Arbeitshilfen für die Gestaltung von Gottesdiensten zu Kasualien, Feierragen und besonderen Anlässen




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Sana10.04.2017
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#4079
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Verändert – wie sonst!?

31. Oktober. Tag der Reformation. Früher gab es da schulfrei. Mit »Ein feste Burg« und großen Gottesdiensten. Luther war Volksheld. Ähnlich wie Bismarck. Lange her. Heute weiß kaum mehr jemand drei Sätze vom großen Reformator der Kirche vor bald 500 Jahren zu sagen, dem Wiederfinder des Evangeliums von der Liebe Gottes, dem genialen Bibelübersetzer und »Lehrer der Deutschen«. Und doch: Luthers Erben leben. Noch immer ist nichts zu Ende, die Reformation unterwegs. Sie war es in der Aufklärung, 250 Jahre sind das her. Und sie ist es, rund um die Welt noch heute, wo immer es um das freie Gewissen, die Wahrung der Freiheits- und Menschenrechte und den Kampf um Demokratie und soziale Verantwortung geht.

Geborgenheit in einem gefügten Weltbild, überschaubar und überholt, hat die evangelische Kirche nicht zu bieten. Ihre Institution ist schwach, dafür recht flexibel. Kein herrisches Lehramt, das Freiheit schafft, Aktualität, aber auch Unsicherheit, Angreifbarkeit. Eines aber haben die Nachfolger verstanden: Wahrheit, Gewissheit, Heiliger Geist lassen sich nicht verordnen, allenfalls erbitten. Verstanden auch das: in der Mitte die Bibel. Nicht mit einem Kursbuch zu verwechseln, die Züge und Verbindungen einfach gegeben. Du musst sie herausfinden, nach Versuch und Irrtum ermitteln, nicht ganz einfach mitunter. Das allein aber ist es nicht. Die Kirche hat ein Vertrauenswissen. Und das ist ihr Kapital, wichtiger denn je: Du, Mensch, bist gemocht vom Grund der Welt. Du stehst in einer lebendigen Beziehung zu einer lebendigen Mitte und findest deine Schwestern und Brüder mitten unter Fremden. In unzähligen Gemeinden, Gottesdiensten, in Seelsorge, Schule und Beratung wird dieser Schatz ausgeteilt, Tag für Tag, Woche für Woche. Der Bedarf an glaubwürdigem und denkwürdigem Christsein ist enorm. Und nie ist die Kirche besser als ihre Glieder.

Die Kirche ist kleiner geworden. Viele Zeitgenossen haben den Kontakt zur Kirche verworfen, ihn über die Jahre verloren, neu ihn anderswo aufgenommen. Heilsversprechen sind zum bunten Markt geworden, ganz auf der Welle der Zeit: Für alles komme ich selbst auf, warum nicht für meinen Gott? Und sei es das ewige Licht meines Fernsehers oder das Selbsterlebnis des Kaufens oder alles das Andere, das ich mir leiste. Hauptsache, es gefällt. Ganz ohne Zweifel: Es kann das alles noch eine Weile so weitergehen, die Hohlheit noch immer nicht hohl, die Leerstellen noch immer nicht leer genug sein. Aber irgendwann werden die Irrtümer verbraucht sein und die Menschen wieder zu fragen beginnen, wird uns Heißhunger auf Brot, das sättigt, überfallen. Und dann werden wir den Ort, wo Gott zu finden ist, wie Martin Luther Kirche nennen. Verändert (wie sonst?!), aber Kirche!




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