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  • Predigt über die Seligpreisungen am Reformationstag




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    Predigt über die Seligpreisungen am Reformationstag

    Hanno Gerke

    I.

    Die Welt ist nun mal, wie sie ist. Das brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Sie kennen die Welt mindestens so gut wie ich.



    Wer Realist ist, der redet sich die Welt nicht schön. Und wir sind doch alle Realisten. Wer lässt einen Fremden in die Wohnung? Man kann heute niemandem mehr vertrauen!

    Wer verzichtet freiwillig auf seinen Vorteil? Wenn ich ihn nicht nutze, dann doch die anderen.

    Die Welt ist nun mal wie sie ist – daran ist nicht zu rütteln.

    Aber eins muss doch erlaubt sein: Wenigstens in der Phantasie können wir sie uns doch mal anders vorstellen. Tun wir in Gedanken doch mal so, als wäre die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie sie sein könnte.

    Stellen Sie sich vor: Die Menschen richten ihr Leben nicht nach Haben und Besitz aus. Sie leben ganz bescheiden, sind mit Wenigem zufrieden – ein Dach über’m Kopf, das tägliche Brot. Was braucht man mehr?

    Sie schämen sich nicht, über ihre Gefühle offen zu sprechen. Sie täuschen nicht den anderen vor, dass sie immer gut drauf sind.

    Sie poltern nicht los und machen andere nicht mundtot. Sie sind offen, freundlich und warmherzig.

    Sie lassen nicht zu, dass einem Mitmenschen Unrecht getan wird. Sie setzen sich für alle ein, die bedürftig sind und Not leiden. Sie wollen gerechte Verhältnisse – aber sie verabscheuen Gewalt.

    Sie geben gerne und sind nicht nachtragend. Sie sind aufrichtig, lügen nicht, machen einem nichts vor, verstellen sich nicht vor anderen.

    Wo Streit ist, da vermitteln sie und schlichten.

    II.

    Die Kirche ist nun mal, wie sie ist. Uralt – Jahrhunderte schon! Das braucht ihm keiner zu erklären.



    Er lebt in ihr. Er ist Priester, Mönch in dieser Kirche. Es gibt nur diese. Eine andere kann man sich gar nicht vorstellen.

    Es ist eine Kirche der Ämter, der Strukturen. Eine Kirche, in der auch viel Geld verdient wird.

    Eine Kirche der Macht.

    Aber er hadert mit dieser Kirche!

    Er denkt: Es muss doch erlaubt sein: Dass man die Kirche daran erinnert, wofür sie eigentlich da ist.

    Für das Evangelium, für ein Leben mit Gott.

    Eine Kirche, in der Umkehr und Buße nicht für Geld verkauft werden.

    Eine Kirche, in der allein die Bibel gilt, allein Christus. Eine Kirche, die die Gnade Gottes verkündet und nicht das Gericht.

    III.

    Na, wie wäre eine solche Welt? Wie wäre eine solche Kirche?



    Gibt es eine solche Traumwelt irgendwo? Gibt es eine solche Kirche der Freiheit und Wahrheit?

    Ist unsere Kirche sogar der Ort, wo eine solche Welt ihren Anfang nimmt?

    Schade, dass das alles nur in Gedanken existiert. Oder gibt es sie vielleicht doch?

    Einer hat schon vor uns von einer solchen Welt geträumt. Und er hat den Menschen von seinen Träumen erzählt. Und immer wieder hat er gemahnt: Schreibt diese Welt nicht zu früh ab. Sie ist näher, als ihr glaubt. Es gibt schon heute Menschen, die auf dem Weg zu ihr sind und ihr könnt dazu gehören.

    Er hat gesagt:

    Lesung Mt 5,3–10

    Es sind Worte Jesu! Seine Worte sind das Evangelium des heutigen Tages, des Reformationstages.

    Das ist kein Zufall. Die Welt, die Jesus uns vor Augen malt, und die Kirche haben etwas miteinander zu tun.

    IV.


    Das jedenfalls ist es, wofür der andere, von dem ich eben erzählte, der Mönch Martin Luther, vor fast 500 Jahren sein Leben riskiert hat.

    Gott schenkt dir alles: dein Leben, deinen Glauben, deine Gerechtigkeit. Du musst gar nichts tun für seine Liebe. Alles kommt aus seiner Hand. Und dafür hat Jesus sein Leben gegeben. Der große Gott ist ganz klein geworden, so wie du, um dich mit seiner Kraft zu beschenken.

    Und dann ist alles möglich: Frieden, Bescheidenheit, Sanftmut, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit.

    V.

    Heute – am Reformationstag – blicken wir darauf zurück, erinnern uns.



    Ich sehe mit gemischten Gefühlen darauf.

    Vor drei Jahren war ich in der Lutherstube auf der Wartburg. Dort, wo Luther unter einem Decknamen untergetaucht das Neue Testament übersetzt hat.

    Dem Tod knapp entronnen. Noch voller Hoffnung, seine alte Kirche verändern, reformieren zu können.

    Das war noch am Anfang der Reformation.

    Hier, dachte ich, waren sich Luthers Hoffnung und das Evangelium ganz nah.

    Die Bibel ins Deutsche übersetzen, damit sie alle lesen und das Evangelium empfangen können!

    Aber es kam zur Spaltung der Kirche. Es wurden Kriege geführt.

    Und die evangelische Kirche wuchs. Manchmal wuchs sie sicher über sich hinaus, wurde zum Ort des Glaubens und der Nächstenliebe.

    Manchmal aber verkümmerte in ihr, was doch eigentlich ihr einziger Sinn und Zweck war.

    Mit ihrem Segen zogen Soldaten in den Krieg. Und sie schwieg weitgehend zum Ungeist der Nazis und ihrer Verbrechen.

    VI.

    Luthers Hoffnung und die Seligpreisungen Jesu.



    Ist unsere Kirche der Ort, wo das zusammenfindet?

    »Die Kirche muss immer reformiert werden«, hat Luther gesagt. Das klingt ernüchternd. So, als ob das nie Wirklichkeit werden könnte. Als ob wir nie fertig würden damit.

    Aber eigentlich ist es eine große Ermutigung!

    »Macht es immer wieder neu und von vorn! Gebt die Hoffnung auf eine Kirche des Evangeliums nicht auf!

    Hört immer wieder, wen Jesus selig und glücklich preist!

    Und werdet zur Herberge, in der das den Anfang nehmen kann.

    Gott gibt euch alles: Das ist das Evangelium!«

    VII.


    Die Welt ist nun mal, wie sie ist. Der Ort, in dem Jesus Menschen ins Licht des Evangeliums stellt und die dann selbst zum Licht für andere werden.

    Die Kirche ist nun mal, wie sie ist. Gottes Haus in dieser Welt – genau in dieser.

    Welche Kirche eigentlich? Immer die, die ernsthaft danach fragt!

    Heraus die Maus


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