischof auf, der ganz offen ein Wolf1 und Feind der Schafe war. Aber wenn die Schafe auch ihres (rechtmäßigen) Hirten beraubt waren, sie übernahmen nunmehr selbst die Aufgabe, die sonst den Hirten obliegt: sie wachten fortgesetzt über die Reinerhaltung der apostolischen Lehre. Wie aber auch diesen (arianischen Bischof) alle verabscheuten, zeigt uns eine andere Geschichte.
Knaben vergnügten sich auf dem Marktplatze an einem kindlichen Spiel, indem sie sich einander einen Ball zuwarfen. Da geschah es nun, daß eben, während der Bischof vorüberritt, der abgeschleuderte Ball zwischen den Füßen des Esels hindurchfuhr. Da brachen die Knaben in lautes Klagen aus, weil sie meinten, ihr Ball sei dadurch befleckt worden. Der Bischof, der das bemerkte, gab einem seiner Begleiter den Auftrag, zurückzubleiben und zu beobachten, was weiter geschehen würde. Da zündeten die Knaben ein Feuer an und warfen den Ball durch die Flammen, in der Meinung, ihn so wieder reinigen zu können. Nun weiß ich ja wohl, daß dies ein Kinderstreich war und ein Überbleibsel der früheren Sitten; aber es ist doch bezeichnend für den tiefen Haß, den jene Stadt gegen die arianische Sekte im Herzen nährte.
Indessen ahmte Lucius keineswegs die Milde des Eunomius nach, vielmehr bewog er die Gewalthaber, noch viele andere aus dem Klerus zu verbannen; diejenigen aber, die in hervorragender Weise für die göttlichen Lehren stritten, schickte er an die äußersten Grenzen des römischen Reiches, so den Diakon Euolkius in die Oase in der vielgenannten Wüste und den Antiochus, der mit dem großen Eusebius verwandt war — er war ein Neffe desselben — und durch viele persönliche Tugenden glänzte und mit der priesterlichen Würde geschmückt war, bis an die entlegenste Grenze von Armenien. Mit welchem Eifer dieser letztere für die göttliche Lehre eintrat, zeigt folgendes Ereignis aus späterer Zeit.
Als der heilige Eusebius nach seinen zahlreichen Kämpfen und ebenso zahlreichen Siegen auch das Ende der Martyrer gefunden hatte1, trat wie gewöhnlich die Synode der Provinz zusammen. Da kam auch Jovinus, der damals Bischof von Perre (in Syrien) war. Er hatte sich kurze Zeit zur Gemeinschaft der Arianer gehalten. Da nun alle den Antiochus zum Nachfolger seines Oheims wählten, ihn an den heiligen Tisch führten und nötigten, niederzuknien, da bemerkte dieser, wie er sich umwandte, daß ihm Jovinus die rechte Hand auf das Haupt legte; sofort schüttelte er diese Hand ab und verlangte, daß Jovinus aus der Zahl der Weihenden ausgeschieden werde, weil er, wie er sagte, sich nicht eine Hand auflegen lassen könnte, welche gottesräuberisch konsekrierte Geheimnisse getragen hatte. Doch ereignete sich dieser Vorfall kurze Zeit später. Damals aber wurde er in das Innere von Armenien abgeführt. Der heilige Eusebius aber hielt sich an der Donau auf, während die Gothen Thrazien plünderten und die Städte belagerten, wie seine Briefe bezeugen.
16. Der heilige Barses, Bischof von Edessa
Barses, dessen Ruhm auch jetzt noch groß ist nicht nur in Edessa, das er als Bischof leitete, und in den benachbarten Städten, sondern auch in Phönizien, Ägypten und der Thebais, welche Länder er alle durchwanderte und in denen er wegen seiner glänzenden Tugenden allgemein bekannt und verehrt war, dieser Barses erhielt von Valens zuerst den Befehl, seinen Aufenthalt auf der Insel Aradus zu nehmen. Als aber der Kaiser erfuhr, daß Tausende von Menschen von allen Seiten her bei demselben zusammenströmten, weil er voll apostolischer Gnadengabe durch sein Wort die Krankheiten heilte, schickte er ihn nach Oxyrynchus, einer Stadt Ägyptens. Als aber auch hier sein Ruhm alle um ihn sammelte, wurde der des Himmels würdige Greis in das entlegenste, ganz nahe bei den dortigen Barbaren errichtete Kastell mit Namen Pheno abgeführt. In Aradus aber soll sein Bett bis auf den heutigen Tag aufbewahrt und hoch in Ehren gehalten werden. Viele Kranke, die auf dasselbe gelegt werden, erlangen durch den Glauben ihre Gesundheit wieder.
17. Die Verfolgung in Edessa
Wiederum stellte Valens für die Herde, die er ihres Hirten beraubt hatte, einen Wolf anstatt eines Hirten auf. Da verließen alle die Stadt und versammelten sich draußen vor derselben. Nun kam der Kaiser selbst nach Edessa und gab dem damaligen Präfekten Modestus den Befehl, die ihm unterstellten Soldaten, welche die Steuern einzuheben pflegen, zu sammeln und die vorhandene schwerbewaffnete Macht dazuzunehmen und die versammelte Menge zu zerstreuen und sie dabei mit Ruten und Stöcken zu schlagen und nötigenfalls auch die anderen Waffen zu gebrauchen. Gegen Tagesanbruch brachte nun der Präfekt den Befehl zur Ausführung. Als er über den Marktplatz ging, bemerkte er ein Weib mit einem Kinde auf den Armen, das sich sehr beeilte. Sie hatte sogar die ersten Reihen der Soldaten durchbrochen und vor ihnen allen keine Furcht gezeigt. Denn eine Seele, die von göttlichem Eifer entflammt ist, ist für menschliche Furcht nicht empfänglich, sondern hält derartige Schreckmittel für lächerlich und eitle Spielerei. Als der Präfekt sie erblickte und die Sache durchschaute, ließ er sie vorführen und fragte sie, wohin sie gehe. „Ich habe erfahren,” so antwortete sie, „daß gegen die Diener Gottes schlimme Anschläge geschmiedet worden sind und will mich zu meinen Glaubensgenossen begeben, in der Absicht, gemeinsam mit ihnen den von euch uns zugedachten Tod zu erleiden.” „Und das Kind,” erwiderte der Präfekt, „warum trägst du denn das Kind mit dir?” Sie antwortete: „Damit auch dieses mit mir des erwünschten Todes teilhaftig werde.” Da der Präfekt von der Frau diese Worte hörte und aus ihrer Gesinnung die Todesbereitschaft aller erkannte, meldete er die Sache dem Kaiser und legte ihm dar, daß die bevorstehende Hinrichtung ganz nutzlos sein würde. „Wir werden”, so sagte er, „von solchem Vorgehen nur Schande ernten, ihren Mut aber werden wir doch nicht brechen.” Durch diese Worte erreichte er nur, daß das Volk die erwarteten Leiden nicht zu kosten hatte, dagegen erhielt er den Auftrag, die Vorsteher desselben, nämlich die Priester und Diakonen, vorführen zu lassen und eines von den beiden Mitteln anzuwenden, entweder sie zu überreden, mit dem Wolf in Gemeinschaft zu treten, oder sie aus der Stadt zu vertreiben und in bestimmte Grenzorte zu schicken. Er ließ nun alle zusammenkommen und versuchte sie mit freundlichen Worten zu bewegen, den kaiserlichen Anordnungen sich zu fügen; denn, sagte er, es wäre doch heller Wahnsinn, wenn eine Handvoll Menschen dem Kaiser, der über so viele und so große Männer herrsche, Widerstand leisten wollte.
18. Die edessenischen Priester Eulogius und Protogenes
Da nun alle schweigend dastanden, sagte der Präfekt zu dem ersten aus ihnen: „Warum antwortest du denn nicht auf das, was wir gesagt haben?” Dieser entgegnete: „Ich glaubte, es sei nicht nötig, zu antworten, wenn man nicht gefragt wird.” „Aber”, erwiderte der Präfekt, „ich habe doch fürwahr viele Worte aufgewendet, um euch ans Herz zu legen, was euch frommt.” Eulogius entgegnete, seine Rede sei an alle gerichtet gewesen, und er habe es für unpassend gehalten, allein, ohne Rücksicht auf die übrigen, zu antworten. „Wenn du aber mich allein fragst, so werde ich meine Ansicht schon kundgeben.” „Nun ja,” erwiderte der Präfekt, „so halte Gemeinschaft mit dem Kaiser!” Darauf antwortete jener mit feiner Ironie und zutreffendem Witze: „Bringt er denn Opfer dar und hat er denn mit dem Kaisertum auch das Priestertum erhalten?” Der Präfekt, der den Spott wohl merkte, geriet in Zorn, überhäufte den Greis mit Schmähreden und sagte zum Schluß: „Das habe ich nicht gemeint, du unvernünftiger Mensch, sondern ich habe euch ermahnt, mit denjenigen Gemeinschaft zu halten, mit welchen der Kaiser Gemeinschaft hat.” Als der Greis darauf erwiderte, daß er einen Hirten habe und dessen Befehlen Folge leisten wolle, ließ jener gleichzeitig achtzig Männer ergreifen und nach Thrazien abführen. Auf dem Wege dahin erfreuten sich die Verbannten der größten Aufmerksamkeit; Städte und Dörfer zogen ihnen entgegen und feierten die siegreichen Kämpfer. Allein der Neid bewaffnete die Gegner und trieb sie an, dem Kaiser zu sagen, wie jenen Männern die als Unehre vermeinte Strafe nur sehr große Ehre eintrage. Auf diese Nachricht hin befahl Valens, sie zu je zweien voneinander zu trennen und die einen nach Thrazien, andere an die äußersten Grenzen von Arabien zu schicken, wieder andere in die kleinen Städte der Thebais zu verteilen. Wie man erzählt, hätten jene grausamen Menschen solche, welche die Natur miteinander verbunden, getrennt und Brüder auseinander gerissen. Den Eulogius, den Führer der übrigen, und den Protogenes, den nächsten nach ihm, schickte der Kaiser nach Antino in der Thebais.
Ich will aber ihre Tugend nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen. Nachdem sie nämlich in dem Bischof der Stadt einen Gesinnungsgenossen gefunden hatten, nahmen sie an den kirchlichen Versammlungen teil, sahen aber, daß sich zu denselben nur ganz wenige einfanden, und erfuhren auf ihre Frage, daß die Bewohner der Stadt Heiden seien. Das schmerzte sie natürlich, und sie beklagten deren Unglauben. Sie waren jedoch nicht der Meinung, daß mit dem Klagen alles getan sei, vielmehr sorgten sie nach Kräften für die Heilung dieser Menschen. Der heilige Eulogius schloß sich in ein kleines Gemach ein und betete Tag und Nacht zu dem Gott des Weltalls. Der bewunderungswürdige Protogenes aber, der in den Schriftzeichen des Eunomius1 wohl bewandert und im Schnellschreiben geübt war, errichtete, nachdem er einen hierzu geeigneten Platz gefunden hatte, eine Unterrichts- und Erziehungsanstalt, trat als Lehrer der Knaben auf und unterrichtete sie gleichzeitig im Schnellschreiben und in den heiligen Schriften. Er diktierte ihnen nämlich Davidische Gesänge und ließ sie passende Stellen aus den Schriften der Apostel auswendig lernen. Und als einer der Knaben in eine Krankheit fiel, kam er in das Haus, faßte den Knaben an der rechten Hand und verscheuchte die Krankheit durch sein Gebet. Als die Väter der übrigen Kinder davon hörten, führten sie ihn in ihre Häuser und baten ihn, den Kranken zu helfen. Er aber entgegnete, er werde nicht eher Gott um Hinwegnahme der Krankheit bitten, bis der Kranke die Taufgnade empfangen habe. Die Kranken aber gingen, von der Sehnsucht nach Gesundheit getrieben, bereitwillig darauf ein und erlangten so gleichzeitig die Gesundheit der Seele und des Leibes. Wenn er aber einmal einen Gesunden dazu vermochte, sich der göttlichen Gnade teilhaftig zu machen, so führte er ihn zu Eulogius, klopfte an die Türe und bat ihn, zu öffnen und dem für das Christentum Gewonnenen das Siegel des Herrn aufzudrücken2. Und als dieser einmal unwillig wurde, weil er in seinem Gebete gestört wurde, entgegnete jener, notwendiger als das Gebet sei die Rettung der Irrenden. Es bewunderten aber alle den Protogenes, da sie sahen, wie er so erstaunliche Wunder wirkte und so vielen das Licht der Erkenntnis Gottes vermittelte und dennoch dem Eulogius den Vorrang einräumte und die für das Christentum Gewonnenen ihm zuführte. Sie schlossen daraus mit Recht, daß dessen Tugend noch viel größer und vorzüglicher sein müsse. Als endlich der Sturm sich legte und volle Windstille eintrat, erging an sie die Aufforderung zur Rückkehr. Da gaben ihnen alle das Geleite unter Wehklagen und Tränen, nicht zuletzt der Vorsteher jener Kirche, der nun ihre Mitarbeit entbehren mußte. Nachdem sie in ihr Vaterland zurückgekehrt waren, wurde der heilige Eulogius, da der große Barses zu einem schmerzlosen Leben hinübergegangen war, mit der Regierung der von jenem geleiteten Kirche betraut, der bewunderungswürdige Protogenes aber erhielt den Auftrag, seine Arbeit der Stadt Karrhä zu widmen, welche verwildert und mit heidnischen Disteln und Dornen angefüllt war und deshalb großer Sorgfalt bedurfte. — Dieses geschah nach der Wiederherstellung des kirchlichen Friedens.
19. Der heilige Basilius, Bischof von Cäsarea, und die gegen ihn gerichteten Bemühungen des Kaisers Valens und des Präfekten Modestus
Nachdem Valens sozusagen jegliche Kirche ihres Hirten beraubt hatte, wandte er sich nach Cäsarea, das von Kappadoziern bewohnt war. Bischof dieser Stadt war damals Basilius, das Licht des Erdkreises. Der Kaiser schickte den Präfekten voraus mit dem Auftrage, entweder den Basilius zu überreden, daß er die Gemeinschaft mit Eudoxius aufnehme oder, wenn er sich nicht überreden lasse, ihn zu vertreiben. Da er nämlich den Ruhm dieses Mannes schon früher kennen gelernt hatte, hatte er ihn nicht zuerst angreifen wollen, damit derselbe nicht durch mutige Aufnahme und Zurückweisung des Angriffs den anderen ein Vorbild männlicher Standhaftigkeit würde. Allein der fein ausgedachte Plan erwies sich gleich einem Spinnengewebe. Denn den übrigen Bischöfen genügten zu ihrer Stütze die alten Beispiele, so daß sie wie Türme die Umwallung des Glaubens vor jeglicher Erschütterung bewahrten. Der Präfekt kam also nach Cäsarea, ließ den großen Basilius zu sich kommen, empfing ihn ehrenvoll, richtete freundliche Worte an ihn und mahnte ihn, den Zeitverhältnissen Rechnung zu tragen und nicht so viele Kirchen preiszugeben wegen einer kleinlichen Genauigkeit in den Dogmen. Er versprach ihm auch die Freundschaft des Kaisers und wies auf die Wohltaten hin, welche aus derselben durch ihn zahlreichen Menschen zukommen würden. Allein jener göttliche Mann erwiderte, solche Reden paßten für Knaben. „Denn diese und Leute, die ihnen ähnlich sind, schnappen nach derartigen Dingen; wer aber mit den göttlichen Schriften genährt worden ist, der kann von der göttlichen Lehre auch nicht eine Silbe preisgeben, wird vielmehr für dieselbe, wenn nötig, alle Todesarten willig auf sich nehmen. Die Freundschaft des Kaisers halte ich für etwas Großes in Verbindung mit der Rechtgläubigkeit, ohne diese aber nenne ich sie verderblich.” Als der Präfekt über diese Worte sich ärgerte und ihn einen Toren nannte, entgegnete der göttliche Basilius: „Diese Torheit wünsche ich für immer zu behalten.” Daraufhin wurde ihm bedeutet, sich zu entfernen und zu überlegen, was er tun wolle, und dann am folgenden Tage seinen Entschluß mitzuteilen. Zugleich wurde mit diesen Worten auch eine Drohung verbunden. Da soll nun jener berühmte Mann erklärt haben: „Ich werde, wenn ich morgen zu dir komme, ganz derselbe sein wie heute. Ändere nur du nicht deine Absicht, sondern führe deine Drohungen auch aus!” Nach diesen Worten ging der Präfekt dem Kaiser entgegen, berichtete über die Unterredung, belehrte ihn über die Tugend des Mannes und erzählte ihm von dem Mut und der Kühnheit seiner Seele. Damals nun hörte der Kaiser den Bericht stillschweigend an und begab sich in die Stadt.
Als er aber die über sein Haus verhängten göttlichen Strafen sah — sein Sohn war nämlich schwer erkrankt und schwebte hart an den Pforten des Todes, und auch seine Gattin war von verschiedenen Leiden heimgesucht —, und da er die Ursache der Bedrängnisse erkannte, so ließ er den göttlichen Mann, den er mit Strafe bedroht hatte, bitten, in sein Haus zu kommen. Die Hofbeamten gehorchten dem kaiserlichen Befehle. So kam also der große Basilius in den kaiserlichen Palast, fand den Sohn des Kaisers dem Ende ganz nahe, versprach aber, daß derselbe zum Leben zurückkehren werde, wenn er aus den Händen der Rechtgläubigen die heilige Taufe empfangen werde. Sprach's und ging von dannen. Der Kaiser aber erinnerte sich ähnlich wie der unvernünftige Herodes seines Eidschwures und befahl den in seinem Gefolge befindlichen Arianern, das Kind zu taufen. Daraufhin schied dieses sofort aus dem Leben.
Von Reueschmerz ergriffen und in Erwägung des Schadens, den ihm das treue Festhalten an den Eidschwüren1 gebracht hatte, kam Valens in den Tempel Gottes, genoß den Unterricht des großen Basilius und brachte die gewöhnlichen Opfergaben zum Altar. Selbst in den Raum hinter dem Vorhang, wo der Bischof seinen Sitz hatte, ließ dieser ihn eintreten und richtete viele Worte an ihn über die göttlichen Lehren, und der Kaiser hörte ihn gerne an. Da war nun auch ein Mann zugegen mit Namen Demosthenes, der für die kaiserliche Tafel zu sorgen hatte. Dieser tadelte den Lehrer des Erdkreises in fehlerhafter Sprache. Da lächelte der heilige Basilius und sagte: „Nun sehen wir auch einmal einen Demosthenes, der ohne alle Bildung ist.” Als dieser darüber in noch größeren Zorn geriet und zu Drohungen sich hinreißen ließ, erwiderte ihm der große Basilius: „Deine Aufgabe ist es, für eine gute Zubereitung der Suppen zu sorgen; denn das Verständnis der göttlichen Lehren ist dir nicht gegeben, da du verstopfte Ohren hast.” Solches sagte er also zu diesem Menschen. Der Kaiser aber bewunderte den Mann so sehr, daß er ihm die schönsten Ländereien, die er dort besaß, für die von ihm gepflegten Armen schenkte, die, am ganzen Körper vom Aussatz bedeckt, einer besonders sorgfältigen Pflege bedürftig waren.
Auf diese Weise entging also der große Basilius dem ersten Angriff des Valens. Später aber kam dieser abermals dorthin, und da sein Sinn beständig von Betrügern umlagert war, so verlangte er von Basilius, daß er der Partei seiner Gegner sich anschließe, und da er ihn hierzu nicht bewegen konnte, befahl er, das Verbannungsdekret auszufertigen. Als er aber dasselbe durch seine Unterschrift rechtskräftig machen wollte, konnte er nicht einmal einen einzigen Buchstabenstrich machen; denn die Feder zerbrach. Und als nun auch die zweite und dritte Feder dasselbe Schicksal erlitt, er aber geichwohl das gottlose Edikt durchaus unterschreiben wollte, da fing seine rechte Hand zu zittern und zu beben an; seine Seele ward von Furcht erfüllt, und er zerriß das Schriftstück mit beiden Händen. So bewies der Lenker des Weltalls, daß er es war, der die Leiden jener anderen Männer zuließ, und der diesen aus den Nachstellungen siegreich hervorgehen ließ, der einerseits bei den Angriffen auf Basilius seine Macht offenbaren und andererseits durch entgegengesetzte Fügung die Standhaftigkeit jener vortrefflichen Männer öffentlich kundmachen wollte.
In diesem Falle nun wurde der Verfolger Valens in seiner Hoffnung getäuscht.
20. Das Ende des heiligen Athanasius und die Weihe des Petrus
In Alexandrien war der siegreiche Athanasius nach vielen Kämpfen und nach Erlangung ebenso vieler Siegeskronen an das Ende seiner Mühsale gekommen und zu einem leidlosen Leben hinübergegangen1. Den Vorsitz aber erlangte Petrus, ein ganz vortrefflicher Mann, dem zuerst schon der berühmte selige Oberhirte seine Stimme gegeben, für den aber auch alle anderen stimmten, die Geistlichen sowohl wie die in Amt und Würden stehenden Personen; und auch das gesamte Volk gab durch Beifallsrufe seine freudige Zustimmung kund. Er hatte mit Athanasius zusammengearbeitet, hatte zu Hause und in der Verbannung an seiner Seite geweilt und die mannigfachsten Gefahren mit ihm bestanden. Deshalb kamen auch die benachbarten Bischöfe, und die in den Übungsschulen der Tugend lebenden Männer verließen dieselben und verlangten, daß Petrus den Thron des Athanasius erhalte.
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