Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers und mit Einl und Anmerkungen versehen von Andreas Seider.




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11. Getreideanweisungen zugunsten der Kirchen und andere vortreffliche Taten des Kaisers
Vorstehendes also schrieb der Kaiser an die Bischöfe, welche zur Synode nicht hatten kommen können. Denjenigen aber, die sich eingefunden hatten — es waren ihrer dreihundertachtzehn —, gab er zahlreiche Beweise seines Wohlwollens sowohl in Worten wie auch durch Geschenke. So ließ er viele Sitzpolster herrichten und gab allen zusammen ein Mahl, wobei er die Angeseheneren an seine eigene Tafel zog, die Übrigen dagegen auf die anderen Tische verteilte. Als er bemerkte, daß einigen das rechte Auge ausgestochen war, und erfuhr, daß ihre Standhaftigkeit im Glauben die Veranlassung zu dieser Marter gewesen sei, da preßte er seine Lippen an die Wunden, um, wie er glaubte, mit dem Kusse Segen aus ihnen zu ziehen. Als dann das Mahl zu Ende war, widmete er ihnen neuerdings weitere Geschenke. Ja er erließ sogar Schreiben an die Statthalter in den Provinzen, in denen er anordnete, daß in jeder Stadt den gottgeweihten Jungfrauen und Witwen und den für den Gottesdienst geweihten Personen jährliche Getreidelieferungen sollten angewiesen werden, wobei er mehr den Maßstab seiner Freigebigkeit als den des Bedürfnisses anlegte. Hiervon wird der dritte Teil noch bis heute verabreicht. Nachdem nämlich der gottlose Julian das Ganze auf einmal abgeschafft hatte, hat sein Nachfolger das, was jetzt noch gewährt wird, wieder zu liefern befohlen. Denn eine Hungersnot hatte damals die Einkünfte bedeutend geschmälert. Wenn nun aber das früher Gelieferte den dreifachen Betrag dessen ausmacht, was jetzt noch verabreicht wird, so kann jeder, der guten Willens ist, mit Leichtigkeit die hochherzige Gesinnung des Kaisers erkennen.
Aber auch folgendes glaube ich billgerweise nicht mit Stillschweigen übergehen zu dürfen. Streitsüchtige Menschen hatten gegen einige Bischöfe Anklageschriften verfaßt und dem Kaiser übergeben. Dieser aber band sie, da er sie vor Wiederherstellung der Einigkeit empfing, sofort zu einem Bündel zusammen, versiegelte sie mit seinem Fingerring und befahl sie wohl zu verwahren. Später aber, als er die Einigkeit zustande gebracht hatte, ließ er diese Anklageschriften herbeibringen und verbrannte sie in Gegenwart aller, nachdem er eidlich erklärt hatte, nichts von dem darin Enthaltenen gelesen zu haben. Denn die Fehltritte der Priester, sagte er, dürfen nicht der Menge bekannt gemacht werden, damit diese nicht daraus Anlaß zum Ärgernis nehme und ohne Scheu sündige. Ja man sagt, er habe auch noch folgendes hinzugefügt: wenn er mit eigenen Augen sähe, wie ein Bischof eines andern Mannes Ehe bräche, so würde er solche Freveltat mit seinem Purpurmantel zudecken, damit nicht deren Anblick denen, die sie sehen könnten, zum Schaden gereichte.
Nachdem er in solcher Weise die Priester ermahnt und so großer Ehre sie gewürdigt hatte, forderte er sie auf, sie möchten jeder wieder zu seiner Herde zurückkehren.


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