Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers und mit Einl und Anmerkungen versehen von Andreas Seider.




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7. Die Verhandlungen auf der großen Synode zu Nizäa (325)
Sobald der Kaiser, dieser weise Fürst, von den geschilderten Vorgängen Kunde erhielt, trachtete er zuerst die Quelle der Übel selbst zu verstopfen und sandte zu diesem Zwecke einen durch seine Geschäftsgewandtheit berühmten Mann4 mit einem Schreiben nach Alexandrien, indem er so den Streit zu schlichten versuchte und die aufgeregten Gemüter zur Ruhe und Eintracht zurückzuführen hoffte. Als er sich jedoch in seiner Hoffnung getäuscht sah, berief er jene hochberühmte Synode nach Nizäa und ermächtigte die Bischöfe und ihre Begleiter, sich zur Reise dahin der dem Staate gehörigen Esel, Maulesel, Maultiere und Pferde zu bedienen. Nachdem dann alle sich eingefunden, so viele ihrer die Beschwerden der Reise ertragen konnten, kam er auch selbst nach Nizäa, teils getrieben von dem Verlangen, eine solch große Versammlung von Hohenpriestern zu sehen, teils in der Absicht, die Einigkeit unter ihnen wieder herzustellen. Sofort gab er auch Auftrag, sie mit allem reichlich zu versehen.
Es hatten sich dreihundertachtzehn Bischöfe eingefunden. Der von Rom fehlte wegen seines hohen Alters; indessen hatte er zwei Priester gesandt und sie bevollmächtigt, den Verhandlungen zuzustimmen.
Es gab aber in jener Zeit viele Bischöfe, welche durch apostolische Gnadengaben hervorleuchteten, und viele, die, um mit dem heiligen Apostel zu sprechen, die Wundmale unseres Herrn Jesu an ihrem Leibe trugen. Jakobus zum Beispiel, der Bischof von Antiochia Mygdonia, einer Stadt, die von den Syrern und Assyriern Nisibis genannt wird, hatte sogar Tote erweckt und dem Leben zurückgegeben und andere zahllose Wunder gewirkt, die ich nach meinem Dafürhalten hier in diesem Werke nicht neuerdings anzuführen brauche, da ich sie in meiner Mönchsgeschichte1 bereits erzählt habe. Paulus von Neocäsarea, einer kleinen Festung am Ufer des Euphrat, hatte in der Verfolgung des Licinius gelitten; er war nämlich an beiden Händen gelähmt, da man ihm glühendes Eisen darangehalten und damit die der Bewegung dienenden Sehnen zusammengezogen und getötet hatte. Anderen war das rechte Auge ausgestochen worden; wieder anderen war die rechte Kniekehle durchschnitten; einer von diesen war Paphnutius aus Ägypten; mit einem Worte, man konnte dort an einem Orte versammelt eine ganze Schar von Martyrern sehen.
Doch fehlte es in dieser heiligen und ehrwürdigen Versammlung auch nicht an Widersachern; es gab auch einige, die zwar leicht zu zählen waren, aber voll heimlicher Tücke gleich Untiefen im Wasser ihre böse Gesinnung verbargen und die Lästerungen des Arius nur insgeheim verteidigten.
Nachdem alle zusammengekommen waren, ließ der Kaiser einen sehr großen Saal in seinem Palaste herrichten und befahl, möglichst viele Bänke und Stühle in demselben aufzustellen, so daß sie für die Zahl der Bischöfe hinreichten. Als er so die ihrer Würde entsprechenden Vorbereitungen getroffen, hieß er sie eintreten und über die vorliegenden Gegenstände verhandeln. Er ging auch selbst hinein, jedoch als der letzte und mit geringem Gefolge, hervorragend durch körperliche Größe, ausgezeichnet durch männliche Schönheit, noch bewunderungswürdiger aber durch den Ausdruck der Ehrfurcht, der auf seinem Antlitz ruhte. Er ließ sich auf einem kleinen Sessel nieder, der in der Mitte für ihn aufgestellt worden war, nachdem er vorher die Bischöfe ersucht hatte, ihm solches zu gestatten. Zugleich mit ihm setzte sich die ganze heilige Versammlung.
Sofort begann nun als erster Redner der große Eustathius, der vor kurzem den Bischofsstuhl der Antiochenischen Kirche eingenommen hatte — der oben2 erwähnte Philogonius war nämlich zu einem besseren Leben hinübergegangen, worauf Eustathius gegen seinen Willen von Bischöfen, Priestern und dem gesamten Christus liebenden Volke einstimmig genötigt wurde, die Leitung jener Kirche als Nachfolger des Philogonius zu übernehmen —, dieser Eusthatius flocht also einen Kranz von Lobsprüchen wie von Blumen um das Haupt des Kaisers und vergalt dessen Eifer für die religiösen Angelegenheiten mit Lobeserhebungen. Als er geendet, hielt der gepriesene Kaiser selbst eine Rede über die Eintracht und die Einmütigkeit der Gesinnungen, wobei er der Grausamkeit der früheren tyrannischen Kaiser und des unter seiner Regierung von Gott verliehenen hochschätzbaren Friedens gedachte und hervorhob, wie schrecklich, ja nur zu schrecklich es wäre, wenn sie jetzt nach Vernichtung der Feinde, da niemand mehr zu widerstehen wage, einander selbst bekämpften und den Böswilligen Anlaß zur Freude und zum Lachen böten, zumal da sie über heilige Dinge stritten und doch die Lehre des Heiligen Geistes in der Schrift besäßen. „Denn“, sagte er, „die Bücher der Evangelien, die Schriften der Apostel und die göttlichen Aussprüche der alten Propheten lehren uns deutlich, wie man in Betreff des göttlichen Wesens zu denken hat. Laßt uns daher die Streit erzeugende Zwietracht beiseite setzen und aus der göttlichen Offenbarung die Lösung der fraglichen Schwierigkeiten entnehmen!“
Dieses und Ähnliches gab er wie ein Sohn, der seinen Vater liebt, den Bischöfen als Vätern zu erwägen, emsig bemüht, die Einheit der apostolischen Lehre zu erhalten. Die Mehrzahl der versammelten Väter leistete denn auch seinen Worten Folge und ließ sich die Erhaltung der Eintracht untereinander und die Bewahrung der gesunden Lehre angelegen sein. Einige wenige aber, die ich schon vorhin erwähnte, und außer diesen Menophantus von Ephesus, Patrophilus von Scythopolis, Theogonius, der Bischof von Nizäa selbst, und Narcissus von Neronias, einer Stadt im östlichen Zilizien, die jetzt Irenopolis heißt, ferner Theonas von Marmarika und Sekundus von Ptolemais in Ägypten: diese widersprachen der apostolischen Lehre und erklärten sich für Arius. Ja sie entwarfen sogar eine Glaubensformel und legten sie der Versammlung vor. Als sie aber zur Verlesung kam, wurde sie sofort von allen verworfen und als unecht und gefälscht bezeichnet. Es entstand ein sehr großer Lärm und Unwille gegen jene, und alle bezichtigten sie des Verrats am Glauben. Da gerieten sie in Furcht, erhoben sich und sagten sich als die ersten von Arius los, ausgenommen Sekundus und Theonas. Nachdem so dieser Gottlose preisgegeben war, entwarfen alle einmütig das noch bis heute in den Kirchen anerkannte und gebrauchte Glaubensbekenntnis, bestätigten es durch ihre Unterschrift und hoben alsdann die Versammlung auf.


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