Die ewige schwierige Frage der Medienwirkung




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Sana26.06.2021
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Die ewige schwierige Frage der Medienwirkung

Die Interaktion zwischen Kirchen und religiösen Bewegungen und ihren Botschaften auf der einen Seite und dem von den Massenmedien angebotenen kulturellen Inhalt auf der anderen Seite kann auf viele Arten gedeutet werden. Wir wissen immer noch sehr wenig über die Wirkungen von religiöser und spiritueller Kommunikation allgemein, auch in Verbindung mit den Massenmedien. Es ist noch nicht möglich, klare Aussagen darüber zu treffen, denn es gibt verschiedene Wirkungsarten, wie beispielsweise kurzzeitige Wirkungen oder langfristige Wirkungen; Wirkungen auf die Meinungsbildung, Einstellungen, Gefühle und Verhaltensweisen; beabsichtigte oder unbeabsichtigte Wirkungen und Wirkungen, die positiv, neutral oder negativ zu bewerten sind. Es gleicht einem Klischee zu wiederholen, was häufig in der Literatur kritisiert wird, nämlich, dass es an empirischen Forschungsergebnissen mangele. Das trifft sicherlich auf die geistlich-religiöse Kommunikation insgesamt zu. Aber sogar auf dem Gebiet der politischen Kommunikation, mit der sich die wissenschaftliche Forschung so intensiv beschäftigt hat, gibt es keinen Konsens über die Auswirkungen der drei genannten Phänomene.

Wenn man die Medienwirkung betrachtet, scheint es keine Einigkeit über ihre Natur und genaue Auswirkung auf das Denken, das emotionale Mind-Set, die Einstellung und das Verhalten der Menschen, die sich selbst der Medienkommunikation ausgesetzt haben, zu geben. Als intervenierende Variable werden die Umweltfaktoren und der individuelle Charakter von Menschen diskutiert. Bildung, Kultur und – wenn auch nicht in jedem Fall – Religion oder ihr Fehlen prägen den Menschen. Die klassischen Printmedien – Zeitungen und politische Wochenzeitschriften – beschäftigen sich mit Multikulturalität und multireligiöser Gesellschaft. Die öffentliche Debatte findet auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen statt, an Universitäten, bei akademischen Konferenzen, in Internetforen sowie in Radio und Fernsehen.

Immer wieder scheint es eine Neigung dazu zu geben, Medienwirkungen zu beobachten und dann wiederum in bestimmten Situationen Zweifel an ihnen zu haben. Es scheint unmöglich zu sein, nachzuvollziehen, geschweige denn vorherzusagen, in welche Richtung sich Wirkungen entwickeln und wie lange sie anhalten. Auf der Grundlage dieser Einsichten, die als eine aktuelle Bestandsaufnahme der Wissensbasis und der Ergebnisse der empirischen Forschung betrachtet werden können, zog McQuail (2005) keine allgemeine Schlussfolgerung über die Medienwirkung. Die Alternative, dass es überhaupt keine Wirkung gibt, scheint eher theoretischer Natur zu sein. Auch wenn Menschen behaupten, dass geistige und religiöse Kommunikation sie nicht „betrifft“, stellt sich die Frage, ob es sich um eine Pose oder auch eine Momentaufnahme handelt. Was als fremd, beispielsweise außerhalb des Christentums befindlich angesehen wird, kann Vorurteile verfestigen. In einem traditionell christlichen Land wie den Niederlanden haben sich viele junge Menschen von christlichen Symbolen und Ritualen entfremdet, wie z.B. bei einer Beerdigung in einem katholischen Umfeld zu beobachten ist.

Nach meiner Analyse ist die Leistung des niederländischen Journalismus wie folgt zu beurteilen: Der Meinungsjournalismus der Tageszeitungen und des nicht-kommerziellen Rundfunks (public broadcasting) entwickelte sich im ersten Dezennium des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit einem breiten Angebot von Themen zu Religion und Integration und ihrer Zusammenhänge. Eher vorteilhaft scheint zu sein, dass sich Autoren, die zur Debatte über die Bedeutung von Religion beitragen, häufig auf den Atheismus berufen. Auch wenn das so ist, kann die allgemeine Aufmerksamkeit als relativ unvoreingenommen bewertet werden. Berichterstattung, Diskussionsbeiträge, Kommentare und andere Veröffentlichungsformen machen die Leser mit einer hochaktuellen Thematik vertraut. Sie verdeutlichen umfangreiches Wissen über geistige und religiöse Inhalte. Berichterstattung und Meinungsbildung über Kirche und Religion entsprechen den Qualitätsstandards für den Inhalt von Massenmedien. Die Rolle der christlichen Kirche im interreligiösen Dialog könnte auf überregionaler Ebene von kirchlicher Seite mehr Profil und Priorität erhalten. Dabei sollte es nicht in erster Linie darum gehen, ob christliches Denken von Katholiken oder Protestanten seinen Platz in der säkularisierten niederländischen Gesellschaft hat oder nicht, und auch nicht darum, ob christliches Denken auch in Zukunft Spuren in niederländischer Kultur und Mentalität hinterlässt. Bei der Debatte über das Wiederaufleben der Religion während des letzten Jahrzehnts nimmt, wie ich feststellen konnte, die Bedeutung von Spiritualität nach Religion einen Spitzenplatz ein, um persönlichen Bedürfnissen und Präferenzen des Einzelnen (auf der Mikro-Ebene) gerecht zu werden. Lokale christliche Glaubensgemeinschaften mit traditioneller oder experimenteller Liturgie bekommen nur in Hörfunk- und Fernsehübertragungen der sonntäglichen Gottesdienste besondere Aufmerksamkeit. Diese Gemeinden auf dem Meso-Ebene werden dann Opfer von negativer Medienaufmerksamkeit, wenn Affären auftreten. Systematische Kommunikationsanstrengungen auf dieser Meso-Ebene in Richtung lokaler und regionaler Medien lohnen sich bei Sonderaktivitäten und Veranstaltungen mit Breitenwirkung. Sie führen zu positiver Medienbeachtung. So genanntes normales Leben und alltägliche Gemeindeaktivitäten sind den Medien keine Berichterstattung wert. Zur Zeit bewegt sich der Fokus in den Niederlanden in die Richtung der Makro-Ebene der Kirchen und landesweiten Einrichtungen, ihren Führern und ihren Botschaften.

Die Entdeckung der „Rückkehr von Gott“ in den Niederlanden in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre und die öffentliche Debatte über die „Rückkehr der Religionen“, insbesondere unter der Berücksichtigung der „Drohungen des Islams“, in den Niederlanden seit dem Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts machten Schriftsteller, Journalisten, Kolumnisten und andere Meinungsbildner neugierig auf Religion(en) und Spiritualität. Sie waren von dem Wiederaufleben des Christentums im Denken und Handeln vieler Niederländer überrascht. Festzustellen waren ein Verlangen nach Stärke, Energie, Geist der New-Age-Bewegung und anderen spirituellen Quellen. Auffällig waren die Zunahme von evangelikalen Gruppierungen, Konvertierung zum Katholizismus von einer Vielzahl (ca. Tausend) hoch gebildeter Menschen pro Jahr und ein wiederauflebendes Interesse an einer traditionelleren Liturgie.



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