sachliche Anforderungen wie faktische Richtigkeit, Datenrelevanz …
und ethische Anforderungen wie Beziehung zum Thema, Stärkung des Verantwortungsbewusstseins ...
(b) Didaktisch-methodische Anforderungen:
didaktische Anforderungen wie Logik der Verarbeitung der Interpretation, Anschaulichkeit …
(c) Medial-gestalterische Anforderungen:
ästhetische Anforderungen wie: Schönheit der Darstellung, medienspezifisch zweckentsprechende Gestaltung …
(d) Ergonomisch-technische Anforderungen
technische Anforderungen wie: Benutzerfreundlichkeit, Interaktivität, Ausnutzung des Potentials der multimedialen Verarbeitung ... .
Anhand dieser Kriterien beurteilen wir im folgenden zwei didaktische Multimediaprodukte. In beiden Fällen handelt es sich um die Beurteilung von tschechischsprachig vorliegenden Beispielen. Ihre Primärzielgruppe sind Erwachsene, insbesondere Geschichtslehrer. Die Hauptfunktion der beiden didaktischen Multimediaprodukte besteht in der Unterstützung der Lehrer bei ihrer Unterrichtsvorbereitung und -durchführung. Inhaltliche Grundlagen sind dabei solche Geschichtsthemen, die in Lehrbüchern weniger Berücksichtigung finden, die vernachlässigt werden oder aufgrund ihres Neuigkeitsgrades noch nicht in den Büchern enthalten sind. In unseren Beispielen handelt es sich um folgende für den Geschichtsunterricht bestimmte didaktische Multimediaprodukte/Multimedia-DVD: „1968: Zerstörte Hoffnung“ (ÚSTR 2008) und „1989: Der November und wie es dazu kam“ (ÚSTR 2010).
Wir haben diese DVD ausgewählt, weil sie unmittelbar mit der Formung geschichtlichen Bewusstseins (also faktisch mit der Knüpfung einer ethischen Beziehung mit der Vergangenheit – in diesem Fall der Sphäre moderner Geschichte bzw. der Gegenwartsgeschichte zugehörig) verknüpft sind. Herausgeber beider Medien ist das „Institut zum Studium totalitärer Regime“ – eine 2007 gesetzlich geschaffene Institution mit der Zielstellung, „die Folgen der Tätigkeit der auf kommunistischer und nazistischer Ideologie gegründeten Verbrecherorganisationen, die in den Jahren 1938-1945 und 1948-1989 die Unterdrückung von Menschenrechten durchsetzten und die Prinzipien eines demokratischen Staates ablehnten, zu untersuchen und in Erinnerung zu rufen“ (Präambel des Gesetzes 181/2007, siehe auch http://www.ustrcr.cz/cs/).
Insbesondere „die Folgen in Erinnerung zu rufen“ (vgl. Präambel des Instituts zum Studium totalitärer Regime) beschäftigt sich diese Einrichtung seit ihrer Gründung nicht nur mit Forschung, sondern gleichzeitig auch mit didaktisch ausgerichteter Produktion – stark motiviert durch die Aufgabe, Geschichtsbewusstsein auszubilden.
„Wir möchten dabei nicht als verbindliche Autorität auftreten und den Schulen vorgefertigte Interpretationsmodelle unterschieben. Wir wehren uns gegen die Politisierung der modernen Geschichte und gegen pathetische Moralisierung. Moderne Geschichte bieten wir als offenes Problem zur Lösung an. Soll der Unterricht interessant sein, muss die Vergangenheit pluralistisch als interpretativer Dialog präsentiert werden“, heißt es in der Web-Präsentation des Instituts (http://www.ustrcr.cz/cs/vzdelavani).
Die Orientierung auf einen erzieherischen Bildungseffekt projiziert sich auch auf die Organisationsstruktur des Instituts, in dem seit 2008 eine „Gruppe Bildung“ tätig ist, die sich mit der Zusammenarbeit mit Schulen beschäftigt. Sie stellt Lehrern methodische Unterstützung zur Verfügung, bereitet Materialien und methodische Anregungen vor, bietet Schulen eine Quellensammlung an, die über die totalitäre Vergangenheit Auskunft geben. Außerdem organisiert sie Fachseminare und -vorträge in Schulen. “ (siehe auch http://www.ustrcr.cz/cs/skupina-vzdelavani#priloha3, wo sich auch die Programmerklärung „Methodologische und theoretische Schwerpunkte der Gruppe Bildung des ÚSTR“ findet, unter der es einen expliziten Verweis zum geschichtlichen Bewusstsein gibt: „Soll der Geschichtsunterricht zu einer Kultivierung des geschichtlichen Bewusstseins und zu einer Gedächtniskontinuität führen, muss er sich auch auf eine theoretische Eingrenzung dieser Begriffe stützen. Wir bekennen uns zum Modell des kollektiven Gedächtnisses des französischen Soziologen Maurice Halbwachs“).
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