Das weite Land der Europäischen Kultur




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Sana26.06.2021
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Das weite Land der Europäischen Kultur

Mittlerweile ist es eine Binsenweisheit: das gesellschaftspolitische Europa kann sich nicht nachhaltig bilden, wenn es nicht in ein kulturelles Verständnis von Europa eingebunden ist. Ein großes Wort, gelassen ausgesprochen. Denn das kulturelle Profil Europas ist nicht minder schwierig zu fassen bzw. zu generieren als das politische oder das gesellschaftliche. Alle drei Europa-Profile sind als Komponenten zu verstehen, die das Identitätskonzept Europas begründen und jeweils einander bedingen, ermöglichen und interpretieren. Das kulturelle Europa ist ein Vorstellungskomplex aus Bildern zwischen Geschichte und Gesellschaft und den möglichen Deutungen dieses Verhältnisses – noch dazu jeweils regional oder nationalgeschichtlich ganz eigen und oft eigenwillig ausgelegt. Aus dem politischen Willensprogramm für ein geeintes Europa lassen sich Kulturwerte herauslesen, die dem politischen Handeln einen Deutungsrahmen vorlegen, nach der sich eine gelungene Europa-Gesellschaftskultur bewerten lässt: Europa ist ein politisches Projekt, das auf den Prinzipien demokratischer Kultur gebaut ist und jedem seiner Bürgerinnen und Bürger, egal welcher Herkunft, Ethnie, Religion, Lebenszusammenhänge oder Lebensstilorientierung einen gesellschaftlich situierten Rahmen bieten möchte, in dem individuelle Lebenswerte und gesellschaftliche Lebensqualität gleichermaßen verwirklicht werden: Freiheit, Menschenrechte und Chancengleichheit der Individuen, Rechtsstaatlichkeit und Säkularisierung der demokratischen Mechanismen, Strukturen und Kulturen (Council oft he European Union 2000, 2001), Toleranz und soziale Aufmerksamkeit für Minderheiten und gesellschaftlich Benachteiligte, Einheit im Wege der Vergemeinschaftung von Verschiedenheit und Unterschied. Aus diesen Kulturwerten lassen sich wiederum Werte für die Umsetzung politischer Mechanismen ableiten: so zum Beispiel das Recht auf eigene und eigenwillige Lebensgestaltung, auf Bildung und Arbeit, die Freiheit des Reisens, der Meinung, der Medien und der Wahl der politischen Repräsentanten.


Denn das kulturelle Europa ist nicht nur das ethische, sondern auch das ästhetische Europa: das der Künste, der Wissenschaften, der Bildungswerte und Bildungsprogramme, der alltagskulturellen Variabilität, der ländlichen, urbanen, ethnischen und sozialen Landschaften, der Traditionen, der Kreationen, der Diversität von Lebensstilen, der Sprachen, der Völker und der Religionen. Ein so weit und divers gefasster Horizont braucht ein bewusstes und gebildetes Verständnis, noch besser: einen bewusst gebildeten Blick, eine integrative Perspektive. Denn die Vielfalt lässt sich nur als Wert erkennen, wenn man weiß, dass, warum und wie die vielen Entwürfe für das individuelle und soziale Leben ein Programm verfolgen: dem individuellen Leben gesellschaftlich geschützte und gestützte Orte des Vertrauens zu geben und dem gesellschaftlichen Leben Horizonte der Hoffnung aufzumachen, die weder standardisiert noch organisiert, weder vorgegeben noch vorgeschrieben werden können, sondern sich nur aus dem freien Spiel der Unterschiede und Unterscheidungen selbst ermöglichen (vgl. Bauer 2006: 245 ff )


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