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Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers und mit Einl und Anmerkungen versehen von Andreas Seider.
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bet | 12/173 | Sana | 07.04.2017 | Hajmi | 1,24 Mb. | | #3396 |
8. Gesetze gegen die Christen
Noch tausenderlei andere Frevel wurden um jene Zeit allenthalben zu Wasser und zu Land von den Gottlosen (Heiden) gegen die Christen verübt. Dies ging um so leichter, weil auch der gottverlassene Kaiser nun öffentlich Gesetze gegen den christlichen Glauben erließ. Zuerst verbot er, daß die Söhne der Galiläer — so nannte er nämlich die Anhänger unseres Erlösers — am Unterricht in der Dichtkunst, Redekunst und Philosophie teilnehmen, „Denn”, so sagte er, „wir werden, wie es im Sprichwort heißt, mit unseren eigenen Federn verwundet. Denn aus unseren Schriften entnehmen sie die Waffen, mit denen sie den Krieg gegen uns führen.” Nach diesem Verbot erließ er noch ein anderes Gesetz, das die Galiläer aus dem Heere auszustoßen befahl.
9. Des heiligen Athanasius vierte Verbannung und Flucht2
Um diese Zeit geriet Athanasius, der kampfgewohnte Verteidiger der Wahrheit, von neuem in Gefahr. Die Dämonen konnten die Kraft der Rede und des Gebetes des Athanasius nicht ertragen und bewaffneten daher ihre Diener zu Schmähreden gegen denselben. Unter vielen anderen Beweggründen, die sie vorbrachten und mit denen sie den Schutzherrn der (heidnischen) Gottlosigkeit zur Verbannung des Athanasius zu bestimmen suchten, führten sie auch folgenden an: „Wenn Athanasius bleibt, dann bleibt kein Heide mehr, denn er wird alle seiner Gemeinde zuführen.” Solche flehentliche Bitten um Hilfe nahm Julian wohlwollend auf und befahl nicht nur die Verbannung, sondern auch die Ermordung des Athanasius. Die Freunde des letzteren wurden hierüber bestürzt, er selbst aber soll das rasche Ende der Trübsal vorausgesagt haben. Er nannte sie nämlich eine Wolke, die sich sehr rasch wieder verziehen werde. Gleichwohl entwich er auf die Kunde von der Ankunft der Häscher, und da er am Ufer des Flusses ein Fahrzeug fand, segelte er in die Thebais hinauf. Der Häscher, der beauftragt war, ihn zu ermorden, hatte kaum von seiner Flucht erfahren, als er mit allen Kräften ihm nachsetzte. Ein anderer jedoch, einer von den Bekannten des Athanasius, kam ihm zuvor und meldete, daß derselbe in aller Eile herankomme. Da baten einige der mitfahrenden Freunde dringend, man möge gegen die Wüste hin entweichen. Athanasius aber befahl dem Steuermann, dem Schiff wieder die Richtung nach Alexandrien zu geben. So fuhren sie ihrem Verfolger geradezu entgegen. Als der mit der Tötung beauftragte Häscher herankam, fragte er, wie weit Athanasius entfernt sei. Dieser antwortete, derselbe sei ganz in der Nähe, und ließ ihn weiterfahren. Er selbst aber kehrte nach Alexandrien zurück und hielt sich während der noch übrigen Lebenszeit des Julian dortselbst verborgen.
10. Apollo von Daphne und der heilige Babylas
Als Julian gegen die Perser zu Felde ziehen wollte, schickte er die ergebensten seiner Diener zu allen im römischen Reiche befindlichen Orakeln; er selbst aber bat den Pythius in Daphne flehentlich, ihm doch die Zukunft zu offenbaren. Allein dieser erwiderte, die in der Nähe bestatteten Toten stünden der Weissagung hinderlich im Wege; erst müßten diese an einen anderen Ort verbracht werden, dann erst könnte er die Vorhersagung bekanntmachen. „Denn ich kann nicht wohl etwas kundgeben, so lange der mir geweihte Hain nicht vollständig gereinigt ist.”
Es ruhten damals an diesem Orte die Reliquien des siegreichen Martyrers Babylas und der Jünglinge, welche mit ihm das Martyrium bestanden hatten, und es war klar, daß der Lügenprophet um des Heiligen willen an seiner gewohnten lügenhaften Wahrsagerei gehindert wurde. Dieses sah auch Julian ein, denn er kannte von seinem früheren christlichen Leben her die Macht der Martyrer; darum ließ er auch keinen anderen Leichnam von dort entfernen, sondern befahl nur den Verehrern Christi, die Reliquien der siegreichen Martyrer hinwegzubringen. Diese aber begaben sich mit Freuden in den Tempelhain, luden den Reliquienschrein auf einen Wagen und gingen alle miteinander vor demselben her, bildeten Chöre, sangen die Psalmen Davids und antworteten zu jedem Verse: „Zu Schanden werden sollen alle, die Götzenbilder anbeten1!” Denn sie betrachteten die Übertragung des Martyrers als eine Niederlage des Teufels.
11. Der Bekenner Theodorus
Julian konnte die ihm damit zugefügte Schmach nicht ertragen, und so ließ er am folgenden Tage die Anführer jenes Zuges verhaften. Der damalige Präfekt Salustius versuchte zwar, obschon er selbst dem Götzendienst ergeben war, den Tyrannen zu überreden, den Christen, die nach Ruhm verlangten, ihre Sehnsucht nicht zu erfüllen; als er aber sah, daß der Kaiser seinen Zorn nicht beherrschen konnte, ließ er gleichwohl einen jungen, von Eifer für Gottes Ehre beseelten Menschen, der eben über den Markt ging, ergreifen, öffentlich an ein hölzernes Gerüst hängen, den Rücken mit Riemen peitschen und die Seiten mit Krallen zerfleischen, und zwar ließ er ihn so beständig martern vom frühen Morgen bis gegen Ende des Tages. Hierauf ließ er ihn in eiserne Ketten legen und bewachen. Am nächsten Morgen machte er dem Julian hiervon Meldung, berichtete auch über die Standhaftigkeit des Jünglings und fügte bei, solche Vorkommnisse seien für sie selbst eine Niederlage, für die Christen dagegen Ehre und Ruhm. Durch solche Vorstellungen ließ sich der Unglückselige bewegen, die übrigen Gefangenen vor dem gleichen Schicksal zu bewahren; ja er gab sogar den Befehl, den Theodorus aus seinem Gefängnis zu entlassen; so hieß nämlich jener jugendliche und tapfere Kämpfer für die Wahrheit. Einige fragten ihn nun, ob er Schmerz verspürt habe, als er jene bitteren und so grausamen Martern erduldete. Er antwortete, anfangs habe er einen leichten Schmerz gefühlt, dann aber sei ihm jemand erschienen, der ihm mit einem weichen und kühlenden leinenen Tuche fortwährend den Schweiß im Gesichte abgetrocknet und Mut zugesprochen habe. Deshalb habe er auch, so sagte er, als die Schergen von ihrer Tätigkeit abließen, nicht Freude, sondern Trauer empfunden, weil gleichzeitig auch derjenige wieder verschwunden sei, der ihm die innere Erquickung gebracht habe.
Indessen vermehrte der falsche Wahrsagegeist nicht nur den Ruhm des Martyrers, sondern enthüllte auch sein eigenes trügerisches Wesen. Es fuhr nämlich ein Blitz vom Himmel hernieder, der den ganzen Tempel in Flammen setzte und das Standbild des Pythius selbst in feinste Asche verwandelte; dasselbe war nämlich von Holz und außen vergoldet. Als Julian, der Oheim des Kaisers Julian, der Statthalter des Morgenlandes war, dieses während der Nacht erfuhr, eilte er so schnell wie möglich nach Daphne, voll Eifer, dem von ihnen angebeteten Gott zu Hilfe zu kommen. Da er aber sah, wie der sogenannte Gott zu Asche geworden war, ließ er die Tempelaufseher geißeln, weil er vermutete, daß der Brand von irgendeinem Christen angestiftet worden sei. Dieselben konnten jedoch auch durch Geißelstreiche nicht dazu gebracht werden, etwas Falsches auszusagen. Denn der Brand, sagten sie, habe nicht von unten, sondern von oben seinen Anfang genommen. Dazu kamen auch einige Bauern von den umliegenden Feldern und erzählten, sie hätten gesehen, wie der zündende Blitzstrahl vom Himmel herniedergefahren sei.
12. Einziehung der Kirchengüter1
Obschon nun die Gottlosen erkennen mußten, daß die Sache sich so zugetragen habe, so fuhren sie doch fort, gegen den Gott des Weltalls zu kämpfen. Der Tyrann befahl, die heiligen Gerätschaften an die kaiserliche Schatzkammer abzuliefern, und ließ die Türen der großen Kirche, welche Konstantin erbaut hatte, vernageln, um sie denen, welche sich darin zu versammeln pflegten, unzugänglich zu machen. Dieselbe war damals im Besitz der arianischen Partei.
13. Julian, der Oheim des Kaisers1
Es kam nun Julian, der Statthalter des Morgenlandes, in den heiligen Tempel, und mit ihm kam Felix, der Verwalter der kaiserlichen Schätze, und Elpidius, der mit der Aufsicht über die dem Kaiser persönlich gehörenden Gelder und Güter betraut war; die Römer pflegen einen solchen comes rerum privatarum zu nennen2. Felix und Elpidius sollen früher Christen gewesen und dem gottlosen Kaiser zu Gefallen vom christlichen Glauben abgefallen sein. Julian goß seinen Urin gegen den Opferaltar, und als ihn Euzoius daran hindern wollte, versetzte er ihm einen Schlag auf die Schläfe; er soll auch gesagt haben, die Sache der Christen sei von der göttlichen Vorsehung verlassen. Felix aber rief, als er die Pracht der heiligen Geräte wahrnahm, die Konstantin und Konstantius mit großer Freigebigkeit angeschafft hatten, aus: „Sehet doch, mit welch schönen Gefäßen der Sohn der Maria bedient wird!”
Aber für diese gottlosen und wahnsinnigen Freveltaten mußten sie alsbald die verdiente Strafe erleiden. Julian fiel sofort in eine schwere Krankheit und wurden seine Eingeweide derart von fauligen Geschwüren zerfressen, daß er die Exkremente nicht mehr durch die zur Ausleerung bestimmten Organe ausscheiden konnte, daß vielmehr der unflätige Mund, der ein Werkzeug der Gotteslästerung gewesen war, jetzt zum Organ der Ausscheidung wurde. Da soll nun seine Gattin, welche durch ihren Glauben sich auszeichnete, zu ihrem Gemahl folgendes gesagt haben: „Eigentlich solltest du, lieber Mann, den Heiland Christus preisen, daß er dir durch diese Heimsuchung seine Macht geoffenbart hat; denn du würdest wohl nicht zur Einsicht kommen, wer derjenige ist, den du bekämpft hast, wenn er nach seiner gewohnten Langmut gehandelt und diese von Gott gesandte Plage nicht über dich verhängt hätte.” Unter der Einwirkung solcher Worte und der ihn quälenden Schmerzen erkannte der Unglückliche die Ursache seiner Krankheit und bat den Kaiser, die Kirche denjenigen wieder zurückzugeben, denen sie weggenommen worden war; aber dazu vermochte er diesen nicht zu bewegen und endigte so sein Leben. Aber auch Felix verfiel plötzlich der göttlichen Züchtigung; er fing an, Tag und Nacht beständig Blut aus seinem Munde zu erbrechen, indem die Blutgefäße des Körpers von allen Seiten her ihren Inhalt zu diesem Organe hin ergossen. Nachdem so die ganze Blutmasse ausgeflossen war, schied auch er dahin und fiel dem ewigen Tode anheim. In solcher Weise büßten also diese ihre Freveltat.
14. Der Sohn des Priesters
Um jene Zeit trat ein Jüngling, der Sohn eines Priesters, der im Heidentum erzogen worden war, zur Gemeinde der Christen über. Seine Mutter war nämlich mit einer Frau befreundet, die sich durch Frömmigkeit auszeichnete und das ehrenvolle Amt einer Diakonissin inne hatte. Diese hatte ihn, da er noch ein ganz kleines Kind war und mit seiner Mutter öfter zu ihr kam, immer liebevoll aufgenommen und zur christlichen Frömmigkeit angeleitet. Auch nach dem Tode seiner Mutter setzte der Jüngling die Besuche bei jener Frau fort und empfing dabei den gewohnten Unterricht. Er nahm sich die Unterweisungen seiner Lehrerin tief zu Herzen, und so fragte er sie einmal, auf welche Weise es ihm wohl möglich wäre, dem Aberglauben seines Vaters zu entgehen und zu der von den Christen verkündeten Wahrheit zu gelangen. Diese erwiderte, er müsse seinen Vater verlassen und ihm denjenigen vorziehen, der sowohl ihn wie auch jenen erschaffen habe; er müsse sich in eine andere Stadt begeben, wo es ihm möglich wäre, verborgen zu bleiben und den Händen des gottlosen Kaisers zu entgehen; sie versprach auch, sie wolle für ihn Sorge tragen. „Wohlan denn,” entgegnete der Jüngling, „ich werde wieder kommen und dir meine Seele anvertrauen.” Wenige Tage darauf kam Julian nach Daphne, um daselbst ein Volksgelage zu veranstalten. Zugleich mit ihm kam auch der Vater des Jünglings, der Priester und gewöhnlich im Gefolge des Kaisers war. In der Begleitung des Vaters befand sich sowohl der Jüngling als auch dessen Bruder. Sie waren beide Tempelknaben und hatten die Speisen des Kaisers mit Weihwasser zu besprengen. Man pflegte solche Feste in Daphne sieben Tage lang zu feiern.
Am ersten Tage nun mußte der Jüngling neben dem Liegepolster des Kaisers stehen und die Speisen der Sitte gemäß besprengen und so mit der heidnischen Weihe verunreinigen; dann aber eilte er in schnellem Lauf nach Antiochien, begab sich zu jener bewunderungswürdigen Frau und sagte: „Ich komme zu dir, wie ich es versprochen habe; so halte denn auch du dein Versprechen und sorge für unser beider Rettung!” Diese stand sofort auf und führte den Jüngling zu dem Manne Gottes, Meletius, der ihn einstweilen oben im Fremdengemach unterbringen ließ. Inzwischen durchwanderte der Vater auf der Suche nach seinem Sohn ganz Daphne, eilte dann in die Stadt, lief durch alle Straßen und Gassen und ließ seine Augen nach allen Richtungen hin umherschweifen, voll Verlangen, ihn zu erspähen. Als er an jenen Platz kam, wo der heilige Meletius seine Fremdenherberge hatte, erhob er seine Augen und erblickte seinen Sohn, wie er eben vom Balkon herniederschaute. Er sprang hinauf, ergriff ihn, führte ihn herab und brachte ihn nach Hause, wo er ihm zuerst viele Rutenstreiche versetzte und dann glühend gemachte Nadeln in Hände, Füße und Rücken bohrte; hierauf schloß er ihn im Gemache ein, legte von außen den Riegel an und kehrte nach Daphne zurück. Dieses habe ich von dem Manne selbst später, als er bereits ein Greis geworden war, erzählen hören. Er fügte auch das noch hinzu, daß er, von Gott begeistert und von göttlicher Gnade erfüllt, alle Götzenbilder seines Vaters zerstört und sich über deren Schwäche lustig gemacht habe. Später aber habe er sich seine Tat zu Herzen genommen und sich vor der Rückkehr seines Vaters gefürchtet, und so habe er zum Herrn Christus gefleht, er möge ihn erhören und die Riegel zerbrechen und die Türe öffnen. „Denn deinetwegen”, so betete er, „habe ich dieses gelitten und getan.” „Während ich so flehte,” fügte er bei, „fielen die Riegel herab und öffnete sich die Türe. Ich aber eilte wieder zu meiner Lehrerin. Diese legte mir ein Frauengewand an, ließ mich zu ihr in einen verdeckten Wagen steigen und führte mich wieder zum heiligen Meletius. Dieser aber sandte mich an den Bischof von Jerusalem, der damals Cyrillus war. So brachen wir während der Nacht nach Palästina auf.” Nach dem Tode des Julian führte der Jüngling auch seinen Vater zur Wahrheit, wie er uns unter anderem ebenfalls erzählt hat. Auf solche Weise sind also diese Männer zur Erkenntnis Gottes gelangt und des Heiles teilhaftig geworden.
15. Die Martyrer Juventinus und Maximinus
Julian setzte den Kampf gegen die christliche Religion mit noch größerer Kühnheit oder vielmehr mit noch größerer Schamlosigkeit fort. Dabei gab er sich den Anschein der Milde, wendete aber Schlingen und Fallstricke an, durch die Arglose, die sich täuschen ließen, in das Verderben des Heidentums verstrickt werden sollten. Zuerst ließ er die Quellen in der Stadt und in Daphne mit dem schändlichen Opferfleisch verunreinigen, damit jeder, der von dem Wasser koste, an dem heidnischen Opfer teilnehme; dann ließ er auch die auf dem Markte feilgebotenen Lebensmittel mit Unreinigkeit erfüllen: so wurden Brot, Fleisch, Obst, Gemüse und die sonstigen Eßwaren mit heidnischem Weihwasser besprengt. Als die Leute, die ihren Namen vom Erlöser haben1, dieses sahen, seufzten sie zwar und klagten und verabscheuten diese Dinge, aber sie nahmen doch davon, gehorsam der Vorschrift des Apostels: „Alles was auf dem Fleischmarkte verkauft wird, das esset, ohne des Gewissens wegen lange zu fragen2.”
Zwei Männer aber, die im Heere eine hervorragende Stellung einnahmen, sie waren nämlich Schildträger und Leibgardisten des Kaisers, hatten bei einem Gastmahle jene abscheulichen Anordnungen in etwas scharfen Ausdrücken beklagt und dabei die wundervollen Worte der berühmten babylonischen Jünglinge gebraucht: „Du hast uns gegeben”, so sagten sie, „in die Hände eines Königs, der ungerecht und abtrünnig ist über alle Menschen der Erde3.” Dieses verriet einer der Tischgenossen dem Kaiser, der sofort jene so edlen Männer herbeiführen ließ und fragte, was sie gesagt hätten. Diese betrachteten die Frage des Kaisers als eine günstige Gelegenheit zu freimütiger Äußerung, und geleitet von rühmlichem Eifer sprachen sie folgendes: „Wir sind, o Kaiser, in der christlichen Religion erzogen worden und haben auch die lobwürdigen Gesetze immer befolgt, denn es waren Gesetze, erlassen von Konstantin und seinen Söhnen. Nun aber klagen wir, daß alles mit Unreinigkeit erfüllt ist und Speise und Trank mit fluchbeladenen Opferspenden befleckt werden. Darüber haben wir schon zu Hause geklagt, und darüber jammern wir auch in deiner Gegenwart; denn es ist das einzige, was wir an deiner Regierung auszusetzen haben.” Auf diese Worte hin legte der so sanftmütige und philosophische Kaiser, wie er von seinen Gesinnungsgenossen genannt wird, die Maske der Mäßigung ab und zeigte das wahre Gesicht seiner Gottlosigkeit. Er ließ sie schwer und grausam mißhandeln und raubte ihnen endlich auch das gegenwärtige Leben oder vielmehr er befreite sie von jenen unglücklichen Verhältnissen und verschaffte ihnen dafür die Krone des Sieges. Als Ursache der Strafe aber bezeichnete er nicht den christlichen Glauben, für den sie starben, sondern ungeziemendes Verhalten beim Weine, indem er sagte, sie seien gestraft worden, weil sie den Kaiser im Übermut beleidigt hätten. Diesen Grund ließ er auch überall bekannt geben, weil er den Verteidigern der Wahrheit den Namen und die Ehre der Martyrer mißgönnte. Von diesen beiden hieß der eine Juventinus, der andere Maximinus. Die Stadt Antiochien aber ehrt sie als Kämpfer für den christlichen Glauben, bewahrt ihre Reliquien in einem kostbaren Schrein, und bis auf den heutigen Tag werden sie durch ein jährliches Volksfest gefeiert.
16. Valentinian, der spätere Kaiser
Auch noch andere in Amt und Würden stehende Männer wurden, weil sie ähnlichen Freimut zeigten, der gleichen Krone teilhaftig. So verheimlichte auch der bekannte Valentinian, der kurze Zeit nachher zur kaiserlichen Würde gelangte, damals aber Oberst und Anführer der im Kaiserpalast stehenden Lanzenträger war, seinen Eifer für den christlichen Glauben nicht. Der verblendete Kaiser zog in festlichem Reigen in den Tempel der Glücksgöttin; auf beiden Seiten des Tores standen Tempelknaben, welche die Eintretenden durch Besprengung mit Weihwasser, wie sie meinten, reinigten. Als aber Valentinian, der vor dem Kaiser einherging, bemerkte, daß ein Tropfen auf seinen Mantel gefallen sei, da versetzte er, wofür er ein doppeltes Königreich erlangt hat, dem Tempelknaben einen Faustschlag mit den Worten, er sei nicht gereinigt, sondern beschmutzt worden. Der abscheuliche Kaiser aber, der den Vorgang mitansah, schickte ihn auf eine Festung in der Nähe der Wüste mit dem Befehl, dort zu verbleiben. Es verging jedoch nur ein Jahr und einige Monate, da erlangte er zum Lohn für sein offenes Bekenntnis die kaiserliche Würde. Denn der gerechte Richter ehrt diejenigen, welche sich die göttlichen Dinge angelegen sein lassen, nicht nur im künftigen Leben, sondern manchmal reicht er den Lohn für die guten Werke alsogleich, um durch die sofort verliehenen Güter diejenigen zu verbürgen, welche noch Gegenstand der Hoffnung sind.
17. Andere Bekenner
Der Tyrann ersann noch eine weitere List zum Nachteile der christlichen Religion. Er verteilte nämlich nach alter Sitte Geld an die Kriegsdienst leistenden Soldaten. Er selbst saß auf dem kaiserlichen Thron; vor demselben hatte er gegen das Herkommen einen Altar aufstellen und mit Kohlen bedecken und daneben Weihrauch auf einen Tisch legen lassen. Er befahl nun, daß jeder, der sich das Geld hole, zuerst Weihrauch auf den Altar fallen lasse und dann erst das Geld aus seiner Rechten in Empfang nehme. Die meisten nun erkannten die Falle gar nicht; die aber schon vorher darum wußten, schützten Krankheit vor, um dieser widerwärtigen Seelenfängerei zu entgehen; andere jedoch hatten ein großes Verlangen nach dem Gelde und kümmerten sich wenig um ihr Seelenheil; wieder andere verrieten aus Feigheit ihren christlichen Glauben.
Nach dieser verderblichen Geldverteilung saßen nun einige von denen, die das Geldgeschenk angenommen hatten, in einem Gasthause zusammen bei einem Mahle. Einer von ihnen ergriff den Becher, trank aber nicht eher daraus, als bis er das Zeichen der Erlösung darüber gemacht hatte. Da sprach einer der Tischgenossen seine tadelnde Verwunderung darüber aus und sagte, dieses sei ja das gerade Gegenteil von dem, was er kurz vorher getan habe. Jener fragte, was er denn damit meine, welche seiner früheren Handlungen mit seiner gegenwärtigen in Widerspruch stehen solle? Da erinnerte ihn der andere an den Altar, den Weihrauch und die geschehene Glaubensverleugnung. Denn diese Dinge seien doch das Gegenteil von dem christlichen Bekenntnisse. Als die Tischgenossen das hörten, fingen die meisten derselben laut zu jammern und zu klagen an, rauften sich viele Haare aus, standen vom Tische auf, liefen über den Markt und schrien laut, sie seien Christen und nur durch die List des Kaisers irregeführt worden; sie leisteten Widerruf und wollten die infolge ihrer Unwissenheit erlittene Niederlage durch neuen Kampf wieder gut machen. Mit solchen lauten Beteuerungen stürmten sie zum kaiserlichen Palast, klagten über die Hinterlist des Tyrannen und verlangten, dem Feuer übergeben zu werden, damit sie, wie sie durch Feuer befleckt worden seien, so durch ein anderes Feuer wieder Reinigung erlangten. Solche und ähnliche Reden, die sie führten, versetzten den Bösewicht in rasende Wut. So befahl er denn zuerst, sie zu enthaupten. Wie sie nun aus der Stadt hinausgeführt wurden, folgte ihnen die städtische Bevölkerung, staunend über ihre Seelengröße und voll Bewunderung über ihr freimütiges Bekenntnis des christlichen Glaubens. Als sie an jenen Platz gekommen waren, wo man die Missetäter zu strafen pflegte, bat der älteste von ihnen den Scharfrichter dringend, zuerst dem jüngsten von allen das Haupt abzuschlagen, damit er nicht beim Anblick der Hinrichtung der anderen wankelmütig werde. Nachdem aber dieser bereits auf dem Boden niedergekniet war und der Scharfrichter bereits das Schwert aus der Scheide gezogen hatte, kam ein Bote, der die Nachricht der Begnadigung brachte und, schon von weitem her laut rufend, die Hinrichtung verhinderte. Da sprach der jüngste, trauernd über die Vereitelung der Hinrichtung: „So war denn also Romanus — dieses war nämlich sein Name — nicht würdig, ein Martyrer Christi genannt zu werden.” Indessen hatte jener hinterlistige Mensch die Hinrichtung nur aus Neid verhindert und weil er den heldenmütigen Kämpfern den Ruhm des Martyriums nicht gönnte; aber er ließ sie auch nicht in den Städten wohnen, sondern verbannte sie an die äußersten Grenzen des römischen Reiches.
18. Der Feldherr Artemius
Artemius war Befehlshaber der Soldaten in Ägypten. Er hatte, nachdem er zur Zeit des Konstantius zu diesem Amte gelangt war, sehr viele Götzenbilder zerstört. Deshalb nahm ihm der Kaiser jetzt nicht nur sein Vermögen weg, sondern ließ ihn schließlich auch noch enthaupten. Dieses und Ähnliches tat derjenige, der von den Gottlosen der sanftmütigste und ein Muster der Selbstbeherrschung genannt wird.
Ich will nun auch noch die bewunderungswürdige Geschichte einer sehr edlen Frau in meine Darstellung aufnehmen. Denn selbst Frauen verachteten, mit göttlichem Eifer ausgerüstet, die Wut dieses Menschen.
19. Die Diakonissin Publia und ihr freimütiges Eintreten für die Sache Gottes
In jener Zeit lebte eine gewisse Publia, viel genannt und hochberühmt wegen ihrer echten Tugendwerke. Sie hatte kurze Zeit auch das Joch der Ehe getragen und Gott eine gar kostbare Frucht gebracht. Johannes nämlich, der lange Zeit an der Spitze der Priester zu Antiochien stand und öfter für den apostolischen Vorsitz1 gewählt wurde, aber diesem Amte immer auswich, war aus diesem wundervollen Boden entsprossen. Sie selbst leitete einen Chor von Jungfrauen, die lebenslängliche Jungfräulichkeit gelobt hatten, und pries mit ihnen fortwährend Gott, den Schöpfer und Erlöser. Als einmal der Kaiser vorüberging, sangen sie alle miteinander lauter als gewöhnlich, da sie den schuldbeladenen Herrscher für einen verächtlichen und lächerlichen Menschen hielten. Sie sangen aber gerade jene Gesänge, welche die Schwäche der Götzenbilder verspotten, und sprachen mit David: „Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, Werke von Menschenhänden1.” Und nachdem sie deren Empfindungslosigkeit dargelegt2, sangen sie weiter: „Ähnlich mögen ihnen werden, die sie verfertigen, und alle, die auf sie ihr Vertrauen setzen3!” Als jener dieses hörte, geriet er in heftigen Zorn und ließ ihnen den Befehl zukommen, sie hätten zur Zeit, wo er vorübergehe, zu schweigen. Die Frau kümmerte sich aber wenig um seine Vorschriften, erfüllte ihre Sängerschar mit noch größerem Mute und ließ sie, als er wieder vorüberkam, singen: „Es erhebe sich Gott, und zerstreut sollen werden seine Feinde4!” Das nahm er jedoch sehr übel auf, ließ die Leiterin des Chores herbeiführen, und obwohl er ihr ehrwürdiges Alter sah, hatte er doch weder Mitleid mit den grauen Haaren ihres Körpers noch Achtung vor der Tugend ihrer Seele, sondern gab einigen Soldaten seiner Leibwache den Auftrag, sie auf ihre beiden Schläfen zu schlagen und ihre Wangen durch Hiebe mit den Händen blutrot zu färben. Sie erachtete indes die erlittene Schmach für die höchste Ehre, kehrte nach Hause zurück und verfolgte ihn auch fernerhin in gewohnter Weise mit ihren geistlichen Liedern, so wie der Verfasser und Lehrer jener Gesänge den bösen Geist im Zaume hielt, der den Saul belästigte5.
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Bosh sahifa
Aloqalar
Bosh sahifa
Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers und mit Einl und Anmerkungen versehen von Andreas Seider.
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