Kompetenz-Status der Mediennutzer




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Sana26.06.2021
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Kompetenz-Status der Mediennutzer
Diesem Vertrauen in den Experten-Status von Medien muss der Vorstellung einer zivilen und autonomen Gesellschaft zuliebe das Vertrauen in den Kompetenzstatus der Mediennutzer entsprechen – eine Forderung, der im Umfeld von Medienpädagogik so recht und schlecht entsprochen wird. Dies wird vermutlich erst bahnbrechend gelingen, wenn die diversen Medientheorien bzw. auch deren pädagogische Anwendungsprogramme sich von dem Konzept einer Einzelmedienontologie verabschieden, nicht das Medium oder die Medien in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung rücken, sondern die Kommunikationskultur der Gesellschaft im Hinblick auf die sich ändernden strukturellen (medialen) Zusammenhänge. Zum andern hängt das Gelingen der Bemühungen zur Medienbildung vermutlich auch davon ab, dass, die theoretischen Konzepte die eingleisige Denkschiene aufgeben, ein Medienbildungsprogramm an Individuen abzuarbeiten. So sehr es wünschenswert ist, dass jeder Mensch für sich selbst das Kompetenzmotiv ernst nimmt, in dieser Gesellschaft einen deutungsfähigen Platz zu finden, so notwendig ist es aber auch ein gesellschaftliches Kompetenzmotiv auszumachen. Es kann nur sinnvoll sein, auf zwei Schienen eine Bahn zum Fahren zu bringen: die Schiene der individuellen Kompetenz und die des gesellschaftlichen Kompetenzprogramms (Bauer 201o Public Caspa Libero) Das würde endlich auch eine Überwindung der industrie-typischen Vorstellung von Mediensystemen bedeuten, so als müssten Medien in diesem ökonomischen Modell der Verteilung von kommunikativer Kompetenz auf professionelle Experten der Produktion und amateurisierende Konsumenten, die ihren Status mit Forderungen nach Gefälligkeit untermauern, weil sie ja zahlende Nutznießer seien. Die theoretische Aufstellung in den Begriffen von Produktion und Konsumtion folgt der industriellen Logik der „Taylorisierung“ von Arbeit und Kompetenz, sie wiederholt auf analytischer Ebene die Unterscheidung und Trennung eines integrierten Prozesssystems in zwei Bereiche (der Produktion und der Konsumtion) – ein klarer Verweis auf eine industrielle Ideologie als konstruktivem Überbau, der dazu tendiert ein dem entsprechend spezifiziertes Modell von des Kommunikationserfolges - das des Organisationserfolgs: Ökonomie von Wirkung, Einfluss, Macht zu verallgemeinern. Von entscheidender Bedeutung bleibt in diesem Zusammenhang der versuchten Re-Konzeptualisierung eines integrierten Kompetenzmodells der Hinweis: Innerhalb dieser industriellen Interpretation von Massenkommunikation folgen offensichtlich sogar medienpädagogische Programme dieser Vorstellung von unterscheidbaren Segmenten der Kommunikations- (und Medien-)kompetenz und erwarten vom Publikum kritische Konsumtion, während sie vom (so genannten) Kommunikator Organisationsqualitäten und Professionalität fordern. Innerhalb eines tayloristisch angeordneten Modells von sozialer Kommunikation könnte ein solches Konzept praktischen Sinn ergeben, theoretisch jedoch sollte das Kompetenzkonzept frei und emanzipiert sein von solchen funktionsdefinierten Entwürfen der Medienkommunikation. (cf. Bauer 2008: 137, und 2010).

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